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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 34.1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.35875#0126

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zialwissenschaften) sind Lateinkenntnisse zwar nicht unbedingt Pflicht, aber dennoch eine
außerordentliche Erleichterung. Latein an der Hochschule nachzuholen, ist lästig und kostet
Zeit. Da ist es einfach viel angenehmer, wenn man Latein schon auf dem Gymnasium hatte.
4. Latein ist werfvo// und wichtig
4.1 Latein ist die Grundlage der abendländischen Kultur
Zusammen mit Griechisch ist Latein die Grundlage unserer abendländischen Kultur. Das erkennt
man beispielsweise daran, daß die ersten bahnbrechenden Werke nahezu aller literarischen Be-
reiche in der Antike auf Latein und Griechisch abgefaßt wurden. Dazu gehören Dichtung, Rede-
kunst, Philosophie, Geschichtsschreibung, Brief, Naturwissenschaft, Theologie, Theater und Sati-
re. Wenn wir Latein betreiben, pflegen wir also letztlich unsere geistig-kulturellen Wurzeln. Für
eine Zivilisation sollte das immer mehr bedeuten als "nur" ein schönes Hobby oder eine anstren-
gende Pflichtübung. Es ist vielmehr ein unverzichtbarer Akt kultureller Selbsterfahrung, sein Erbe
kennenzulernen, zu pflegen und weiterzugeben.
4.2 Latein ist das geistige Band Europas
Nicht nur in der Antike war die lateinische Sprache maßgebend. Nein, auch im Mittelalter und zu
Beginn der Neuzeit war sie die beherrschende Kultursprache, auch wenn sich nebenher aus dem
Vulgärlatein die neuen romanischen Sprachen entwickelten. Und da diese Tatsache nicht allein für
Deutschland, sondern auch für ganz Europa zutrifft, ist es keineswegs überheblich, wenn man sagt:
Latein ist das geistige Band Europas. Gerade heute, während wir uns in der Politik sichtlich schwer
tun, die Einigung Europas herbeizuführen, könnte eine Rückbesinnung auf dieses gemeinsame
Band aller Europäer hilfreich sein, in der Schule können wir dafür die Grundsteine legen.
4.3. Latein ist in sich "schön"
Die lateinische Sprache ist nicht nur von ihrer Verbreitung und von ihrer Wirkung her so unge-
heuer wichtig. Auch in sich ist sie sehr wertvoll. Vollendete lateinische Sprachschöpfungen ha-
ben in Inhalt und Form einen hohen künstlerischen Wert. Vor allem der Lateinunterricht in der
Oberstufe des Gymnasiums gibt Gelegenheit, diesem Wert nachzuspüren. Die Erfahrung, einen
philosophischen Text aus der Feder Ciceros oder einen Abschnitt aus Ovids dichterischem Mei-
sterwerk "Metamorphosen" übersetzt, gedeutet und verstanden zu haben, ist sprachlich und in-
haltlich durchaus ein unvergeßliches Erlebnis, vorausgesetzt, man öffnet sich innerlich dafür.
5. Latein und Französisch = sowohi a/s auch/
Nach außen stehen die Fächer Latein und Französisch an der Schule in Konkurrenz zueinander.
In Wahrheit ergänzen sie sich. Denn wer die eine Sprache als zweite Fremdsprache erlernt, kann
die andere später (in der Regel ab Klasse 11) als dritte Fremdsprache nachholen. Die Reihenfolge
obliegt den persönlichen Entscheidungen von Eltern und Schülern. Für die Entscheidungsfindung
stehen Schulleitung und Fachlehrer selbstverständlich als Berater zur Verfügung.
6. Latein an unserer 5chu/e
6.1 Latein als zweite Fremdsprache ab Klasse 7 (Latein alt):
— "Kleines Latinum" nach Klasse 10,
— "Latinum" nach Klasse 11,
— "Großes Latinum" nach Klasse 12,
— Abitur nach Klasse 13.
6.2 Latein als dritte Fremdsprache ab Klasse 11 (Latein neu):
— "Kleines Latinum" nach Klasse 13,
— ggf. Abitur nach Klasse 13.

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