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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 34.1991

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Nr. 1
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Aufsätze
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Hagenow, G.: Humanitas: (Plinius Sec. Epistula Lib. VIII 8)
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Stroh, Wilfried: Musik und Latein aus Mähren: Zur Uraufführung von Jan Nováks Oper 'Dulcitius' in Brünn
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https://doi.org/10.11588/diglit.35875#0004

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wie der Anfang seines Briefes erkennen ließ, die Seele des Freundes sehr genau kennt,
attestiert ihm damit ein hohes Maß menschlicher Reife und einer hohen Gesinnung,
wie wir sie auch heute noch anerkennen und schätzen.
Anmerkungen
1 Es erscheint ebenso erstaunlich wie erfreulich, daß sich dieses Landschaftsidyll über fast 1950
Jahre bis in die neuesten Zeiten erhalten hat und noch heute zu genießen ist: der mit Gras be-
wachsene, von einzelnen Bäumen bestandene Talhang, die aus verschiedenen Quellen zuta-
ge tretenden Wasserrinnsale, die sich im Talgrund zu einem stattlichen Bach vereinen. Nur
das ländliche Heiligtum des Flußgottes ist durch ein einfaches, spätantikes Tempelchen er-
setzt, das zu einer christlichen Kapelle geweiht wurde, und die Weihinschriften sind ver-
schwunden.
2. Plinius Secundus Caecilius Briefe, ed. H. Kasten Heimeran 1968, 5. 450 ff.

DR. G. HAGENOw, Geisenheim

Musik und Latein aus Mähren
Zur Uraufführung von Jan Noväks Oper 'Dulcitius' in Brünn
Es waren einmal in alten Römerzeiten drei fromme, junge, wunderschöne Mädchen,
die aber nur ihrem Herrn Christus verlobt sein wollten; und dies, obwohl Kaiser Dio-
cletianus sie persönlich sich vornahm, um sie zu standesgemäßer Heirat und heidni-
scher Konversion zu überreden. Selbst die drohende Hinrichtung schreckte die Schö-
nen nicht. Und wenn sie auch am Schluß dem Märtyrertod nicht entgingen — zwei
starben in Flammen, die dritte durch Erschießem mit F*fei) und Bogen —, glückte es ih-
nen doch lange, ihre Verfolger zum Besten zu halten und vor allem körperlich ihre
Unschuld zu bewahren. Als etwa ihr Richter Dulcitius sie in plötzlicher Liebesbrunst
überwältigen wollte, umarmte er, plötzlich verblendet, rußige Bratpfannen statt der
knusprigen Christinnen, ein Gespött nicht nur für die schalkhaft jubilierenden drei Da-
men, sondern sogar für seine eigene heidnische Umwelt.
Also dichtete, in holder Naivität, Rosvitha von Gandersheim, eine sächsische Nonne
des zehnten Jahrhunderts; und sie genießt dafür den Ruhm der ersten deutschen Dich-
terin. Ihre lateinische Märtyrerkomödie 'Dulcitius' war wie andere, ähnliche Stücke
dazu bestimmt, den heidnisch-frivolen Komödiendichter Terenz, der wegen seines
schönen Lateins auch von Christen viel gelesen wurde, durch eine frömmere Alterna-
tivlektüre zu ersetzten, damit, so schreibt sie selber, „durch dieselbe Art von Dich-
tung, in der man vom schändlichen Hurentreiben leichter Mädchen erzählt, die löbli-
che Keuschheit heiliger Jungfrauen gepriesen werde". Und wiewohl es für sicher gilt,
daß Rosvitha ihre Dramen nicht für das eigentliche Theater geschrieben haben kann,
haben immer wieder Literaturhistoriker den in diesen Lesestücken verborgenen Büh-
neninstinkt bewundert.


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