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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 25,4.1912

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Heft 19 (1. Juliheft 1912)
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Rundsschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9025#0076
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Augen und Sinne aufzutun für die
Natur. Und am Abend fragt die
Wanderer, wem's nicht gefallen hat.
Denen es nicht behagte, die laßt mit
andern anders wandern, möglich,
daß viele Menschen für solches Na-
turgefühl überhaupt unfähig sind.
Aber denen es gefallen hat, die
merkt euch: das werden die rech-
ten Wanderer, die beim Wandern
nicht bloß Erholung, die bei ihm

Glück einsammeln.

Die rechte Art zu rasten, ist viel-
leicht schwerer beizubringen, als die
rechte Art zu wandern.

Fritz Eckardt

lange". Amd jetzt beschweren sich
einige darüber, daß die Aus-
gaben dieses Chorals im
nämlichen Kunstwartheft selbst an-
gezeigt wurden! Ia, warum sollen
sie denn nicht angezeigt, verbrei-
tet, gespielt werden? Gibt es keine
Zimmer zu stillen Gedanken und
ernster Kunst, in denen ein Klavier
steht, gibt es keine Konzerte ernster
Art in ernstem Raum? Daß sogar
ein Choral für ein Tingeltangel-
programm tagtäglich als Zugmittel
benutzt werden kann, wenn er durch
ein furchtbares Rnglück „sensatio-
nell" geworden ist, das ist bei der
„Anzeige" das „Anzeichen", wegen
dessen wir sie abdruckten. A

„Näher, mein Gott, zu
Dtr"

^v^-itunter — verehrliche Leser,
-^»'verzeihen Sie — kommt es
mir vor, als wenn derjenige von
Ihnen, der natürlich bei person-
licher Aussprache immer anwesend
und also ansgenommen ist, wirk-
lich nicht ganz weiß, was er will,
wenn er sich beschwert. Wir brach-
ten unter „Anzeigen als Anzeichen"
den Ausschnitt aus einer Variete-
Annonce, in der angezeigt wurde,
daß in einem „Grand Cafe Central
und Bar" „von meiner renommier-
ten Kapelle" unter ihrem „bekannt
großen Repertoir" „nnter anderem
auch täglich der Lhoral Näher,
mein Gott zu dir" „zum Vortrag ge-

Dieses „Neiseheft"

wollen die Leser mit anderm Maß-
stab messen als die sonstigen Hefte
des Kunstwarts. Es bringt von
Aktuellem und überhaupt von nicht
ins „Reisemäßige" Einschlägigem
nur das Allerunentbehrlichste, um
für die eigentlichen Reisethemen
mehr Raum zu behalten. Wir
haben früher davon gesprochen,
weshalb wir alljährlich ein Reise-
heft herausgeben möchten und kön-
nen uns heute wohl darauf berusen.
Nur dürfen wir noch daran erin-
nern, daß auch unsre Reiseheste
selbst sich gegenseitig ergänzen.

Unsre Bilder und Noten

farbige Radierung von T. Fran^ois Simon gehört wie
/irgend etwas gerade vor ein „Reiseheft", denn sie predigt mit
feiner Zunge: achtet nicht nur auf die architektonischen und
sonstigen künstlerischen „Berühmtheiten"! Vielleicht ist das Sich-Emanzi-
pieren vom Angesternten eine der ersten Gescheitheiten guter Reisekunst.
Einen Nachteil hat ja bei allen seinen wirklich gerade in einem Kunst-
wart nicht gut anzufechtenden Vorzügen alles, was da gemalt, ge-
meißelt oder auf einen Kunstzweck hin gemauert ist: es ist von andern
Leuten gemacht worden. Seh ich mir aber, wie unser Maler, etwa
den Prager Kohlmarkt an und zieh ich aus ihm ein Bild heraus, so

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