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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 25,4.1912

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Heft 22 (2. Augustheft 1912)
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Sprechsaal
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.9025#0328
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juden und Iudenabköminlinge für ihre Zwecke zu fangen, gegen diese
Verdächtigung mag sich der Verein felbst wehren!

Wir erklären: Es gibt keine anderen jüdischen Vereinigungen als
solche, die in voller Sffentlichkeit, auf dem Boden des Rechts und der
Landesgesetze ihre Ziele versolgen, und es gibt keine anderen Ziele jüdischer
Vereine, als die der Gerechtigkeit, der Humanität und der A.ufklärung,
Es gibt überhaupt nur eine einzige jüdische Organisation, die Partei zu
bilden sucht, die jüdische Politik treibt und das jüdische Volk als Volk
vorwärts stoßen will. Das ist die zionistische Organisation. Von ihr, die
freilich nicht in seinen Kram paßt, schweigt Ph. Stauff.

Aber wozu rede ich denn? Ph. Stausf hat sich im voraus gegen alle
meine Einwendungen gedeckt: Ich habe ^offenbar keine Fühlfäden in die
jüdischen Geheimorganisationen hinein"; ich bin ein reinev Lor; ich weiß
von nichts.

Von dieser Stauffschen Behauptung, daß die internationale Iudenheit
in einem geheimen Einverständnis stehe und die Welt schlau nach
jüdischen Zwecken lenke, geht eine gerade Linie zu den uralten An-
klagen, daß wir Christenkinder fchlachten, Hostien schänden, die Brunnen
vergiften, mit den Türken konspirieren. Was findet nicht Glauben, wenn
es die Iuden verdächtigt? Wer nimmt sich die Zeit, das Iudentum zu
studieren und sich selbst ein Arteil zu bilden? Amd wie sollen wir die Ver-
dächtigungen widerlegen? Ich habe keinen Zweifel darüber gelassen, daß
wir fortan den ehrlichen Kampf diesem faulen Frieden vorziehen. Aber
gegen Vorurteil und Mittelalter gibt es keine Waffen.

Den jüdischen Gegnern des Nationaljudentums aber erwidere ich mit
einem Lächeln: Anter den Kämpen, die gegen den Gedanken eines jüdi-
schen Volkes aufgetreten sind — warum befindet fich unter ihnen kein
deutscher Lhrist? Ist das Zufall? Peinlicher Zufall! Denn nur dessen
Einwand könnte doch etwas beweisen. Daß Iakob Loewenberg, allen
Deutschen und einigen Iuden zum Trotz, die jüdische Nation leugnet, was
soll damit bewiesen werden?

And um auf unser Thema vom deutsch-jüdischen Parnaß zurückzu-
kommen: Wer zweifelt denn, daß ein Iude deutscher Schriftsteller vom
Range Emil Kuhs werden kann? Wenn euch das genügt! Wer zweifelt
denn, daß ein Iude es dahin bringen kann, daß man ihn nicht als Iuden
erkennt, zumal aus seinen Schriften? Wenn ihr unoriginell genug
seid! Und wenn ihr den Lhrgeiz habt, nicht erkannt zu werden! Wir
haben den entgegengesetzten Lhrgeiz.

Nationaljudentum ist ein Erlebnis. Es läßt sich freilich nicht beweisen;
es läßt sich auch nicht widerlegen. Genug, das Dokument ist da; hundert
Dokumente sind da. Das andere wollen wir abwarten und inzwischen
unsern Weg weitergehen. Moritz Goldstein

Lose Blätter

Neue Gedichte von Börries von Münchhausen

sDie folgenden Gedichte sind dem neuesten Vande des Freiherrn von
Münchhausen entnommen, „Das Herz im Harnisch", der vor nicht langer
Zeit bei Egon Fleischel L Co. zu Berlin erschienen ist. Wir meinen,

2. Augustheft M.2 26!
 
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