tzeirnatpflege
muß beim Einkauf überlegen: wozu
brauche ich, was ich jetzt einkaufen
will; was soll es aushalten; was
muß ich verlangen?
Wenn wir heut eine Uhr für
Mark kaufen, so wirb uns ihr
richtiger Gang für ein Iahr garan-
tiert. Wenn wir aber für Hunderte
von Mark Lapeten, Kleider, Tep-
piche usw. kaufen, so wird uns
gar nichts garantiert, sondern die
Lapete verschießt in acht Lagen,
die Kleider verderben in wenigen
Monaten und den Teppich würden
wir, zehn gegen eins zu wetten,
nicht gekauft haben, wenn wir ge-
wußt hätten, wie häßlich er nach
einem Iahr aussieht.
Geht es so fort, so wird der am
besten tun, der Ladenhüter und Aus-
verkaufsramsch anschafft — mit an-
dern Worten: Stoffe, die schon eine
Ausstellung in Schaufenstern und
sonstige Hantierung ausgehalten
haben, ohne allzusehr zu leiden.
Auf Wunsch der Kunstwartleitung
werde ich den Lesern auch an dieser
Stelle eine übersichtliche Zusammen-
stellung der einfachen Verfahren
zur Prüfung auf Echtheitseigenschaft
geben. Paul Krais
M
Wozu lernen wir zeich-
nen?*
ir lernen zeichnen, um ande-
'ren durch Bilder etwas mit-
zuteilen, was wir mit Worten nicht
klar und anschaulich genug beschrei-
ben können. Durch eine einfache
Abbildung erhält man auf kürzestem
Wege eine deutlichere Vorstellung
von Dingen oder Vorgängen, als
durch eine umfängliche Schilderung
durch Worte. Zeichnen ist ein
Ausdrucksmittel wie Schrift und
Sprache. Es entwickelte sich und
* Aus der „Dürerbund-Korrespon-
denz". Vgl. dazu den Rundschau-
beitrag VLK.
entwickelt sich heute noch bei den
Menschen im gcgenseitigen Ver-
kehr und wird gefördert durch
Abung und Erziehung. Vei beiden
Ausdrucksweisen kommt es zu aller-
erst darauf an, daß wir überhaupt
mitteilen, daß wir den bezeichnen-
den Ausdruck finden, also reden
und malen lernen. Sodann müssen
wir etwas sachlich Nichtiges mit»
teilen können, wenn auch der ge-
wählte Ausdruck vorläufig noch
manches zu wünschen übrigläßt.
Das Nichtige müssen wir ferner
in richtiger Form darbieten, gram-
matikalisch richtig bei der Sprache,
in Maßen und Verhältnissen richtig
bei der Zeichnung. Wer das er-
reicht hat, hat genug erlernt für
sich selbst und für seinen Verkehr
mit der Menschheit, wenn er nicht
nach dem höheren Ziele zustrebt,
daß er Richtiges auch in einer
das Schönheitsgefühl befriedigenden
Weise auszudrücken vermag.
Da wir nur das richtig zeichnen
können, was wir richtig gesehen
haben, ist eine richtige Zeichnung
der Beweis, daß wir richtig ge-
sehen haben. Und es ist der ein»
zige sichere Beweis dafür. Wer
viel zeichnet, muß viel und genau
sehen. Er lernt also sehen und er°
hält dadurch genauere Eindrücke und
damit eine umfassendere und gründ-
lichere Kenntnis von der Welt, in
der er lebt, als ein anderer, der
seine Weisheit nur aus Büchern
schöpft. In diesem Sinne mahnt
uns Goethe, wenn er sagt: „Schrei-
ben muß man wenig, zeichnen viel."
_K. Elßner
Garnierte Naturschönheit
^chon von den alten Germanen
>2wird bekanntlich berichtet, daß
sie an den Afern saßen und immer
noch eins tranken, und wenn wir
sichere Kunde hierüber auch nur
hinsichtlich des Rheines haben:
! b-i
Kunstwart XXI, l2
muß beim Einkauf überlegen: wozu
brauche ich, was ich jetzt einkaufen
will; was soll es aushalten; was
muß ich verlangen?
Wenn wir heut eine Uhr für
Mark kaufen, so wirb uns ihr
richtiger Gang für ein Iahr garan-
tiert. Wenn wir aber für Hunderte
von Mark Lapeten, Kleider, Tep-
piche usw. kaufen, so wird uns
gar nichts garantiert, sondern die
Lapete verschießt in acht Lagen,
die Kleider verderben in wenigen
Monaten und den Teppich würden
wir, zehn gegen eins zu wetten,
nicht gekauft haben, wenn wir ge-
wußt hätten, wie häßlich er nach
einem Iahr aussieht.
Geht es so fort, so wird der am
besten tun, der Ladenhüter und Aus-
verkaufsramsch anschafft — mit an-
dern Worten: Stoffe, die schon eine
Ausstellung in Schaufenstern und
sonstige Hantierung ausgehalten
haben, ohne allzusehr zu leiden.
Auf Wunsch der Kunstwartleitung
werde ich den Lesern auch an dieser
Stelle eine übersichtliche Zusammen-
stellung der einfachen Verfahren
zur Prüfung auf Echtheitseigenschaft
geben. Paul Krais
M
Wozu lernen wir zeich-
nen?*
ir lernen zeichnen, um ande-
'ren durch Bilder etwas mit-
zuteilen, was wir mit Worten nicht
klar und anschaulich genug beschrei-
ben können. Durch eine einfache
Abbildung erhält man auf kürzestem
Wege eine deutlichere Vorstellung
von Dingen oder Vorgängen, als
durch eine umfängliche Schilderung
durch Worte. Zeichnen ist ein
Ausdrucksmittel wie Schrift und
Sprache. Es entwickelte sich und
* Aus der „Dürerbund-Korrespon-
denz". Vgl. dazu den Rundschau-
beitrag VLK.
entwickelt sich heute noch bei den
Menschen im gcgenseitigen Ver-
kehr und wird gefördert durch
Abung und Erziehung. Vei beiden
Ausdrucksweisen kommt es zu aller-
erst darauf an, daß wir überhaupt
mitteilen, daß wir den bezeichnen-
den Ausdruck finden, also reden
und malen lernen. Sodann müssen
wir etwas sachlich Nichtiges mit»
teilen können, wenn auch der ge-
wählte Ausdruck vorläufig noch
manches zu wünschen übrigläßt.
Das Nichtige müssen wir ferner
in richtiger Form darbieten, gram-
matikalisch richtig bei der Sprache,
in Maßen und Verhältnissen richtig
bei der Zeichnung. Wer das er-
reicht hat, hat genug erlernt für
sich selbst und für seinen Verkehr
mit der Menschheit, wenn er nicht
nach dem höheren Ziele zustrebt,
daß er Richtiges auch in einer
das Schönheitsgefühl befriedigenden
Weise auszudrücken vermag.
Da wir nur das richtig zeichnen
können, was wir richtig gesehen
haben, ist eine richtige Zeichnung
der Beweis, daß wir richtig ge-
sehen haben. Und es ist der ein»
zige sichere Beweis dafür. Wer
viel zeichnet, muß viel und genau
sehen. Er lernt also sehen und er°
hält dadurch genauere Eindrücke und
damit eine umfassendere und gründ-
lichere Kenntnis von der Welt, in
der er lebt, als ein anderer, der
seine Weisheit nur aus Büchern
schöpft. In diesem Sinne mahnt
uns Goethe, wenn er sagt: „Schrei-
ben muß man wenig, zeichnen viel."
_K. Elßner
Garnierte Naturschönheit
^chon von den alten Germanen
>2wird bekanntlich berichtet, daß
sie an den Afern saßen und immer
noch eins tranken, und wenn wir
sichere Kunde hierüber auch nur
hinsichtlich des Rheines haben:
! b-i
Kunstwart XXI, l2