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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 34.1991

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Nr. 1
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Buchbesprechungen
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Sallmann, Klaus: [Rezension von: Andreas Fritsch, Lateinsprechen im Unterricht. Geschichte - Probleme - Möglichkeiten]
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Nickel, Rainer: [Rezension von: Lucius Annaeus Seneca, Apocolocyntosis Divi Claudii. Einführung, Text und Kommentar von Otto Schönberger]
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https://doi.org/10.11588/diglit.35875#0023

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Standpunkts Fritsch S. 87 erzählt, ging die Pflege des lebendigen Lateins auf eine internationale
Reihe von Laienbewegungen über (S. 65 bis 73), die noch heute durch Lateinseminare für Alt-
tagslatein aktiv sind und denen neuerdings dieSeptimana Amoeneburgensis ,,Lateinisch reden —
römisch kochen" (M. Hofmann - R. Maier, Frankfurt/M.) anzufügen wäre. Jetzt kehrt die Viva La-
tinitas offenbar sachte in die Schule zurück; Fritsch spricht von 'Spurenelementen' (S. 76), was
mir etwas zu mikroskopisch klingt. Wie wäre es mit dem 'Ferment', das alle Beschäftigung mit
Grammatik und Literatur durchzieht? Der vorletzte Teil (S. 83 bis 112) zählt zwölf ^Möglichkei-
ten des Lateinsprechens im heutigen Lateinunterricht" auf, darunter lautes und dialogisches Le-
sen, sehr wichtig: auswendig lernen, aber auch lateinisches Diskutieren des behandelten Textes.
Mir mißfällt nur der 5. Ratschlag ,,situative Anwendung von Sprichwörtern und Sentenzen" ent-
nommen dem Buch von Markus Plebeius (,,Ex cathedra", Frankfurt 1989), das nicht zu Unrecht
den Untertitel ,,Latein für Hochstapler" führt; mir wird bei Leuten, die plötzlich einen rollenden
Homer- oder Ovidvers toslassen, sonst aber der Antike offensichtlich fernstehen, zutiefst unbe-
haglich; sind solche Prätentionen nicht gerade die Totengräber des lebenden Lateins? Halten wir
uns lieber an Teil 5 bei Fritsch: eine Liste originaler lateinischer Alltagsredewendungen (mit Quel-
lenangabe, die für das „Betriebssystem" des Lateinsprechens im Unterricht, also für die redaktio-
nellen Anweisungen unentbehrlich sind. Erstaunlich, was sogar Dichter und antike Theologen
hier zu bieten haben. Von besonderer Pikanterie ist die Liste der Schimpfwörter (S. 104 bis 106),
von asinus bis vervex. Der Mut, den Fritsch noch bei cu/us zu derber Verdeutschung antrieb, hat
ihn offenbar bei cunnus verlassen. Ebenso wichtig sind die Verweise auf lateinische Lehrbücher,
die Lateinisch-sprechen integrieren; eine besondere Auflistung mit Kurzcharakteristiken wäre
wünschenswert. Hervorzuheben sind besonders die Lehrerhefte zu tnstrumentum, auch zu !n-
strumentum 3 (für den Universitätsunterricht), von Raimund Pfister). Man wünscht Fritschs Buch
eine ganz breite Rezeption in Lehrerzimmern, Studienseminaren und im Universitätsunterricht.
KLAUS SALLMANN, Universität Mainz
Anmerkungen:
1 Rouse beschrieb seine ora/ method im Artikel C/assica/ Work and Method in die Twendes
Century. Riv.di Scienze SCIENTIA 4, Bologna 1908, 137 ff. Weiteres bei B. Olschewski, Hu-
manistische Bildung und Gesellschaft in England, Frankfurt/M. 1990, 84 f.
2 So Wilfried Stroh 1981, zitiert bei Fritsch S. 88 f. Strohs Ausdruck bezieht sich auf die prakti-
sche Handhabung der römischen Metrik bzw. auf deren iktierte Mißhandlung. Eine ähnliche
Beliebigkeit herrschte lange bei der national und intern-national sehr unterschiedlich vollzo-
genen Aussprache (inzwischen setzt sich der Pronundatus resdtutus allgemein durch), aber
auch in Orthographie und Zeichensetzung, die meist unreflektiert der nationalen Gewohn-
heit des Editors zu folgen hatte. Kürzlich ließ die internationale ACADEMIA LATINITATI FO-
VENDAE in Rom (vgl. Fritsch S. 67 f.) verbindliche Normae ordiographicae et orthotypicae er-
scheinen (Rom 1990).
3 S.B. Robinsohns folgenreiches Buch 'Bildungsreform als Revision des Curriculums'
(Berlin/Neuwied 1967) erreichte 1974 bereits die 4. Auflage.
4 Theodor Wilhelm 1969 (bei Fritsch 5. 76 f.)
5 Kommentar einer Anglistin zum Conventus Latini'tati's (Trier 1981), bei Fritsch S. 80, Anm. 17
6 Die z.T. weiterführenden 'Acta' der Offici'na Lati'na können beim Berichterstatter angefordert
werden (Universität Mainz, Postfach 3980, 6500 Mainz)
Lucius Annaeus Seneca. Apoco/ocyntosis Divi C/audn. Einführung, Text und Kommentar von Otto
Schönberger, Würzburg (Köm'gshausen und Neumann) 1990. 90 5.
Die ausführliche Einführung (S. 7-45) umfaßt Senecas Biographie, eine Darstellung der Persön-
lichkeit des Kaisers Claudius, eine knappe Literaturgeschichte der Satire und etne gründliche
Werkbeschreibung der Apocolocyntosis: Nach Inhalt und Zielsetzung gehört das Werk zur litera-

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