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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 27.1984

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Nr. 1
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Barié, Paul: "Eine Lanze für Caesar", [2] - eine überflüssige Metapher: eine Antwort an Heinz Munding (MDAV 2/83)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33084#0013

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2 In der gleichen Zeitschrift, 1-2,1982, 72-77, befindet sich ein Artikel von Dario Anti-
seri ”Se e perche studiare il mondo greco e romano“, auf den auch A. Fritsch in der
Zeitschriftenschau (Fachdidaktik) im MDAV 3/83, 14 hingewiesen hat. Der Artikel
schließt mit einem Satz, der gleichsam als Leitgedanke über der gesamten Diskussion
zur Situation des Latein (und Griechisch), sicher nicht nur in Italien, stehen könnte:
„Rifiutare la conoscenza di questo mondo (mondo classico, Verf.) vuol dire proibirsi la
conoscenza di se stessi“.
Vgl. auch „Proposte di innovazioni metodologico didattiche per l’insegnamento del
latino nei licei, in vista della riforme della scuola secondaria“ (Annuario del Liceo
scientifico ,A. Einstein4 di Cerignola, Foggia: Capetta, 1, 1981, 67-77)
Verf. dankt Herrn Dr. Giovanni di Stefano, Lektor am Fachbereich Romanistik und
Slavistik, Italienische Abteilung der Universität Münster für Hinweise zur Überset-
zung der italienischen Artikel.

„Eine Lanze für Caesar“ - eine überflüssige Metapher
Eine Antwort an Heinz Munding (MDAV 2/83)
1. „Eine Lanze für Caesar“ zu brechen, heißt Eulen nach Athen tragen - mit dem
einen Unterschied, daß es letztere dort schon lange nicht mehr gibt: Kein römi-
scher Autor wird vergleichsweise ausführlich und unbedacht in schöner Regel-
mäßigkeit an unseren Gymnasien gelesen.
2. Von einer „Frühprägung durch das Bellum Gallicum“ zu sprechen ist daher
keine Übertreibung, und ich könnte es an vielen Äußerungen sogenannter Ehe-
maliger belegen; zu dem Stichwort „Latein“ assoziiert man zuerst „Caesar“, und
dann erst denkt der Befragte nach, was Latein sonst noch gebracht habe; Ovid,
Vergil und Horaz erscheinen als „späte Wiedergutmachung“ für eine durch
Grammatik und Caesar (disciplina wäre der beide verbindende Term) geprägte
Mittelstufe.
3. Wenn Munding meint, daß ich „Caesar persönlich nicht mag“, dann drückt er
das von mir angeschnittene Problem auf die Ebene eines individuellen Vorurteils
herab; Caesar ist aber m.E. nicht einfach eine Geschmacksfrage, und so geht es
mir auch nicht, um es noch einmal zu sagen, um eine Bestreitung seiner politi-
schen und literarischen Bedeutung, sondern darum, daß Caesar immer noch vie-
lerorts als „natürliche“ Anfangslektüre gilt, sozusagen als das Nadelöhr, das jeder
Latein Lernende zu passieren habe.
4. Munding beruft sich u.a. auf den Consensus der Zeitgenossen und zitiert
Cicero (Brut. 72, 262); nudi sind für diesen die Commentarii, recti et venusti, frei
von jedem ornatus orationis; der Consensus an der genannten Stelle betont vor
allem die literarische Qualität des Bellum Gallicum, und Cicero urteilt als Lite-
raturkritiker und ohne direkte politische Stellungnahme; andererseits stand
bestimmt eine schweigende Mehrheit von Zeitgenossen hinter der römischen
Außenpolitik, und die „Überzeugung von der geschichtlichen Rolle des eigenen

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