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Teil 2: Abläufe und Formen von Herrschertreffen
fenden Passage allerdings neben der goldenen Vase eine Wasserkaraffe zu den
Geschenken an den Kaiser.'*' Die Formulierung lässt vermuten, dass der Autor
von dem Auftrag an die Goldschmiede bzw. der Zahlungsanweisung unter-
richtet war, möglicherweise aber seine Kenntnis nutzte, die Großzügigkeit des
französischen Königs größer darszustellen als sie tatsächlich war. Im Gegenzug
werden bis auf das Abschlussgeschenk keine kaiserlichen Mitbringsel genannt.
Auch wenn kein Beweis für weitere Geschenke Karls IV. erbracht werden kann,
wäre ein derartiges Verhalten zuhöchst unüblich, zumal der Kaiser auch poli-
tisches Entgegenkommen Karls V. erwirken wollte. Präsente der Gesandten an
einem fremden Hof waren die Regel und daher oft nicht aufzeichenswert. So
zeigt sich, wie unzuverlässig parteiische Berichte in der Aussage häufig sind.
Dennoch ermöglichen Chroniken, Mitteilungen oder Verwaltungsbelege
einen Einblick in die Bandbreite der unterschiedlichen Geschenkkategorien,
auch wenn, wie gesagt, Informationen bisweilen lückenhaft oder überzeichnet
sind. Neben Nahrungsmittelgeschenken, Preziosen, Geld, Luxusgütern oder
Reliquien konnten auch besonders exotische Objekte überreicht werden.
Häufig wurden bei Herrschertreffen Pferde verschenkt. Im September 1415
erhielt König Sigismund auf seiner diplomatischen Mission für das Konzil von
Konstanz von König Ferdinand I. von Aragon drei Pferde mit hochwertigem
Zaumzeug. Dabei trug das dritte Geschenke aus Gold und mit Edelsteinen ver-
ziert, worunter das Schwert mit zwei Rubinen am Griff besonders auffiel.'**
Kaiser Karl IV. und Wenzel erhielten die dunklen Pferde,'*' Kaiser Manuel ein
weißes Pferd zum Einritt in Paris.'*^ Albrecht I. bekam 1299 von Philipp IV. von
Frankreich eine ungenannte Zahl edler Reitpferde als Geschenk und bedankte
sich mit 200 Jagdhunden samt Treibern.'*^ Auch andere lebende Tiere wurden
zum Geschenk gemacht. So sandte Ludwig der Bayer seinem ankommenden
Gast Eduard III. in Koblenz einen Adler entgegen, ^ während Sigismund von
Luxemburg bald nach seiner Rückkehr aus London König Heinrich V. von
England ein Wisent überbringen ließ.'*'
Einige überlieferte Geschenklisten geben darüber Auskunft, dass nicht nur
wertvolle Einzelstücke, sondern ganze Serien gleichartiger Objekte verschenkt
wurden. Diese Aufzeichnungen sind gerade dort von Interesse, wo daraus ein
eindeutiges Unterscheidungskriterium für königliche Empfänger hervorgeht.
So schenkte nach den Angaben des Eberhard Windecke König Sigismund im
August 1424 seinem kaiserlichen Gast Johannes VIII. von Byzanz jeweils die
121 Chronique des regnes de Jean II et de Charles V, ed. Delachenal, Bd. 2, S. 269: 1 tres M grnnf
Iianap d'or, assis sur an trepie ganü & perren'e et aasst an goMef et atgatere d'or, garni aass; de per-
ren'e et examaüiie tres aoMemeat
122 Alvar Garcla de Santa Maria, Cronica del rey Don Juan el Segundo, ed. Rosell, in: BAE 68,
S. 366.
123 Chronique des regnes de Jean II et de Charles V ed. Delachenal, Bd. 2, S. 210.
124 Chronique du Religieux de Saint-Denys, ed. Bellaguet, Bd. 2, S. 756.
125 Johannes von Viktring, Liber certarum historiarum, ed. Schneider, Bd. 1, S. 361.
126 Ausgabe für den überbringenden Boten am 31. Aug. 1338, William de Norwell, The Wardrobe
Book, ed. Lyon/Lyon/Lucas, S. 398-402; ANDRE, Ein Königshof auf Reisen, S. 195.
127 Konstanz 1417 Febr. 11: RI XI1 Nr. 2066. Nur wenige Wochen zuvor hatte er vom polnischen
König einen ausgestopften Auerochsen zum Geschenk bekommen. RI XI1 Nr. 2064a.
Teil 2: Abläufe und Formen von Herrschertreffen
fenden Passage allerdings neben der goldenen Vase eine Wasserkaraffe zu den
Geschenken an den Kaiser.'*' Die Formulierung lässt vermuten, dass der Autor
von dem Auftrag an die Goldschmiede bzw. der Zahlungsanweisung unter-
richtet war, möglicherweise aber seine Kenntnis nutzte, die Großzügigkeit des
französischen Königs größer darszustellen als sie tatsächlich war. Im Gegenzug
werden bis auf das Abschlussgeschenk keine kaiserlichen Mitbringsel genannt.
Auch wenn kein Beweis für weitere Geschenke Karls IV. erbracht werden kann,
wäre ein derartiges Verhalten zuhöchst unüblich, zumal der Kaiser auch poli-
tisches Entgegenkommen Karls V. erwirken wollte. Präsente der Gesandten an
einem fremden Hof waren die Regel und daher oft nicht aufzeichenswert. So
zeigt sich, wie unzuverlässig parteiische Berichte in der Aussage häufig sind.
Dennoch ermöglichen Chroniken, Mitteilungen oder Verwaltungsbelege
einen Einblick in die Bandbreite der unterschiedlichen Geschenkkategorien,
auch wenn, wie gesagt, Informationen bisweilen lückenhaft oder überzeichnet
sind. Neben Nahrungsmittelgeschenken, Preziosen, Geld, Luxusgütern oder
Reliquien konnten auch besonders exotische Objekte überreicht werden.
Häufig wurden bei Herrschertreffen Pferde verschenkt. Im September 1415
erhielt König Sigismund auf seiner diplomatischen Mission für das Konzil von
Konstanz von König Ferdinand I. von Aragon drei Pferde mit hochwertigem
Zaumzeug. Dabei trug das dritte Geschenke aus Gold und mit Edelsteinen ver-
ziert, worunter das Schwert mit zwei Rubinen am Griff besonders auffiel.'**
Kaiser Karl IV. und Wenzel erhielten die dunklen Pferde,'*' Kaiser Manuel ein
weißes Pferd zum Einritt in Paris.'*^ Albrecht I. bekam 1299 von Philipp IV. von
Frankreich eine ungenannte Zahl edler Reitpferde als Geschenk und bedankte
sich mit 200 Jagdhunden samt Treibern.'*^ Auch andere lebende Tiere wurden
zum Geschenk gemacht. So sandte Ludwig der Bayer seinem ankommenden
Gast Eduard III. in Koblenz einen Adler entgegen, ^ während Sigismund von
Luxemburg bald nach seiner Rückkehr aus London König Heinrich V. von
England ein Wisent überbringen ließ.'*'
Einige überlieferte Geschenklisten geben darüber Auskunft, dass nicht nur
wertvolle Einzelstücke, sondern ganze Serien gleichartiger Objekte verschenkt
wurden. Diese Aufzeichnungen sind gerade dort von Interesse, wo daraus ein
eindeutiges Unterscheidungskriterium für königliche Empfänger hervorgeht.
So schenkte nach den Angaben des Eberhard Windecke König Sigismund im
August 1424 seinem kaiserlichen Gast Johannes VIII. von Byzanz jeweils die
121 Chronique des regnes de Jean II et de Charles V, ed. Delachenal, Bd. 2, S. 269: 1 tres M grnnf
Iianap d'or, assis sur an trepie ganü & perren'e et aasst an goMef et atgatere d'or, garni aass; de per-
ren'e et examaüiie tres aoMemeat
122 Alvar Garcla de Santa Maria, Cronica del rey Don Juan el Segundo, ed. Rosell, in: BAE 68,
S. 366.
123 Chronique des regnes de Jean II et de Charles V ed. Delachenal, Bd. 2, S. 210.
124 Chronique du Religieux de Saint-Denys, ed. Bellaguet, Bd. 2, S. 756.
125 Johannes von Viktring, Liber certarum historiarum, ed. Schneider, Bd. 1, S. 361.
126 Ausgabe für den überbringenden Boten am 31. Aug. 1338, William de Norwell, The Wardrobe
Book, ed. Lyon/Lyon/Lucas, S. 398-402; ANDRE, Ein Königshof auf Reisen, S. 195.
127 Konstanz 1417 Febr. 11: RI XI1 Nr. 2066. Nur wenige Wochen zuvor hatte er vom polnischen
König einen ausgestopften Auerochsen zum Geschenk bekommen. RI XI1 Nr. 2064a.