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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 34.1991

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Aufsätze
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Belde, Dieter: Amerigos Vespuccis "Mundus Novus" in Kl. 10 und auf der Oberstufe
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https://doi.org/10.11588/diglit.35875#0007

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Amerigos Vespuccis ,,Mundus Novus' in K!. 10 und auf der Oberstufe^
1. Einleitung
Mein Ziel ist es, meine Unterrichtsversuche so interessant wie möglich darzustellen,
um das Interesse zu wecken, etwas Ähnliches auch mal im Unterricht zu versuchen.
Dabei möchte ich aber deutlich sagen, daß ich es nicht für richtig halte, im Unterricht
möglichst unbekannte und abwegige Texte zu bearbeiten. Auch wenn Caesar und Ci-
cero für mich schon alte Bekannte sind, so sind sie doch bei jeder Bearbeitung für die
Schüler neu. Dennoch bleibt neben der Bearbeitung dieser wichtigen Texte im Unter-
richt immer noch etwas Raum, um ungewohnte Texte zu bearbeiten, die den Unter-
richt bereichern können. Ein solcher Text ist der Mundus Novus des Amerigo Vespuc-
ci, vorgelegt in Heft 2/87 des AUÄ
Folgende Merkmale sollte ein Text erfüllen,^ den ich im Lektüreunterricht der Klasse
9/10 einsetzen kann:
— Der Text soll kurz und leicht überschaubar sein, so daß man ihn in wenigen Wo-
chen bewältigen kann. Bei 3 Stunden pro Woche in Klasse 9/10 und auch in Klasse 11
ist eine Zeit von 4 - 6 Wochen für die Lektüre eines Textes ideal.
— Der Text soll in einem leichten Latein verfaßt sein. Nach der langen Phase der Ar-
beit mit dem Lehrbuch und der Einübung der Grammatik muß ein Schüler das Gefühl
haben, nun einen Text selbständig bewältigen zu können.
— Zudem halte ich es für günstig, wenn in dem Text eine Geschichte erzählt wird, die
eine deutlich erkennbare Handlung enthält.
— Der Inhalt des Textes sollte sich mit allgemeingültigen Problemen beschäftigen, die
in ihrer Problematik auch in der Gegenwart eine Rolle spielen und zu spontaner Stel-
lungnahme herausfordern.
Bislang habe ich den Mundus Novus dreimal im Unterricht bearbeitet. Beim ersten
Mal in einer Vorstufe (Klasse 11), dann am Beginn des Schuljahres in einer 10. Klasse
bei grundständigem Latein und schließlich im zweiten Semester in einem Leistungs-
kurs. Jedes Mal hat der Text spontan bei den Schülern Anklang gefunden.
2. Der Inhalt des Briefes
Nach der Anrede an den Adressaten Lorenzo Pietro de Medici berichtet Amerigo so-
fort von seiner wichtigsten Entdeckung: Es ist ihm klar geworden, und er formuliert es
voll Stolz, daß er einen neuen Kontinent gefunden hat ,,continentem invenerim".
Im Folgenden berichtet er eingehend von der Reise der drei Schiffe, die im Mai 1501
begann und 20 Monate Richtung Süden führte. Zunächst segelte man zu den Kanari-
schen Inseln. Von dort aus ging es an der Küste Afrikas entlang zum Cap Verde. Man
lädt nochmals Versorgungsgüter nach und segelt dann quer über den Ozean Richtung
Südpol mit leichter Abweichung nach Westen: „versus Antarcticum parumper per oc-

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