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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,2.1911

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Heft 9 (1. Februarheft 1911)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9018#0276
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der Verzicht des Kunstwart-Ver-
lags auf alle sittlich irgendwie
zweideutigen Annoncen, auf alle
Sekt- und Schnapsinserate, auf
alle über Geheimmittel-Kurpfusche-
rei, auf alle „Eingesandts", auf
alle versteckte Reklame, die ja
nicht bloß Waschzettelabdruck zu
sein braucht, auf alle Hinwcise im
Redaktionstext auf Inserate, auf
allc Zwischenschiebungen der An-
noncen in den Text, auf alle seit-
lichen Begleitspalten mit Brief-
kastcnnotizen, Bildchen usw. be-
deutet, kurz, auf alles, was ein
Zcitungsunternehmen erst „lukrativ"
macht? Der Verlag brauchte den
Einfluß und das Ansehen des
Kunstwarts geschäftlich nur so aus-
zunutzen, wie das auch bei sehr
gcachtcten Zeitungen für anstän-
dig gilt, und er könnte seinen
Gewinn verdrei- und verfüuf-
fachcn. Wenn er statt dessen lange
Iahrc übcrhaupt ohne Gewinn ar-
beitete und das jetzt noch mit cinem
durchaus bescheidencn tut — so
finde ich das nicht großen Rüh-
mcns wcrt, sondern für cincn

Kunstwart-Verlag einfach in der
Ordnung. Aber auch die Anforde-
rungen an den vornehmsten Verlag
müssen innerhalb des Möglichen
bleiben. Ästhetische Zensur auch
der Anzeigen und Beilagen ist
nicht, ist aus den angegebenen
Gründen nirgend möglich und
wird deshalb tatsächlich auch nir-
gendwo durchgeführt. A

Lebensabschnitte

>,»nsre Lebensabschnitte wcrdcn
-^bnicht durch auffallende, nach
unserm Willen erfolgende Hand-
lungen, durch Eheschlicßung, Er-
haltung eines Amtes und der-
gleichen bestimmt, sondern durch
Gedanken, die uns während des
Spaziergangs, mitten in der Nacht,
beim Essen kommen, besonders
durch jene Gedanken, die in unsre
Vcrgangenheit greifen und uns
sagen: du hast so gehandelt, es
wäre jedoch besser, wenn du anders
gehandelt hättest. Nnd alle weite-
ren Handlungen unterwerfen sich
wie Sklaven diesen Gedanken und
erfüllen ihren Willen. Thoreau

Bilderunv Noten

^M^as Blatt nach Lmilie Pelikan, das wir vor unser Heft stellen,
^T^Isoll auch mit als Illustration zum heutigen Leitcr dienen, nur bitten
wir, cs mit einem andcrn farbigen Druck nach einem Werke derselben
Künstlcrin zusammenzuhaltcn, mit dem Hochgcbirgsbildc aus dem zweitcn
Iuniheftc chsO (XXIII, 1,8). Erst im Vergleichcn wird das Anschauungs-
matcrial lcbendig. Iencs Blatt war ein rein photomcchanischer Vier-
farbcndruck, wie sie allgemein üblich sind, unser hcutiges ist, wie viele farbige
Bilder im Kunstwart, in ciner wescntlich tcurcren Technik hergestellt, ciner
Art „Steindruck", bci dcr dic photomcchanische Äbcrtragung durch künstlerische
Handarbeit unterstützt wird, so daß cin „Äbcrsetzen" wcnigstens dabci ist.
Außerdem aber: dort war ein räumlich sehr umfangreiches Original, dies-
mal abcr ein wesentlich klcincrcs Bild wiederzugcben. Nun vcrgleiche
man beide Blätter? Meiner Mcinung nach habcn Zeitschriftcn wie dic
unsrigc die Pflicht, ihre Leser, unter denen sich doch stets eine Anzahl

Lebende Worte

(. Februarheft (M

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