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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,2.1911

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Heft 9 (1. Februarheft 1911)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9018#0240
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betreffenden gedrucktcn Exemplarc an die Zeitungen und Zeitschriften.
Und dann erst kommt die Buchform. O mein Gott.

Für den ganzen zweiten Tcil (jeder Teil hat 25—ZO Bogen): meine
Kriegstagebücher: hoffe ich allein schon HO OOO Mark zu bekommen!
VoilL der ROMAN! (An R. Schuster, (2. l. 08)

Ich verlor im Mai dieses Iahrcs:

(000 Mark für den Katalog von „Nord und Süd" (Schottländer), weil
Av. dagegen war.

Ich verlor im April und Mai dieses Iahres:

9000 Mark, weil ich zwei großen Kabaretts absagen mußte, aus „künst-
lerischen" Gründen. Da muß man selbst Frau und Kinder verhungern
lassen.

Ich verlor jetzt:

-(0 000 bis 60 000 Mark, weil keine Zeitung und keine Zeitschrift meinen
Noman zum Abdruck genommen hat: weil — „Fortsetzung folgt" unmög-
lich ist.

Ich verlor in dieser Zeit mindestens:

60 000 bis 80 000 Mark, weil, außer daß sie mir Kosten gemacht haben
(Reise und viertägigen Aufenthalt in Berlin), meine beiden Dramen
nicht durchgedrungen sind.

Summa summarum: etwa in zwei Monaten (20 000 bis ((0 000 Mark.
Nun? (An Gustav Falke, (8. 6. 08)

Rundschau

Deutsch-Ztalisches

lbrecht Dürer trat vor Gott-
vatcr. Er hatte eine Tafel in
der Hand, dergleichen er vorher
nicht gemalt hatte. „Ich mochte
schier verzagen / Vor großer Angst
vergchn, / Als ich mit deinen
Augen / Herrgott die Welt tat
sehn", sagte er.

Das ist ein echter Künstlertraum.
Isolde Kurz erzählt ihn von Hil-
debrand. Man glaubt Gottvater
mit dem wallenden Bart auf dem
Wcltcnthron zu sehn, wie er
Dürers Tafel ansieht wie einer,
dcr in eigene Vcrgangenheit zu-
rückdenkt. Und Dürer vor ihm
wic ein großcs Kind, fast schüch-
tcrn und wie crschüttcrt mehr als
wie stolz auf seine Arbeit, ob°
wohl auch davon etwas in seiner
Haltung liegt. Nnd das Bild,
wie die Berge sich in die Höhe

biegen und die Wolkenfehen hin-
fliegen wie vor dem Andrang des
untcnaufwühlenden Erdgeists.

Aber wie kommt Hildebrand da-
zu, Dürer zu träumen? Isolde
Kurz, die aus einer dreißigjähri-
gen Bekanntschaft sehr artig über
Florenz und Dcutsch-Florcntini-
sches plaudert,* hat in ihrem Buch
manches von Böcklin erzählt, das
unmittelbar aus seiner Person und
seinem Werk einleuchtet. Und
manche andere, von denen sie
spricht, treten sehr gegenständlich
uns entgcgen. Dieser Hildebrand
ist mir ein Rätsel geblieben. Daß
er aus einem Hause von alter
Kultur stammt (sein Vater Natio-
nalökonom, einer der Achtundvicr-
ziger aus der Paulskirche), glaube

* Florentiner Erinnerungen
(München, Georg Müller, (9(0).

(. Fcbruarhest (9((

(92

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