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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 34.1991

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Nr. 3
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Clauss, Manfred: Die Zukunft nicht ohne die Antike: Eine Rechtfertigung des altsprachlichen Unterrichts ex eventu
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Clauss, Manfred: Wieder eine Mommsen-Gesellschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.35875#0080

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ciplina non grata angesehen zu werden. Jeder, der an den Stoffen der Römer und Griechen arbei-
tet, steht in einer kuiturbezogenen Verantwortung; alle haben den Auftrag, die Zukunft der Anti-
ke zu sichern, aber auch die Schuld, wenn das Notwendige nicht gelingt.
DR. FRIEDRICH MAiER, München

Wieder e/ne Mommsen-Geseüschaft

ln der Mommsen-Geseüschaft sind die deutschen Forscher auf dem Gebiete des griechisch-römi-
schen Altertums zusammengeschlossen. Abgesehen vom Orientalistenverband ist die Gesellschaft
in der Bundesrepublik wohl der wissenschaftliche Fächerverbund mit dem umfassendsten Fächer-
spektrum und damit beispielhaft für die Institutionalisierung des interdisziplinären Dialogs.
Die Gründung einer solchen 'Gesellschaft zur Erforschung des klassischen Altertums' wurde auf
der ersten Nachkriegstagung der deutschen Altertumsforscher auf dem Birklehof bei Hinterzar-
ten im Schwarzwald auf Anregung von Prof. Dr. Bruno Snell (1896-1968) am 31. August 1949 be-
schlossen. Die eigentliche und offizielle Gründung der Gesellschaft, nun unter dem Namen, den
sie noch heute trägt, geschah im Rahmen einer interzonalen Fachtagung von Altertumswissen-
schaftlern in Jena am 1. Juni 1950.
Die Mommsen-Geseüschaft ist ihrem Ursprung und ihrer Zielsetzung nach zuerst gesamtdeutsch
gewesen. Von den Tagungen der Gesellschaft fanden nach der Gründungsversammlung in Jena
aber nur noch zwei in der DDR statt: 1954 wieder in Jena, 1958 in Eisenach. Danach, vor allem
seit 1961, traten zunehmend Schwierigkeiten auf, die, sei es die Verwirklichung von Tagungen in
der DDR, sei es die Teilnahme von Gelehrten aus der DDR an Tagungen in der Bundesrepublik
verhinderten. Auf der Mitgliederversammlung der Tagung in Speyer am 2. Juni 1966 wurde
schließlich mit der Zustimmung zu einer — allerdings nie zustandegekommenen — Schwester-
Gesellschaft in der DDR eine faktische Trennung vollzogen.
Auch in jüngster Zeit spiegeln die Geschicke der Gesellschaft die allgemeine Entwicklung der
beiden deutschen Staaten und der inzwischen vergrößerten Bundesrepublik. Nach der Öffnung
der Grenze konnten die Kontakte zwischen den Wissenschaftlern in der Bundesrepublik und der
DDR in einem bis dahin nicht vorstellbaren Maße intensiviert werden.
Am 7. Februar 1990 fand die konstituierende Sitzung der Mommsen-Geseüschaft in der DDR
statt. Da sich diese Gesellschaft die Förderung der Altertumswissenschaften wie des altsprachli-
chen Unterrichts zum Ziel gesetzt hatte, waren auch zahlreiche Lehrer Mitglieder geworden; sie
haben sich inzwischen den in den neuen Ländern gegründeten Landesverbänden des DAV ange-
schlossen.
Bereits im Herbst des Jahres wurde in Gesprächen der Vorstände beider Mommsen-
Gesellschaften ein Verfahren der Zusammenführung beschlossen. Der Vorstand der Gesellschaft
(Ost) empfahl seinen Mitgliedern in einem Schreiben vom 26. November 1990, individuell Anträ-
ge auf Aufnahme in die Gesellschaft (West) zu stellen. Gleichzeitig wurde vereinbart, daß sich
die Gesellschaft (Ost) am 21. Mai 1991 auflöse. Dies ist dann auch geschehen.
So fand vom 21. bis zum 24. Mai 1991 in Berlin die 21. Tagung der Mommsen-Geseüschaft statt,
die erste seit Jahrzehnten, zu der wieder Altertumswissenschaftler aus Ost und West ungehindert
Zusammenkommen konnten. Es war dies ein erstes Forum des neuen miteinander Arbeitens und
des aufeinander Zugehens, des voneinander Lernens, das den Altertumswissenschaftlern in der
Zukunft verstärktes Gewicht verleihen kann.
PROF. DR. DR. MANFRED CLAUss, Berlin
Vorsitzender der Mommsen-Geseüschaft

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