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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 34.1991

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Nr. 2
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Aktuelle Themen
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Selle, Kurt: DAV und altsprachlicher Unterricht in den neuen Bundesländern
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Gerhardt, Karl-Heinz: DAV und altsprachlicher Unterricht in den neuen Bundesländern: 1. Brandenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35875#0045

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damentale Fächer. Die von ihnen angebotene Bildung vermittelt Schlüsselqualifikationen, die in
der heutigen Gesellschaft von großer Bedeutung sind, in Kreisen der Wirtschaft und der Wissen-
schaft mit Recht als Voraussetzung für verantwortungsvolle Berufslaufbahnen angesehen wer-
den. Viele Studiengänge fordern den Nachweis von Kenntnissen in Latein und Griechisch. Der
Deutsche Altphilologenverband bittet mit Nachdruck darum, durch entsprechende Schulgesetze
den Schülerinnen und Schülern in den neuen Bundesländern die gleichen Bildungschancen zu
gewähren, wie sie in den alten Bundesländern bestehen.
Zur näheren Erläuterung seiner Anliegen erlaubt sich der Verband, Ihnen in der Anlage je eine
Broschüre ,,Griechisch heute" und ,,Latinum — Latein in der Schule und für das Studium" zu
überreichen, die unlängst von ihm herausgegeben worden sind.
Im Namen der Vertreterversammlung des Deutschen Altphilologenverbandes
KuRt SELLE, Vorsitzender

1. Brandenburg
Im Land Brandenburg war der altsprachliche Unterricht wie überall in der DDR allgemein auf
den fakultativen Unterricht reduziert worden.
Eine gewisse Ausnahme bildeten das kirchliche Oberseminar Herrmannswerder und die Hum-
boldtschule in Potsdam. An diesen beiden Schulen wurden Latein in etwas breiterem Umfang
und auch Griechisch unterrichtet. Die Humboldtschule war eine der neun Schulen in der DDR,
die ,,Klassen mit verstärktem altsprachlichem Unterricht" führten, und die einzige derartige
Schule im Land Brandenburg. Hier in Potsdam konnte die lange Tradition einer Lateinschule be-
wahrt werden; ohne Unterbrechung wurden Latein mit wenn auch sehr eingeschränkter Origi-
nallektüre und Griechischkenntnisse den Schülern (in den letzten Jahren wieder ganzen Klassen)
vermittelt.
Nach der Wende haben neben den Kontakten einzelner Westberliner Schulen zu Schulen des
Berliner Umlandes, durch die auch deren Altsprachenlehrer miteinander bekannt wurden, die
Initiativen des Altphilologenverbandes Berlin die Neuorientierung des Lateinunterrichts im Land
Brandenburg befördert. Auf dem Hamburger Altphilologenkongreß hatte die herzliche Aufnah-
me beeindruckt, die Veranstaltungen hatten begonnen, durch die Trennung entstandene infor-
mationslücken zu schließen. Individuelle Gespräche am Rande und organisierter Gedanken- und
Erfahrungsaustausch zwischen engagierten Vertretern des Verbandes und den DDR-Teilnehmern
waren der Anfang einer immer enger werdenden Zusammenarbeit — auch für die Kollegen des
Landes Brandenburg. Sie wurden zu beherztem Wahrnehmen der mit der Wende sich auftuen-
den Möglichkeit ermuntert, den alten Sprachen wieder zu ihrem Recht zu verhelfen, zu einem
angemessenen Platz in der sich erneuernden Schule. Es wurden Erfahrungen vermittelt, wie im
demokratischen Kräftespiel der Interessenvielfalt der einzelne Kollege dieses Recht durchsetzen
könne.
Aus den hier geknüpften Kontakten heraus wurden von der Westberliner Altphilologenschaft so-
fort nicht nur die Ostberliner, sondern auch die Kollegen des Umlandes zu ihren Veranstaltungen
eingeladen, und auch dort wurden wir mit Freude über die Überwindung der Grenzen, über die
Möglichkeit der Begegnung und des Gesprächs empfangen. Aufgeschlossenheit für unsere Anlie-
gen spürten wir nicht nur in offizieller Begrüßung, sondern auch in vielfältigen persönlichen Be-
gegnungen, in denen wir uns über Schulstruktur und Unterricht austauschten und wo uns spon-
tan Unterstützung und Vertiefung der Zusammenarbeit angeboten wurden. An einer Zusammen-
kunft mit den Kollegen des Bezirks Potsdam beteiligten sich führende Berliner Philologen mit In-

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