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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,2.1911

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Heft 7 (1. Januarheft 1911)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9018#0101
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mittleren Stimmen immer etwas schwierig werden. Die ganzen, dreiviertel
nnü halben Noten, die häufig am Anfang einer Zeile stehen oder ihren
Schluß bilden, wird man schwerlich als Betonungen im Sinne der
Deklamation deuten können. Nach unsrer Meinung sollen sie weder
durch Tonstärke noch durch creseenäo oder äeersseencio heraustreten aus
dem Fluß des Ganzen, sondern im Gegenteil durch ein gewissermaßen
traumhaftes Klingen übcr dem regelmäßigen Viertelschlag der Begleitung
den Zusammenhang, die innere Bindung noch enger fühlen lasscn. Be--
sondere Aufmerksamkeit muß der letzten Zeile gewidmet werden. Hugo
Wolf hat sichtlich jedes Heraustreten aus der crnsten einheitlichen Stim-
mung des Ganzen vcrmieden wissen wollen. Pianissimo ist noch eigens
für den Gesang, „zart", „sehr zart" und dann noch „äiminuenäo" für
die Begleitung vorgeschrieben. Das muß genau beobachtet werden. Die
Worte, die eine Handlung beschrciben, könnten hier den Deklainator
zu cinein ohrenfälligen Humorausdruck vcrleiteu, aber gerade das wäre
nicht in Wolfs Sinn. Lr will die Vision durchaus nur als Glied
in der Visionenkette des Gcdichtsprcchers: er gibt das G estaltlied und
setzt es auch da durch, wo es scheinbar in das Singlied überzugehen auf-
fordert.

Das Tempo muß — wie das meiste im ganzen Lied — vor allem
gleichmäßig genommen werden. Da Wolf nichts Genaueres vorschreibt,
wird man es immer verschieden aufsassen dürfen. Aber das Beste wird
sein, sich nach der Atemfähigkeit des Singenden zu richten unter Bei-
behaltung dcr Tendenz: so langsam wie möglich. An sich ist cin schnelleres
Spielen natürlich leichter, da es technische Mängel leichter vcrschlcift
und jene Unterbrechungen der cinheitlichen Stimmnng vermeidet, die
bci langsamem Tempo gelegentlich leicht entstehen und sehr peinlich
sind. Ein langsames Tempo durchzuhalten und dabei die Stimmung
zu wahren, ist schwerer abcr auch üankbarer. Die kleine Erleichterung
aber kann man sich dabei erlauben, die ungeraden Viertel ganz leise
— nahezu unmerklich — zu betonen. Die Stelle, wo das Glitzern und Schim-
mern durch nebcneinander liegende Halbtöne gemalt wird (g-kw, a-xw usw.
Bemerkung von Rietsch), darf notfalls leicht arpeggiert werden, im übrigen
bringt ein Arpeggio zum mindesten den Verfasser dieser Zeilen um die
Stimmung des Ganzen, so daß er das Lied lieber gar nicht als arpeggiert
hört.

Die „Alten Weisen" sind ziemlich billig vom Verlage Peters in Leipzig
zu erhalten. F. G.

Herausgeber: llr. k. e. Ferdinand Avenarius in Dresden-Blasewttz; verantwortlich
der Herausgeber. Mitleitende: vr. Hermann Ullmann. Für Mustk: vr. Richard Batka
in Wien XIII/6; für bildende Kunst: Prof. Paul Schultze-Naumburg in Saaleck bei Kösen
in Thüringen — Sendungen für den Text ohne Angabe eines Pcrsoncnnamens an die .Kunst»
wart-Lettung"in Dresdcn-Blasewitz; über Wustk an l)r. Richard Batka in Wien XII1/6, Hügcl-
gaste 7 — Manuskripte nur nach vorherigerBercinbarung, widrigenfalls keinerlei
Derantwortung übernommen werden kann — Berlag von Georg D. W. Lallwcy — Druck
von Kaftner L Lallwey, kgl. Hofbuchdruckerei in München — In österrcich - Ungarn für
Herausgabe und Schriftleitung verantwortlich: vr. Richard Batka in Wien XIII/s

80 Kunstwart XXI V, 7
 
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