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Sauter, Alexander; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation: die Habsburger im 14. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 12: Ostfildern, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.34726#0028

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24

Albrecht I. - die Ankunft einer Dynastie


Abb. 1: Albrecht I.

einen Hut;'" zudem halten Rudolf und sein Sohn je-
weils ein vor ihnen aufgestelltes Schwert in einer
Scheide.
Bei der gewählten Form eines Stifterchors drängt
sich der Vergleich zu den Stifterskulpturen im West-
chor des Naumburger Doms auf.19 Die entscheidende
Gemeinsamkeit besteht darin, daß man hier wie dort
Stiftern einen Platz und einen Darstellungstyp zubil-
ligte, der eigentlich Heiligen Vorbehalten war.2" Nach
der Interpretation SCHUBERTS wurde damit zum Aus-
druck gebracht, daß Fundatoren, die »man offenbar
allgemein als mindestens potentielle Heilige« ansah,21
aufgrund ihrer Stiftung »bereits einen den Seligen
ähnlichen Rang« besaßen.“ In Naumburg sollten da-
bei - wie WlESSNER/CRUSlUS betonen - die Statuen »in
all diesen politischen, besitzrechtlichen, repräsentati-
ven Aspekten doch dem liturgischen Totengedächtnis,
der Memoria dienen«."3
Damit aber werden Unterschiede zu dem Tullner
Programm erkennbar. Denn erstens ist für Tulln ein
Memorialcharakter im Sinn einer Erinnerung an dort
bestattete Habsburger nicht zu belegen.24 Versuche,
dort eine Grablege der Familie nachzuweisen, können
als gescheitert gelten.25 Nichtsdestoweniger bewahren
die Statuen die Erinnerung an die Stifter des Klosters.
Durch die Aufstellung im Chor wurden diese in das
Gebet mit einbezogen, ihr Seelenheil erfuhr damit
beständige Fürbitte. Zweitens - und noch entschei-

18 Zu diesem Herzogshut s.u. S. 172-174.
19 Zur reichen Forschungsliteratur zu Naumburg vgl. zusammenfassend SCHUBERT, Erfor-
schung. Hervorragende Abbildungen der Statuen finden sich in SCHUBERT, Dom, 81-121. Zu-
letzt legten WlESSNER/CRUSlUS (Burgstift) eine den aktuellen Forschungsstand sowie landes-
und reichsgeschichtliche Aspekte umfassend berücksichtigende Interpretation vor. Die m.W.
jüngste Veröffentlichung zum Thema von Cremer (Figurenzyklus) vermag nicht ganz zu
überzeugen.
20 Zu Stifterbildern vgl. allgemein SAUER, Fundatio, sowie zusammenfassend Lexikon der Kunst
7 (1994), 57f.
21 Schubert, Grabmäler, 239.
22 Schubert, Erforschung, 12.
23 WlESSNER/CRUSlUS, Burgstift, 254. Damit habe sich der Wettiner Heinrich der Erlauchte, der
als Initiator des Kunstwerks benannt wird, als Erbe legitimieren wollen (vgl. ebd., 253).
24 Ein Memorialcharakter der Stiftung ist freilich in der Erinnerung an den Sieg über Ottokar
zu sehen. Doch handelt es sich dabei um eine ganz andere Kategorie von memoria, indem sie
auf ein Ereignis und nicht auf das Totengedächtnis abzielt. Vgl. dazu die Unterscheidung
OEXLES (Memoria und Memorialüberlieferung) zwischen historischer und sozialer memoria.
25 Das wurde bereits von KERSCHBAUMER (Frauenstift, 157-172) überzeugend dargelegt.
 
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