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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,2.1911

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Heft 9 (1. Februarheft 1911)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9018#0260
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stufen der Kunstgeschichte, die Tem-
pelkünste aller Zeiten und Völker
bis zu unsrer christlichen Kirchen-
kunst hatten diese „losgelöste
Sprache", diesen wahrhasten „Stil",
zu welchern jedesmal die religiöse
Architektur der Mutterboden war.

In diesem Sinne begrüße ich
Katharine Schäffner als Mitbe-
kennerin eines Glaubens und Mik-
strebcnde nach einem Kunstziele,
welchcs heuke leider von dem laute-
sten Kunstgeschrei verhöhnt und
selbst von den meisten Künstlern
verkannt wird. Ich nehme dabei
ruhig an, daß auch sie nicht ohne
Anregung von außen zu ihren
Versuchen gekommen ist und viel-
leicht auch mit durch Denken zu
ihren Formeln kommt. Man
pochte stets zu viel auf das unbe-
wußte Schaffen. Ich wüßte aber
nicht, wie und wo im Universum
eine Form entstehen könnte ohne
einen bewußt bauenden Willen
dahintcr. Die unbewußte künst-
lerischc Intuition käme schließlich
nicht auf Meisterschaft, sondern
Mediumschaft heraus, bei der man
immcr noch nach dem inspirieren-
den Denker fragen müßte, der die
Formeln zusammengcschlossen hatte.
Mag das Formulierende untcrhalb
odcr oberhalb der Bewußtseins-
schwelle stehen, das heißt, mag das
Hirn für die zeugeirden Kräste,
phhsische wie geistige, schon Be-
wußtseinszentren entwickelt haben
oder nicht, einerlei: der „unkünst-
lerische" Denker steckt im Künstler
oder hinter ihm und fürwahr,
es sind nicht die unbedeutenden
Werke, die von denkendeu Künst-
lern geschaffen werden. Fidus

Denkmalpflege und Zei-
chenunterricht

ine Verfügung des preußischen
Kultusministeriums wird die
Leser des Kunstwarts intercssiercn.

Sie betrifft den Zeichenunterricht,
der sich der Denkmalpflege an-
nchmen soll.

Die Verfügung erkennt zunächst
an, daß seit dem Erscheinen der
neuen Lehrpläne das Interesse an
der zeichnerischen Wiedergabe der
heimischen Bau- und Kunstdenk-
mäler stetig gewachsen ist und daß
eine große Zahl von höheren Schu-
len und Seminaren auch schon Er-
folge auf diesem Gebietc aufzu-
weisen haben. Daneben gäbe es
freilich noch manche Anstalt, an
dcr bis jetzt die heimischen Denk-
mäler überhaupt noch nicht in den
Bereich des zeichnerischen Studiums
gezogen worden sind. „Ich nehme
aber an, daß es nur des Anstoßes
bedarf, um auch dort das Interesse
für die dankbaren und meist sehr
naheliegenden Aufgaben zu wecken,
wie sie unser an altem Kunstbesitz
reiches Land in Fülle bietet." —
Die Darstellung soll sowohl frei-
händig, wie auch, nach Art der
Architekten, in Projektion und kon-
struiertcr Perspektive geschehen. Be-
sonders wünscht der Minister die
Aufnahme von solchen Denkmälern,
deren Bestand gefährdet erscheint.
Es kann sich dabei natürlich nur
um kleinere Bauten und um ein-
zelne Bauglieder handeln, die aber,
weil sie an sich unscheinbar sind,
oft in ihrem Werte unterschätzt
werden. Als Beispiele werden ge-
nannt: Bauernhäuser, kleine Ka°
pellen, Gartenhäuschen, dann Pfor-
ten, Friedhofsportale, Grabsteine,
Zäune und außerdem Möbel. Die
Verfügung regt ferner die Begrün-
dung von Heimatsarchivenbei
den Schulen an, die den Zweck
haben sollen, gute Aufnahmen von
dem Verfall und der Zerstörung
ausgesetzten Denkmälern zu sam-
meln und als schätzbares Material
für die Pflege und das Studium
der heimatlichen Denkmäler auf-

h Februarheft lstst 2s3

Heimatpflege
 
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