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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 25,4.1912

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Heft 20 (2. Juliheft 1912)
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Rundsschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9025#0173
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Francksche Buch „Als Vaga--
bund um die Erde", dem die
Loseu Blätter des vorigen Heftes
entnommen sind (Verlag vonRuet-
ten L Loening in Frankfurt a. M.),
kostet gebunden nicht 5, sondern
(0 Mark.

Sittliches Necht uud
Partei

as Recht einer freien Lntwick-
lung der Geister, nach rechts oder

links hin, ist zugestanden; nicht Ziel
und Richtung gelten fürder als das
sittlich Entscheidende, sondern der
Weg. Wessen Weg über Treubruch,
Verrat und Amdankbarkeit führt,
den kann kein hohes Prinzip, keine
glänzende Fahnenschrift retten; wer
umgekehrt lautere Wege wandelt,
dem gegenüber ist es gleichgültig,
wenigstens vom ethischen Stand-
punkt aus, wohin diese Wege leiten.

Fontane

Unsre Bilder und Noten

er Reiz der Fläche, den der moderne Steindruck bewußt ausge-
hat, kommt auch in dem schönen Blatte von Eduard Euler
zur Geltung, das wir diesem Hefte vorsetzen. Es ist eine wundersame
Ruhe in seinem Winkel Welt und um ihn, ein Schweigen, das aber
nicht leer ist, das von freundlichem Leben tönt. Gewiß tut ein gut Teil
dazu schon das Motiv dieses behaglich abseit in Waldbergschatten ge-
lagerten Dörfchens und die Komposition der Linien, die sich alle so schön
beruhigen. Aber es half dazu auch die echt künstlerische Ausnützung der
lithographischen Technik, die hier zu nichts ihr irgend Widerstrebendem
gezwungen, die ganz in der Weise benutzt wurde, die ihr „lag". — Wer
das seine Werkchen in Originalgröße erwerben möchte, kann es vom
Künstlerbund Karlsruhe beziehen, auf dessen zu großem Teil außer-
ordentlich schöne Original-Steindrucke wir bei dieser Gelegenheit Augen-
genießer wieder einmal hinweisen möchten.

In seiner Art spricht der technische Reiz auch in Ernst Lieber-
manns Kohlezeichnung aus einem alten fränkischen Städtchen stark
mit — will man dessen recht gewahr werden, so braucht man nur das
folgende Blatt zu vergleichen, das ein ganz ähnliches Stadtmotiv nach
einer Radierung von O. F. Probst wiedergibt. Wie ist bei Lieber-
mann die Weichheit der Kohlenstriche, die warme Tiefe ihrer Schatten-
lagen mit benutzt! Vielleicht vergegenwärtigt man sich einmal, in wie
völlig anderer Weise eine Radierung hätte versuchen müssen, den milden
Zauber solchen gemischten Abendlichts wiederzugeben. Wie hart erscheint
zunächst die Radiertechnik auf dem Blatte von Probst. Aber in der Härte

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Kunstwart XXV, 20
 
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