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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,2.1911

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Heft 7 (1. Januarheft 1911)
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Avenarius, Ferdinand: Schneegestöber
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Gregori, Ferdinand: Grundzüge der Inszenierung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9018#0020
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verwachsen sind, als daß ein HerumLoktern an ihnen Wesentliches
helfen könnte. Werden Lungen, Herz und Nieren am sozialen Körper
leistungsfähiger, so wird es damit von ihnen aus besser.

Die „Natur", hieß es, bringt der Winter wieder näher an die
Zivilisakion heran. Was bedeutet das in unserm Zusammenhange: die
Natur? Das nicht Abstrahierte, nicht Ordinierte, nicht Reglementierte,
nicht Schikanierte im Menschensein, das Unbewußte, das drunten im
reichen Nnabgeleuchteten lebt und im Fachmenschenleben nicht zur
Geltung kommt, das Nrsprüngliche, aus dem die Kraft des Hasses und
der Liebe, aus dem die Leidenschaften, auch die zum Guten, und die
Lntschlüsse zum Freien und Großen quellen. Bei der Arbeit haben
wir mit dem Beruf zu tun, der für sehr viele von uns nur Beschäf-
tigung ist, wenn nicht Schlimmeres, Hasten nach Geld. Das rechte
Ausspannen, die rechte Geselligkeit könnte helfen, das zu tun, wozu
mau beim Arbeiten keine Zeit hat: in tieferem Sinne des Wortes zu
„unterhalten", nämlich: uns zu erhalten als Menschen, die
weder Maschinen noch Sublimierungen werden wollen. So gesehn, hat
das Nnterhalten eine große biologische Bedeutung. Das gesunde Natür--
liche in uns zu pflegen, damit aus den Homines keine Homunkuli
werden. Sport, sportloses Reisen, Spielen, Kunst, Geselligkeit —
alles hilft dazu, fo lange es nicht auch schon verschnitzelt und ver--
witzelt, verabsichtelt und überzivilisiert ist. Rezepte helfen deshalb
nur bei Nebensachen, meistens: nur bei Symptomen. Am Drange
nach Nährendem fehlt es, ist der kräftig da, so weist er jedes Menscheu-
kind viel zuverlässiger auf das, was es braucht, als alles Klügelu,
eben, weil er aus dem großen Fundus im Nubewußteu stammt.
Geht der Reizhunger auf andres als auf Förderliches und zieht man
dem Brote den Kaffee vor, so krankt eben „die Gesellschaft". Zum
Verzweifeln ist das ja immer noch nicht, denn erstens: was heißt „die"
Gesellschaft, und zweitens: es ist schon manche Schicht krank gewesen,
die wieder gesund ward. Wer kann an hundert Erscheinungen im
Heute die guten Kräfte verkennen, die sich zum mindesten mit den
übeln mischen? A

Grundzüge der Znszenierung

^^nszenierung ist die Äbertragung eines dramatischen Werkes vom
^ t Buche auf die Bühne. Das dem Theater übergebene Stück kommt
^Fzuerst in die Hände des Dramaturgen oder des Lektoren, der es
liest und sein Nrteil dem Direktor schriftlich übermittelt. Empfiehlt
dieses Nrteil die Annahme, so befaßt sich der Direktor mit dem Stück
und holt wohl auch die Meiuung seines Leseausschusses, d. h. der
Regisseure (Spielleiter) ein. Steht ein Schriftsteller in Frage, der
schon Erfolge gehabt hat, so vereinfacht sich der Weg, der Direktor
ist dann oft der erste und einzige, der das Stück vor der definitiven
Annahme kennen lernt. Ehe die Zensurbehörde um ihr Einverständnis
angegangen wird, Lndert der Direktor, mit Einwilligung des Ver-
fassers, schon die Stellen, die Anstoß erregen könnten,- auch wo nach
seiner Meinung und Erfahrung sich Mängel und Härten zeigen,
streicht er Wörter, Sätze, Szenen, Akte, stellt er ganze Dialogpartien

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