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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,2.1911

DOI Heft:
Heft 12 (2. Märzheft 1911)
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Bonus, Arthur: Vom Spannungsbedürfnis: ein Kapitel vom Wesen und Nutzen der Kunst
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Langen, Gustav: Was nun?
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https://doi.org/10.11588/diglit.9018#0455
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zählungen, in densn das im täglichen Leben so verworrene Geschehen
einfache, leicht erkennbare deutliche starke Linien, — Rippen und
Gelenke sozusagen — hervorkehrte. Artur Bonus

Was rmn?

^-»^ie Städtebauausstellnngen in Berlin und Düsseldorf haben
--H H eine Fülle neuer Erkenntnisse und Wünsche in die Köpfe und
Herzen vieler Tausende gebracht. Neue, große, herrliche Auf-
gaben für die Zukunft haben sie entrollt und die Wege gewiesen,
wie man die Städte praktischer und idealer, wirtschaftlicher und schöner
gestalten könne.

Was nun? Wo gilt es, die Aufgabe anzugreifen, wie die unzähligen
Schwierigkeiten zu überwinden, um die neuen Forderungen zu Taten
zu machen?

Schon auf der Städtebauwoche in Düsseldorf trat die ganze Schwie--
rigkeit der Fragen zutage. Von den sb Vorträgen behandelten nicht
weniger als 8 nicht im engeren Sinne den Städtebau, sondern Fragen
wesentlich politischer, wirtschaftlicher und verwaltungstechnischer Art.
Das heißt Fragen, welche durchgerechnet und erwogen werden müssen,
bevor man mit dem eigentlichen Städtebau beginnen kann. Es
wurde von mehreren Rednern sogar betont, daß unsre Gepflogenheiten
und unsre Rechtsbegriffe, unsre Gesetze und unsre Erkenntnis vom
Rnterschied der Privat- und der Volkswirtschaft, unsre Steuern und
unsre Beleihungsverhältnisse stark revidiert und geändert werden müß- !
ten, um den neuen Anschauungen und Forderungen zu genügen, ^
Wie könnten auch Einrichtungen, die zum Teil mehr als fünfzig
Iahre alt sind, noch der Menschheit von heute passen!

Schon diese Erkenntnisse klären die Frage: „Was nun?" Politik
heißt die erste Antwort. Eine umsichtige, weitausblickende Kommunal-
politik, welche die Interessen der einzelnen mit denen dsr Gesamtheit
zu vereinen versteht, das ist die Aufgabe, die uns alle angeht. Ohne
sie gibt es keinen Städtebau. Städtebauliche Fragen wie: „Bist du
für neue Verkehrsverbesserungen?", „Förderst du den städtischen
Grundbesitz?", „Stimmst du für die Anlage neuer Spiel- und Sport-
plätze?", „Förderst du die Wohnungsfrage?", „Willst du billiges
Bauland erschließen?", und viele andere Fragen mehr sollten von
nun an überall mitsprechen bei Wahlen und Berufungen vom Ober-
bürgermeister bis zum jüngsten Stadtverordneten und Bcamten. Denn
an der regen Teilnahme der Bürger, an der Einsicht der städtischen
Parlamente und an der Führung und Ausführung ihrer Beschlüsse
durch tüchtige Beamte hängt das Wohl und Wehe des künstigen
Städtebaus, der, wie wir nun doch wohl allmählich alle wissen,
nicht bloß eine „ästhetische" Angelegenheit ist.

Damit stehen wir vor der zweiten Beantwortung unsrer Frage.
Handelte es sich bei der ersten um den allgemeinen Willen zum
Besseren und um die Geldfrage, so bei der zweiten um das, was
man will, um die Form der städtebaulichen Vorschläge und Planun-
gen. Die kann nur von Spezialbeamten, von Fachleuten des Städte-
baus geschaffen werden.

Wer sind nun diese Fachleute?

370 Kunstwart XXIV, 12
 
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