Text und Ritual
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an Eduard tat,^ sondern mit der Treue und der ernsten Absicht Eduards und
seinem Engagement für das Reich begründet.'^
Trotz der Beteuerungen, es handle sich bei dem Vikariat um die Übertra-
gung voller Hoheitsrechte (pleno pofesHs), wie sie auch an andere Vikare des
Reichs verliehen wurden, handelte es sich um ein eigenartiges Konstrukt, das
es in einer derartigen Form noch nicht gegeben hatte und eigentlich nicht der
Stellvertretung des Kaisers dienen sollteA Ludwig behielt sich in einem ge-
sonderten Schreiben vom 16. September 1338 das Recht vor, im Falle seiner
Abreise aus dem Reich, beispielsweise zu einem Kriegszug nach Frankreich,
einen anderen, man möchte meinen, einen »wirklichen« Vikar einsetzen zu
dürfenÜ*
Unter den wenigen Historiographen des Reichsgebiets, die sich zur Vikariats-
vergabe äußern, geht Mathias von Neuenburg zwar richtig auf die Zustän-
digkeit per Gen?M7Ü07?z H TTieMfohz'nwi ein, doch verlegt auch dieser das Treffen
nach Rhense. Zudem verknüpft Mathias von Neuenburg die Verleihung des
Vikariats an Eduard mit der Leistung eines Lehnseides durch den englischen
König, eine anderen Autoren völlig unbekannte Handlung.'^ Zum Aufbau ei-
ner lehnsrechtlichen Beziehung zwischen dem deutschen und dem englischen
Herrscher war es zu keinem Zeitpunkt gekommen. Die Vorstellung, Eduard III.
habe das Homagium geleistet, dürfte also als eigenwillige Deutung des Mathias
von Neuenburg zu bewerten sein.
Die Annahme eines Verleihungsakts in Koblenz erhärtet jedoch ein Bericht
über die Gesandtschaftsreise des Grafen und späteren Herzogs Rainald von
Geldern, in dem sein Vorgehen und die Anklagepunkte gegen den Grafen von
Flandern zusammengefasst sind. Das niederdeutsche Schriftstück entstand im
Umfeld des Hoftags in Frankfurt im März des Jahres 1339. Es wurde vor dem
12. März 1339 abgefasst, an dem Rainald zum Herzog und damit zum Reichs-
fürsten erhoben, aber noch als Graf von Geldern bezeichnet wurde.Bei dem
Schriftstück handelt sich um eine Zusammenfassung seiner politischen Ge-
sandtschaft, die er auf Geheiß des Kaisers bzw. des englischen Königs zum
Grafen von Flandern unternahm, und die die Punkte wiedergab, die Rainald
149 Ebd., Nr. 530, S. 121. Qain poieacia regis regaa7 [...].
150 Ebd., Nr. 531, S. 122.
151 Das deutsch-englische Bündnis, ed. Bock, Nr. 530, S. 121: daaies iidi pieaaa? poiesfafea: ei speciaie
mnndaiam/aciendi ei exerceadi omaia ei singnZa, ^ne aosiroraa? predecessoraa7 do;aiaora?a ;mperaio-
raa: ei regnm aiii aicarii priacipes uei aaas ex eis Jacere coasaeveraai
152 Dieser solle allerdings die an Eduard verliehenen Rechte nicht beeinträchtigen dürfen: Das
deutsch-englische Bündnis, ed. Bock, Nr. 532, S. 122.
153 Mathias von Neuenburg, Chronik, 378f.: Ei ecce rex AngZie ca?a reaereacia accedeas priacipe?a in
aiZZa Reas saper Rennm, siZ^iJäcio domagio se coZZigaaii eidem. Priaceps aero ipsa/a regem daiis siZa
saper eo iiffen's imperiaiidas geaeraiea: uicaria;a imperii per Genaaaiaar ei TZreaioaia;a depaiaaii.
154 Zur Herzogserhebung: JANSSEN, Die Erhebung des Grafen Rainald II. von Geldern zum Her-
zog und Reichsfürsten im Jahre 1339; Gelderse Charters uit München teruggekeerd, ed. Meij,
Nr. 68; TRAUTZ, Die Könige von England und das Reich, S. 283; HECKMANN, Das Reichsvikariat
Eduards III. von England, S. 176.
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an Eduard tat,^ sondern mit der Treue und der ernsten Absicht Eduards und
seinem Engagement für das Reich begründet.'^
Trotz der Beteuerungen, es handle sich bei dem Vikariat um die Übertra-
gung voller Hoheitsrechte (pleno pofesHs), wie sie auch an andere Vikare des
Reichs verliehen wurden, handelte es sich um ein eigenartiges Konstrukt, das
es in einer derartigen Form noch nicht gegeben hatte und eigentlich nicht der
Stellvertretung des Kaisers dienen sollteA Ludwig behielt sich in einem ge-
sonderten Schreiben vom 16. September 1338 das Recht vor, im Falle seiner
Abreise aus dem Reich, beispielsweise zu einem Kriegszug nach Frankreich,
einen anderen, man möchte meinen, einen »wirklichen« Vikar einsetzen zu
dürfenÜ*
Unter den wenigen Historiographen des Reichsgebiets, die sich zur Vikariats-
vergabe äußern, geht Mathias von Neuenburg zwar richtig auf die Zustän-
digkeit per Gen?M7Ü07?z H TTieMfohz'nwi ein, doch verlegt auch dieser das Treffen
nach Rhense. Zudem verknüpft Mathias von Neuenburg die Verleihung des
Vikariats an Eduard mit der Leistung eines Lehnseides durch den englischen
König, eine anderen Autoren völlig unbekannte Handlung.'^ Zum Aufbau ei-
ner lehnsrechtlichen Beziehung zwischen dem deutschen und dem englischen
Herrscher war es zu keinem Zeitpunkt gekommen. Die Vorstellung, Eduard III.
habe das Homagium geleistet, dürfte also als eigenwillige Deutung des Mathias
von Neuenburg zu bewerten sein.
Die Annahme eines Verleihungsakts in Koblenz erhärtet jedoch ein Bericht
über die Gesandtschaftsreise des Grafen und späteren Herzogs Rainald von
Geldern, in dem sein Vorgehen und die Anklagepunkte gegen den Grafen von
Flandern zusammengefasst sind. Das niederdeutsche Schriftstück entstand im
Umfeld des Hoftags in Frankfurt im März des Jahres 1339. Es wurde vor dem
12. März 1339 abgefasst, an dem Rainald zum Herzog und damit zum Reichs-
fürsten erhoben, aber noch als Graf von Geldern bezeichnet wurde.Bei dem
Schriftstück handelt sich um eine Zusammenfassung seiner politischen Ge-
sandtschaft, die er auf Geheiß des Kaisers bzw. des englischen Königs zum
Grafen von Flandern unternahm, und die die Punkte wiedergab, die Rainald
149 Ebd., Nr. 530, S. 121. Qain poieacia regis regaa7 [...].
150 Ebd., Nr. 531, S. 122.
151 Das deutsch-englische Bündnis, ed. Bock, Nr. 530, S. 121: daaies iidi pieaaa? poiesfafea: ei speciaie
mnndaiam/aciendi ei exerceadi omaia ei singnZa, ^ne aosiroraa? predecessoraa7 do;aiaora?a ;mperaio-
raa: ei regnm aiii aicarii priacipes uei aaas ex eis Jacere coasaeveraai
152 Dieser solle allerdings die an Eduard verliehenen Rechte nicht beeinträchtigen dürfen: Das
deutsch-englische Bündnis, ed. Bock, Nr. 532, S. 122.
153 Mathias von Neuenburg, Chronik, 378f.: Ei ecce rex AngZie ca?a reaereacia accedeas priacipe?a in
aiZZa Reas saper Rennm, siZ^iJäcio domagio se coZZigaaii eidem. Priaceps aero ipsa/a regem daiis siZa
saper eo iiffen's imperiaiidas geaeraiea: uicaria;a imperii per Genaaaiaar ei TZreaioaia;a depaiaaii.
154 Zur Herzogserhebung: JANSSEN, Die Erhebung des Grafen Rainald II. von Geldern zum Her-
zog und Reichsfürsten im Jahre 1339; Gelderse Charters uit München teruggekeerd, ed. Meij,
Nr. 68; TRAUTZ, Die Könige von England und das Reich, S. 283; HECKMANN, Das Reichsvikariat
Eduards III. von England, S. 176.