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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 25,4.1912

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Heft 22 (2. Augustheft 1912)
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Rundsschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9025#0363
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und Güte irgendwo sind, ist ja die
beste, die uns werden kann, und
selbst die Seele des Lasterhaften
reibt sich vor Vergnügen ihre un-

sichtbaren Hände, wenn sie wahr-
nimmt, daß andere für sie gut und
tugendhaft sind.

Gottfried Keller

Unsre Bilder und Noten

ist an der Zeit, daß wir nach den verschiedenen Bildern Ludwig
Wills nun auch einmal den „zweiten Führer" der Dachauer, Adolf
Hoelzel sehen lassen. Bnser Steindruck zeigt ein Bild aus dem Iahre
l906 von ihm. Der Gegenstand ist Nebensache, auf die Farben kam's
an. Braun, grün, blau, gelb, die Gestalt nur als Farben- und Lichtfleck,
die Fläche durch die Baumstämme zerteilt, fast gemustert. Das ist nicht
die Malerei, es ist nur eine Richtung der Malerei, aber eine
von der etwas wissen muß, wer die Modernen kennen will. Der sehr be-
gabte vortresfliche Könner Hoelzel nähert sich hier Malern, mit denen
die Dachauer sonst nicht so nahe zusammengehn, ohne daß er sich untreu
würde. Wie alles das zu bewerten sei, davon sprechen wir ein ander
Mal.

Die vier Bilder nach einem Werkchen von dell'Antonio begleiten
seinen Aufsatz „Der Werdegang einer Holzplastik" und sind dort be-
sprochen. Für unser Gefühl geht die Durchführung beim letzten Stück
schon reichlich weit, ist in den Gesichtern der Eharakter der Holzschneiderei
vielleicht schon zu sehr abgeglättet. Schuld des Künstlers war das
schwerlich. Wie es in diesem Falle stand, wissen wir nicht, aber im
allgemeinen ist es so: daß die Besteller unsäglich schwer dahin zu bringen
sind, nicht immer auf noch mehr Glätte zu dringen. Vielleicht wird es
anders, nun auf den Ausstellungen mehr und mehr wahrhaft künst-
lerische Schnitzereien auftauchen.

Line davon ist FritzBehns meisterliche Büste Emanuels von Seidl.
Wie ist da alles Mensch und zugleich geschnittenes Holz!

Aber man kann auch mit gutem Recht das Holz „glätten", dann nämlich:
wenn die M a t e r i a l schönheiten des polierten Holzes „heransge-
bracht" werden sollen. Ein weiteres Blatt zeigt davon Beispiele aus
dem Kunsthandwerk, Bilderrähmchen, wie sie von Wilhelm Zeiler
(Augsburg, D. St. Annastraße 235) zu beziehen sind. Es ist eine in
ihrer Art sebr feine Kleintechnik, die hier für Kenner arbeitet. A

»»ch nsere Notenbeilage bringt anläßlich der 80. Wiederkehr des Todes von
'^Karl Friedrich Zelter, dessen „Ständchen" mit seiner etwas
altfränkischen, aber doch im Ton vortrefflichen Musik, in deren weitge-
sponnenen Melismen das Gefühl srei hinströmt. Zwei Kabinettstücke des
Volksgesanges machen den Beschluß und bedürfen keiner Kommentare.

B

Herausgeber: vr.b.o. Ferd.Avenarius inDresden-Blasewitz;verantwortl.:dertzerausgeber—-
Derlag von Georg D- W.Callwsy, Druck von Kastner L Callwey, k. Hofbuchdruckerei in München —
Zn österreich-Ungarn für Herausgabe u. Schriftleitung verantwortl.: vr. Rich.Batka inWien XIII/S

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