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Sauter, Alexander; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation: die Habsburger im 14. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 12: Ostfildern, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.34726#0137

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Albrecht II. - Einheit und Vereinheitlichung

133

Eine zentrale Rolle innerhalb der östlichen Herzogtümer hatte die Stadt
allerdings schon vorher gespielt.76 Das bezieht sich nicht nur auf ihre wirt-
schaftliche Potenz und Bevölkerungsstärke/ sondern vor allem auch auf ihre
politische Bedeutung. Bereits Kaiser Friedrich II. hatte sich im Jahr 1237 für
mehrere Monate dort aufgehalten.8 Während seines Aufenthalts, bei dem sein
Sohn Konrad IV. zum König gewählt wurde, erhob der Kaiser Wien zur
Reichsstadt," was allerdings der letzte Babenbergerherzog Friedrich II. als-
bald via facti wieder rückgängig machte.80 In den Kämpfen zwischen Otto-
kar II. und Rudolf von Habsburg blieb die Stadt - als einzige des Fandes -
dem König von Böhmen verbunden und ergab sich dem Habsburger erst
nach einer mehrmonatigen Belagerung im Jahr 1276.81 Um seine Stellung zu
sichern, bediente sich Rudolf dann im folgenden der »traditionellen und be-
währten Methoden einer ausgeklügelten Privilegienpolitik,« wobei Wien
wiederum direkt dem Reich unterstellt wurde.8"
In einem dieser Privilegien, einer Urkunde von 1277 Juli 16, erscheint
erstmals die Bezeichnung Wiens als »principalis et capitalis [...] eiusdem terre
[Austrie] civitas«*" bzw. zu deutsch als »vordrist und haubtstatt [...] desselben
landes«f Damit wies König Rudolf der Stadt einen zentralen Rang zu - aller-
dings beschränkt auf das Herzogtum Österreich.81 Auch seine Nachfolger
erwähnten Wien in ähnlicher Weise, so z.B. Albrecht I. in einer Urkunde von
12968h und auch noch Albrecht III. im Jahr 1391:87 Immer bezog sich die Her-
vorhebung Wiens als »Hauptstadt« nur auf Österreich.
Andere und neue Elemente finden sich dann bei Rudolf IV. So ist bei-
spielsweise in einem Privileg des Jahres 1360 von Wien, »die ein haupt ist des
herczogentums von Österreich und die obrist wonung der fürsten daselbs, und die

76 Zu Wien in der späteren Babenbergerzeit vgl. CSENDES/OPLL, Geschichte, 95-105.
77 Zur Wirtschaft vgl. PERGER, Rahmen, 221-228; zur Bevölkerungsstärke ebd., 206-208. Wien
war im Spätmittelalter die fünftgrößte Stadt des deutschen Teils des Reiches.
78 Vgl. StÜRNER, Friedrich II. 2,331-334; Csendes/Opll, Geschichte, 104.
79 1237 April (FRA 3, 9, 39—43, Nr. 5). Vgl. dazu CSENDES, Stadtrechtsprivilegien.
80 Vgl. Csendes/Opll, Geschichte, 104.
81 Vgl. CSENDES/OPLL, Geschichte, llOf. Zu Wien in der Zeit Ottokars vgl. ebd., 105-112.
82 CSENDES/OPLL, Geschichte, 111. Die Privilegien sind (z.T.) abgedruckt in: FRA 3, 9, 58-90, Nr.
10-13.
83 FRA 3, 9, 62, Nr. 10.
84 TOMASCHEK, Rechte 1, 40, Nr. 14B.
85 Das kann CSENDES (Houptstat, 52) gegen KOLLER (Residenz, 35) und HÖDL (Friedrich der Schö-
ne, lOf.) zeigen. In einer weiteren Urkunde heißt es dann im übrigen noch: »[...] speculum Au-
strie, nobilis civitas Wiennensis« (1278 Juni 24; FRA 3, 9, 65, Nr. 11).
86 1296 Feb. 12 (FRA 3, 9, 95, Nr. 17): »[...] ein haubet und ein behalteerinne unseres furstentumes«.
Mit dieser Urkunde bestätigte der Herzog die Rechte der Stadt Wien, die nach dem Auf-
stand von 1287/1288 (s.o. S. 34, Anm. 76) ihre Reichsunmittelbarkeit verloren hatte.
Am Rande sei noch auf eine Urkunde hingewiesen, die Albrecht I. als Reichsverweser in
Österreich und Steier ausstellte und in der es heißt, Wien sei »des riches houptstat in Osterrich«
(1281 Juli 24; FRA 3, 9, 91, Nr. 14). Hier vermischen sich wohl zwei Vorstellungen: die Stel-
lung Wiens zum einen als Reichsstadt und zum anderen als »Hauptstadt« Österreichs. Vgl.
dazu aber auch SYDOW, Stellung, 293; CSENDES, Houptstat, 53-57.
87 1391 Dez. 13 (FRA 3, 9,196, Nr. 44): »[...] haupt unsers furstentums zu Österreich und auch unser
furstleich siez und nyderlaz«. Zur Bestimmung Wiens als fürstliche Residenz s. das Folgende.
 
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