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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 34.1991

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Schulz, Kristine: DAV und altsprachlicher Unterricht in den neuen Bundesländern: 4. Landesverband Sachsen-Anhalt
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https://doi.org/10.11588/diglit.35875#0050

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4. Landesverband Sachsen-Anhait
In Sachsen-Anhalt wird es ab September 1991 ein gegliedertes Schulsystem geben, der Entwurf
für das neue Schulgesetz liegt vor und wird zur Zeit gerade diskutiert. Dabei ist zu erwarten, daß
Hauptschulen und Realschulen zusammengefaßt werden, der Abschluß ist nach Klasse 9 bzw.
Klasse 10 möglich. Nach der Grundschule können die Kinder das Gymnasium ab Klasse 5 besu-
chen; ein Zugang ist aber auch in Klasse 7 möglich. Derzeit liegen wesentlich mehr Anträge auf
Gymnasialbildung vor, als berücksichtigt werden können. Auch die Standortverteilung der Gym-
nasien und Grundschulen erhitzt zur Zeit noch die Gemüter, man kann davon ausgehen, daß
Lehrer und Schüler vollständig ,,umgruppiert" werden müssen. Daneben stehen die gerade erst
eingerichteten Schulbehörden vor der dringenden Aufgabe, die neuen Inhalte, von ehrenamtli-
chen Kommissionen erarbeitete Rahmenrichtlinien, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen,
diesen Rahmenrichtlinien Gesetzeskraft zu verleihen. Das wiederum ist Voraussetzung u.a. für
die Schulbuchbestellung, damit im September das Schuljahr ordnungsgemäß beginnen kann. Für
die Neubaugebiete Halle-Neustadt und Heide-Nord (evtl.) wird es neben dem Gymnasium auch
eine Kooperative Gesamtschule (KGS) geben, Kontakte bestehen seit längerem zu Kollegen aus
westlichen Bundesländern, u.a. aus Niedersachsen.
Schulen mit erweitertem altsprachlichem Unterricht gab es seit 1981 in Sachsen-Anhalt die
August-Hermann-Francke-Oberschule (Franckeplatz 1, Haus 43, 0-4020 Halle) und die Hum-
boldt-Oberschule (Nachtweide 68, 0-3010 Magdeburg); daneben das Norbertinum Magdeburg
(Sieverstorstraße 51, 0-3024 Magdeburg) als traditionelle Schule in kirchlicher Trägerschaft. Seit
September 1990 wird auch an der Landesschule Schulpforta, 0-4801 Schulpforta (bei Naum-
burg), wieder Latein und Griechisch unterrichtet.
Daneben gab und gibt es das Bestreben, an den erweiterten Oberschulen (EOS) Lateinunterricht
anzubieten. Entsprechend der Fachlehrerbesetzung sind die meisten Direktoren bemüht, wenig-
stens einen fakultativen Lateinunterricht ab Klasse 11 oder früherbeginnend anzubieten. Das
hängt nicht nur von den Möglichkeiten ab, sondern auch von der Wertigkeit, die ein Direktor
dem Aitsprachenunterricht zubilligt. Die 33 Mitglieder des Landesverbandes Sachsen-Anhalt des
DAV sind in ihren Kreisen sehr um die Erweiterung des Altsprachenangebotes in den zukünftigen
Gymnasien bemüht. Sie sind (bis auf Ausnahmen) ausgebildete Fachlehrer, in den meisten Fällen
mit der Kombination Latein - Deutsch oder Latein - Russisch. Einige haben noch ein Englisch-
Fernstudium absolviert. Unser Bestreben geht jetzt dahin, diese Fachlehrer vorwiegend Latein
unterrichten zu lassen, daneben aber auch arbeitslose Lehrer für Latein, in einigen Fällen auch
Griechisch aus den Alt-Bundesländern in Sachsen-Anhalts Gymnasien arbeiten zu lassen. Nur
wenn an allen Gymnasien die Schüler die Möglichkeit der freien Wahl der ersten, zweiten, drit-
ten und vierten Fremdsprache haben, kann man von Chancengleichheit im Bildungssektor spre-
chen und gezielt an der qualitativen Verbesserung des Unterrichts arbeiten.
Die Lehrer Sachsen-Anhalts hatten bereits im September 1990 die Möglichkeit einer Wochen-
endfortbildung im Robertinum der Martin-Luther-Universität genutzt, im Februar fand eine Fort-
bildung in Schulpforta (4 Tage) statt, beide Male von mir angeregt und organisiert, von westdeut-
schen Kollegen unterstützt.
Für die Stadt Halle besteht die Vorstellung, zwölf Gymnasien einzurichten. Die Lehrer werden
sich alle bis Ende März neu bewerben müssen, die Direktoren werden alle neu berufen bzw. be-
stätigt. insofern ist es also immer noch eine Zeit der Umgestaltung. Es gibt viele Unbekannte in
dieser Aufbauphase, aber die alten Sprachen dürfen dabei nicht außer acht gelassen werden.
Oft haben Eltern, Schüler, Direktoren oder auch Vertreter der Schulbehörde noch zu wenig Vor-

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