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Schwedler, Gerald; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Herrschertreffen des Spätmittelalters: Formen, Rituale, Wirkungen — Mittelalter-Forschungen, Band 21: Ostfildern, 2008

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34738#0098

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Teil 1: Spätmittelalterliche HerrschertreAen

Bischofs von Toul im staufischen Herrschaftsverband zusammenhängend Au-
ßerdem kam sie auch der gegenwärtigen geographisch-politischen Situation
entgegen. Eigentlich war der üblichere Ort für die Begegnung der Herrscher
der beiden angrenzenden Territorien seit Alters her das Grenzgebiet zwischen
Mouzon und Ivois-sur-Chiers, wo man sich in den Jahren 988, 995, 1023 sowie
1187 traf/ In den Jahren 1043, 1048 und 1056 begegnete man sich näher an
der französischen Stadt Ivois." Das dortige Territorium verhieß im Jahre 1299
allerdings nicht mehr die beabsichtigte Neutralität, denn sowohl Mouzon als
auch Ivois befanden sich nun in dem von Philipp IV. beanspruchten Territo
rium.
Als Termin für die feierliche Begrüßung wurde mit hoher Wahrscheinlich-
keit ein Sonntag, der 6. Dezember 1299, gewählt. Unterschiedliche historiogra-
phische Angaben lassen die genaue Chronologie des Treffens nicht bis in die
letzten Einzelheiten klären/ Gesichert sind verschiedene Gesandtschaften bei-
der Seiten, eine Anreise Ende November und die Begegnung am 8. Dezember,
an dem die meisten Urkunden ausgestellt wurden/ Unklar bleibt dabei, wann
die Begrüßung der Könige das eigentliche Treffen eröffnete. Der Autor der
Continuatio Vindobonense gibt dazu lediglich an, das freundschaftliche Tref-
fen habe czzzn 7?zag7M Tizz'ü'fzmz stattgefunden, also prunkvoll umringt von
Adligen/' Wesentlich ausführlicher berichtet die gut unterrichtete österreichi-
sche Reimchronik, die allerdings bisweilen ihre frankreichfeindliche Tendenz
nicht verbirgt und einige Einzelheiten erwiesenermaßen ausschmückte, damit
der Habsburger in günstigem Licht erschien. Das detailliert dargestellte Eröff-
nungszeremoniell fand demnach auf der Wiese bzw. Lichtung bei Vaucouleurs
statt. Beide Seiten erschienen mit einer großen Anzahl hochrangiger Adliger.
Nach dem Reimchronisten glich der prunkvolle Auftritt regelrecht einem Wett-
streit: Im Vorfeld seien die Adligen und Fürsten beider Seiten angewiesen wor-
den, mit möglichst großem Aufwand und in festlicher Kleidung zu erscheinen.
Philipp habe die Seinen aufgefordert, üaz sz soHezi ädcrsc/iaEen / dzb rozi ü'zzfsc/ign

4 Voss, Herrschertreffen, S. 85; die Begegnung Barbarossas und Ludwigs fand in der Nähe von
Masse/Fagny-sur-Meuse statt, zur Ortsangabe: RI IV 2, 3, Nr. 1917.
5 Ebd., S. 67f., 72-73, 201. Die Grenze verlief zwischen Mouzon und Ivois, dem heutigen Carig-
nan, weshalb die Treffen, soweit dies überprüfbar ist, auf halbem Wege abgehalten wurden.
Für 1187 verlegen die Annales Mosomagenses, ed. Pertz, S. 163 das Treffen in die Stadt. Vgl.
dagegen die Gesta Treverorum, Continuatio. III., ed. Waitz, MGH SS 24, S. 387.
6 Voss, Herrschertreffen, S. 214.
7 Urkundlich eindeutig ist der 8. Dez. 1299 (Dienstag) belegt: MGH Const. 4, Nr. 84, S. 65 u.ö.;
Ottokar, Reimchronik, ed. Seemüller, S. 989f., V. 74995f. nennt jedoch zwei Begegnungen:
an einem Sonntag (6. Dez.) und am folgenden Montag. Hessel, Jahrbücher unter König Al-
brecht I., S. 84, nennt zusätzlich zum Treffen am 8. noch eines am 6. oder 7. Dez., während
KERN, Ausdehnungspolitik, S. 205, Anm. 5, ein dreitägiges Treffen von Sonntag bis Dienstag,
begumend mit dem gemeinsamen Hochamt am Sonntag, fortgeführt mit der Grenzsetzung
am Montag und endend mit der Ratihzierung der Verträge am Dienstag für möglich hält.
8 Mitte Nov. brach Albrecht von Esslingen auf, passierte das Eisass, Hagenau und Lothringen
und traf Ende Nov. in Toul ein: RI 1198-1272, Nr. 3943a. Philipp erreichte seine UnterkunA in
Vacouleurs, erst kurz vor dem Treben: Guillaume de Nangis, Chronicon, ed. Brosien, MGH,
SS 26, S. 695f.
9 Continuatio Vindobonensis, ed. Wattenbach, MGH SS 9, S. 721.
 
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