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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 34.1991

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Nr. 2
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Buchbesprechungen
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Schulz, Hartmut: [Rezension von: Publius Ovidius Naso, Metamorphosen. Band I, 1-150, in der Reihe "Explicata Latinitas" hrsg. von Eberhard Oberg - in der selben Reihe und vom selben Herausgeber: Phaedrus, Unterhaltung und Weisheit]
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https://doi.org/10.11588/diglit.35875#0065

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Buchbesprechungen

Pub/ius Ovidius Naso, Metamorphosen. Band /, 7-750, 7n der Reibe„Fxp/icata Fatinitas" hrsg. von
Eberhard Oberg, Frankfurt am Ma7n (HirscbgrabenJ 7937. 6,60 DM; Fehrerheft 2,20 DM.
/n derse7ben Reihe und vomse/ben Herausgeber; Phaedrus, Dnterha/tungund Weisheit, Frankfurt
am Main fCorneisen / Fiirschgraben) 7989; 6,60 DM
Die Idee der Reihe ,,Explicata Latinitas" ist eigentlich nicht neu. Schon zu Beginn unseres Jahr-
hunderts stellte der Berliner Reformpädagoge Berthold Otto in seinen ,,Tirocinia" und ,,Latein-
briefen " eine Alternative zum Schülerkommentar zur Diskussion: Er stellte den Originaltexten
eine Bearbeitung in einer vor allem in Wortstellung und Satzbau vereinfachten Prosafassung vor-
an, um die folgende Arbeit am Original von grundlegenden lexikalischen und grammatischen
Klärungen zu entlasten und das sprachliche Kunstwerk im Vergleich mit der Bearbeitung um so
mehr hervortreten zu lassen. Die Ausgangssituation im Lektüreunterricht heute, wie sie E. Oberg
beschreibt, scheint sich wenig gewandelt zu haben: Nur eine Fülle zusätzlicher Hilfsinformatio-
nen ermöglicht es dem Schüler, z.B. einen Ovidtext überhaupt in seinen inhaltlichen Grundzü-
gen zu erfassen. Die Folgen sind neben dem schleppenden Fortgang der Lektüre, bei der für die
Interpretation kaum noch Zeit und Kraft bleiben, das unangenehme Gefühl eines unzureichen-
den eigenen Sprachwissens, ja sogar eines defizienten Textes, dessen wesentliche Informationen
aus einem zusätzlichen Kommentar stammen. Die Form des Originaltextes selbst erscheint dann
weniger als prägnante Sprache denn als schikanöse Verkleidung (Ovid, Lehrerheft, S. 5). Das be-
reits von Udo Frings (Textbearbeitungen, Filtertexte und vergleichendes Interpretieren, AU 1983,
H. 6, S. 80 - 100) vorgeschlagene Verfahren, den verdichteten poetischen Text in einem vorher-
gehenden Filtertext zu explizieren, soll dagegen der,,Schönheit, Prägnanz und Unersetzlichkeit
des Originaltextes" die angemessene Geltung verschaffen (Textheft, S. 4). Es setzt voraus, daß ein
solcher Text die Möglichkeiten seiner Explizierung selbst beinhaltet, daß der poetische Text in
seiner Tiefenstruktur eine Fülle von Vor-, Zusatz-, Nebengedanken und alternativen Formulierun-
gen birgt, die zu den Verstehensvoraussetzungen des antiken Lesers gehörten (Lehrerheft, S. 6f.).
Die Methoden der Explizierung beruhen zusammengefaßt auf der Zerlegung der Aussage in Teil-
aussagen, dem Ersatz ungebräuchlicher oder schwieriger Wörter und Strukturen durch gebräuchli-
chere oder einfachere und die Eingabe zusätzlicher Informationen, wo sie nötig erscheinen.
Als Beispiel sei hier die Bearbeitung des Prooemiums der Metamorphosen angeführt:
Formae mutatae sunt.
/n nova corpora formae mutatae sunt.
D7 se mutaverunt et i/7as formas.
Mihi in animo est carmen componere de mutatis formis.
Di, coept/s meis adspiratei
Deducite coepta mea ab origine mundi usque ad mea temporal
Prima ab origine mundi ad mea tempora perpetuum deducite carmeni
Gegenüber dieser Bearbeitung soll die Verdichtung des Textes als „Wert empfunden und das
Fortschreiten zu ihr als Einblick in die Gestaltungsarbeit, sozusagen in die Werkstatt des Dichters
erlebt werden. Die Schulausgabe der ersten 150 Verse der Metamorphosen beschränkt sich aller-

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