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Sauter, Alexander; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation: die Habsburger im 14. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 12: Ostfildern, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.34726#0043

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Die Söhne Albrechts I. - eine allmähliche Schwerpunktverlagerung

39

mehrheitlich in der Provence und in Burgund.1' Allerdings gab es mit den
Kartausen Seiz13 (1164) und Gairach14 (1176) in der Steiermark sowie Freuden-
tal1" (1260) in Kärnten bereits frühe Niederlassungen des Ordens im späteren
habsburgischen Einflußbereich. Mauerbach stand am Anfang'" einer neuen
Gründungswelle und übte gemeinsam mit der 1320 gegründeten Mainzer
Kartause eine Vorbildfunktion aus,1' die dem Orden bis zum Ende des 14.
Jahrhunderts über dreißig Neugründungen in Deutschland bescheren sollte. "
In dem hier interessierenden Raum war vor allem die Kartause Seiz bestim-
mend. Von dort aus wurde zur Zeit des Priors Gottfried Mauerbach besiedelt,
das seinerseits die Mönche für die Kartausen Schnals" (1326) in Tirol, Ga-
ming2" (1330), eine Gründung Herzog Albrechts II., und Aggsbaclr1 (1380) in
Niederösterreich stellte.
Friedrich dürfte mit den Kartäusern durch Prior Gottfried von Seiz in Be-
rührung gekommen sein.22 Gottfried, der von 1306 bis 1314 Prior in Seiz ge-
wesen war und von 1314 bis zu seinem Tod 1338 der Kartause Mauerbach
Vorstand, sollte in den Jahren nach ihrer Gründung eine wichtige Rolle in der
habsburgischen Politik spielen, die in seinen Vermittlungsbemühungen zwi-
schen Ludwig von Bayern und Friedrich sowie den Einigungsverträgen von
1325 gipfelte.23

12 Vgl. RÜTHING, Geschichte, 139f., sowie die Tabellen bei BlÜM (Entwicklung, 13) und HOGG
(Ausbreitung, 103-108).
13 Vgl. KLOS, Anfänge, 37M2; BLÜM, Übersicht, 325-327. Seiz ist die erste Kartause im Reich
nördlich der Alpen.
14 Vgl. KLOS, Anfänge, 42f.; BlÜM, Übersicht, 303f.
15 Vgl. Klos, Anfänge, 43f.; BlÜM, Übersicht, 303.
16 Lediglich die Gründung der Kartause Letenkow in der Zips/Slowakei (1238-1242, Neu-
gründung um 1300) liegt zeitlich früher.
17 Zur Mainzer Kartause und ihrer Vorbildfunktion vgl. RÜTHING, Geschichte, 140f. Vgl. außer-
dem Blüm, Übersicht, 316f.
18 Vg). die Tabellen bei BLÜM (Entwicklung, 13) und HOGG (Ausbreitung, 105-107).
19 Vgl. KLOS, Anfänge, 46f.; BLÜM, Übersicht, 289.
20 S.u. S. 46-52.
21 Vgl. BLÜM, Übersicht, 324f.
22 Das wird deutlich aus einem Schreiben des Priors der Grande Chartreuse, Haymo, an Fried-
rich, mit dem er der Klostergründung seine Zustimmung erteilte und Gottfried zum Prior
von Mauerbach ernannte: »Ob reverentiam quoque vestram absolvimus dilectum fratrem nostrum
Goffridum ab officio prioratus S. loannis [Seiz], et ipsum domui nostra Vallis S. Antonii [Mauer-
bach] auctoritate predicta preficimus in priore« (zit. n. JARITZ, Kartäuser, 375t.).
23 Zu Gottfried vgl. WIEDEMANN, Geschichte, bes. 76-85; Klos, Anfänge, 45; HANTSCHK, Ge-
schichte, 27t.
In den Verträgen von Trausnitz und München (s.o. Anm. 5) fungierte Gottfried - übrigens
gemeinsam mit dem Münchener Augustinereremitenprior Konrad von Tattendorf (zu ihm
s.u. Anm. 142) - als Vermittler und Zeuge (vgl. MGH Const. 6, 69t., Nr. 101; 72-74, Nr. 105,
bes. 74, Z. 36-38). Auch Johann von Viktring (Liber 2, 90f. bzw. 125) und Johann von Winter-
thur (Chronik, 83) bezeugen die Teilnahme und das Engagement Gottfrieds bei den Verhand-
lungen. Zu den Verhandlungen vgl. LHOTSKY, Geschichte, 287-293. Im Jahr 1326 war Gott-
fried auch Gesandter Friedrichs am päpstlichen Hof in Avignon (vgl. ebd., 296).
 
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