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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 25,4.1912

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Heft 20 (2. Juliheft 1912)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.9025#0113
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sich selber sprechen. Es wurde versucht, möglichst vielseitig auszuwählen.

— Nenuen möchte ich noch die wichtigsten Lharondichter, die hier nicht
zu Wort kommen konnten; obwohl sie in den Iahren der Reife stehn und
Dichtungen geschaffen haben, die im Wert und Umfang ernstem, kritischem
Prüfen sich als reifes Können erweisen werden: Hanns Meinke mit
schönen Sonetten, Terzinen, Vierzeilern; die Sinner und verträumten
Denker: Wilhelm Ianecke, Ernst Hering, Werner Schumitz; der stark-
weiche Robert Ianecke; der schwerblütige, philosophische Eugen Styx (auch
als Dichter von Dramen, von denen leider aus Raumgründen nichts ge-
druckt werden konnte, stark); der klare Pshchologe und denkende Dichter
Gottfried Winter; und Hans Rothhardt. Als Aufblühende: Gustav
Knye, Hermann Hagedorn, und noch mancher, der sich noch er-
proben wird. Or. A. Soergel, einer der sachlichsten Beurteiler des Charon,
sagt in seiner Literaturgeschichte (Verlag Voigtländer) im Kapitel: „Otto
zur Linde und der Charon": ». . . Was der Charon erstrebt ist dies: den
Einzelnen, der sich nicht zersplittert, der alle Fähigkeiten entwickelt, orga-
nisch sich entfaltet, . . . und doch nicht sich absondert, sondern zur Gemein-
schaft strebt: Gemeinschaftsdienst durch Selbstentfaltung." „Hier ist", schließt
Soergel, „das größte und schwerste Problem der Zeit . . . erkannt."

Karl Röttger

Otto zur Linde

sDedichte, Märchen und Skizzen (Ms, seit (9(2 im Charonverlag). —
Fantoccini, Gedichte und Prosa ((902, seit (9(2 im Charonverlag). — Die
Kugel, eine Philosophie in Versen ((909, Titelzeichnung von Iulie Kruse).

— Arno Holz und der Charon, Versuch einer Psychologie der Dichtkunst

(Ml)> — Gesammelte Werke. Erste Abteilung: Gesammelte Gedichte.

Bd. I. Thule-Traumland ((9(0). Bd. II. Album, und Lieder der Liebe
und Ehe ((9(0). Bd. III. Stadt und Landschaft ((9((). Alles im Lharon-

verlag, Großlichterfelde. — Weitere Bände in VorbereitungZ

Charlottenburg — Park Witzleben
Da wollte die Stadt aus ihren ungezählten Häusern
Eine Vorstadt entsenden und gingen Straßen viel
Hinaus vors Tor und den Ring der äußersten Häuser
Bis in den gerodeten Wald. And legten sich die Straßen
Da kreuz und quer hindurch und um den Teich herum.

And lange Doppelreihn marschierten von weißen Laternen
Auf langen Pfählen und durchschlangen die Nacht
Wie eine Zaubernacht der Lichterweihnacht,

Oh hier sind Lichter gepflanzt wie ein schöndurchholzter Park.
Streifen im See sind wie silbernes Wasserbad
Urrd Pfad und Fahnentuch der schweigsamen Flut.

Am Rand der Stadt aus tausend getürmten Fenstern
Erglimmt eine Lichterburg wie Berglehnen,

Wie umzauberte Lampions der Außennacht.

And hoch an die Himmelsdecke wirft aus Innenschoß
Die Stadt ihr gesammeltes Glühen als einen Schein
Der Wolkenfärbung, leichtrot in der schwarzen Nacht.

I 82 Kunstwart XXV, 20^
 
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