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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0133

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132

1111 Voraussetzungen

müssten unbedingten Vorrang haben/" Christine de Pisan lehnte sich in ihrer
Argumentation eng an Bouvet an, bot aber dennoch eine sichtliche Anpas-
sung der Regelungen an die Umstände ihrer Zeit, die vor allem durch den
Bürgerkrieg geprägt waren. So dehnte sie den Begriff des souveränen Fürsten
(soMuenun pnnce), an den das Recht der Kriegsführung gekoppelt war, auf
Herzoge und andere Fürsten aus/' Sofern die These zutrifft, dass der Traktat
vom burgundischen Herzog in Auftrag gegeben wurde, ist diese Ausweitung
aus fürstlicher Sicht nur folgerichtig, um sich königlicher Beschränkungen
auch de mre erwehren zu können - de Jdcfo war das königliche Monopol auf
Kriegsführung ohnehin nicht durchzusetzen.
Christine ging jedoch noch einen Schritt über Bouvets Grundlegung hin-
aus. Dieser führte an, ein Heer müsste gut geordnet und kräftig sein, das
heißt, es sollten weder zu viele junge noch zu viele alte Männer aufgenom-
men werden/^ Christine ermahnte den Fürsten in der Tradition der Fürsten-
spiegel dagegen ganz grundsätzlich, er solle wegen der gravierenden Aus-
wirkungen eines Krieges stets gut prüfen, ob er für einen Krieg die morali-
schen und materiellen Voraussetzungen besitze/3 In dem Maß, in dem sich
Christine persönlich mit Ratschlägen an den Fürsten wandte, nahm der Arltrc
de die ganze Gesellschaft als „Baum der Trauer" in den Blick (siehe
Abb. 1, S. 432f.)/4 Die Sympathie Bouvets galt dabei vor allem den einfachen
Menschen: Man müsse nicht nur Kleriker, sondern auch alle Arbeiter und ihre
Nutztiere im Krieg verschonen, denn diese würde durch ihre Arbeit alle an-
deren ernähren/^ Entgegen neuen Gewohnheiten halte er es gemäß den alten
Traditionen für unehrenhaft, sich an Wehrlosen zu vergreifen/6 Bouvets Kri-
tik wandte sich damit vor allem gegen exzessive Plünderungen, die dem We-
sen des Krieges und der ,alten Tradition' (andenne coMümze) widersprechen
würden:

„Heute aber richten sich alle Kriege gegen die armen Leute und Ar-
beiter, gegen ihre festen und mobilen Güter. Daher nenne ich sie nicht
Krieg, sondern sie scheinen mir eher Plünderung und Raub zu sein."27

70 Ebd., S. 107f. (IV,17).
71 Laennec, Christine, Bd. 2, S. 25 (1,3), (siehe auch Christine de Pisan, Book of Fayttes, S. 10;
Christine de Pisan, Book of deeds, S. 15). Siehe dazu Keen, Laws, S. 73-78.
72 Bonet, Arbre, S. 94f. (IV,7).
73 Et eomme sc soi/eMf edoses graMdes cf pesaMfes eomme eeffes pMi foMcdeMf prfMcipaMfmeMf fa ufe, fe sang,
PoMMCMr cf fa cdeuaMCe d'fMjfMfeS perSOMMeS, SaMS fctfMCf regard fOMf auaMf CCMWC MC dofueMf esfre CM!-
prfses, MC pour fegfers moMuemeMS MC jeMMes uoMfeMfez. Laennec, Christine, Bd. 2, S. 29 (1,5), (siehe
auch Christine de Pisan, Book of Fayttes, S. 14; Christine de Pisan, Book of deeds, S. 18).
74 Bonet, Arbre, S. 2f. (Prologue). Zur Abbildung siehe Dubois, Honore Bouvet.
75 Bonet, Arbre, S. 208f. (IV,100).
70 Or MMiMfCMHMf COmdfeM (?MC CC Soff graMf dedaf & dMre edose a defermfMer pOMf fcs COMSfMWCS COMfndrCS
y?MC fcs gcMS d'armes OMf froMuees depMis peM de femps eM ^a, sefoM droff aMcfeM ef sefoM fes HMcieMMes
coMsfMmes des doMS gMerroieMrs, je fieMS pMe ce soff edose desdoMMesfe de emprfsoMMer
dommes HMcfeMS se eM gMerres Me uoMf ef ef ep/äMS fMMoeeMS. Ebd., S. 202 (IV,94).
77 Car ap/OMrd'dMi/ foMfes fes gMerres soMf eoMfre fe poures geMS fadoMreMrs, eoMfre fes fM'eMS ef meMdfes
pM'ffs OMf. PoMrpMoi/ je Me f'appeffe pas gMerre mafs fres dfeM me semdfe esfre pffferfe ef roderfe. Ebd.,
S. 211 (IV,102).
 
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