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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,2.1911

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Heft 12 (2. Märzheft 1911)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9018#0472
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Allgemeineres


Böcklins Tod

>,»nd wieder fiedelte der Spielmann ihm
>^Am Ohre dicht. Des Künstlers Lippe pfiff
Ihm träumend nach, und was sein Ohr vernahm,
Das sah sein Blick hinaus ins farbige Sein,

Und seine Hand zog's wieder heim zum Bild.

Da setzt er plötzlich ab und lauschte nur:
Begonnen hatte der Gesell ein Lied,

Das tönte von des Hörers eignem Tod,

Und wie der feiner lauschte, ricf es: jetzt!
Gemächlich lehnte sich sein Haupt zurück,

Im leichten Schlummer saß er ruhig da.

Und als die Freunde, bang herbcigceilt,

Den Stuhl umstanden, flüsternd: „Ach, er stirbt",
Da schritt sein Geist, den Geigensängen nach,
Durch seines Lebens Neich dcn Abschiedsgang.

Und wie sie sich befragten: „Lebt er noch?",
Schlief seine Seele schon am Fels im Meer.

Doch der ihm spielte, hatte das Geripp,

Den Maskenschreck für Menschen, abgelegt
Und war ringsum. Ilnd sang chorführend allem,
Was jemals er berührt, mit Meergesang,
Ehorführend allem, was gewesen ist.

Rundschau

Vom ewig Akademischen

ist am Ende doch ein Fehler,
^^das Akademische nicht mehr als
etwas Lebendiges ernst zu nehmen,
ernstliche Gefahr von dorther nicht
mehr zu erwarten. Es lebet uoch!
Es lebt und „blüht" wie nur je
seit zweitausend Iahren, und wenn
es auch niemals Früchte bringen
wird, so steht doch das eine leider
fest: es wird uns alle und auch
unsre Urenkelkinder noch über--
leben. Ist aber kein Grund, dieser
zähen Macht gegcnüber stumm und
tatlos zu bleiben. Im Gegenteil,
sie kann nicht zu oft in ihrer
innern Ohnmacht gekennzeichnet,
dadurch des feierlichen Scheins bc-
raubt und immer wieder einmal
für eine Spanne Zeit unschädlich
gemacht werden.

O

Vegebenheiten vom Lage gaben
in jüngster Zeit wieder reichlich
Anlaß, des Akademischen zu ge°
denken. Inland und Ausland tru-
gen dazu bei.

Die Königlich Preußische Aka-
demie der Künste, die im aller-
günstigsten Fall einmal mit einer
rückwärts gerichteten Schau Be°
achtung verdient, hat mit ihrer
neuesten Ausstellung in der Masse
des Einheimischen nur wieder den
lieben Durchschnitt berücksichtigt.
Beim jüngsten Berliner Ordens-
segen hat sie einen schweren Miß-
griff, gelinde gesagt, mindestens
nicht verhindert: der besonders
chrcngeachtete Ordcn mit dcm sinn°
reichen Namen „pour Is dlLrite"
beglückte neben einem zwar treff-
lichen, doch nicht überragenden
Maler einen Bildhauer, der immer

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Kunstwart XXIV, s2
 
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