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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0148

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11 Formen kriegerischer Gewalt

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Vor Schlachten wurde der jeweilige Modus der Schlacht unter den Kombat-
tanten verabredet.^ Die Einigung auf eine gMenr morfcHc wurde 1364 nach
Froissart bewusst genutzt, um den Bretonischen Erbfolgekrieg durch die
Schlacht von Auray zu entscheiden.^ Die sich gegenüberstehenden anglo-
bretonischen und franko-bretonischen Heere beschlossen, keine Gefangenen
zu machen, sondern nach Möglichkeit die Anführer Karl von Blois und Jo-
hann von Montfort zu töten, „denn man wollte den Krieg an diesem Tag be-
enden."^ Tatsächlich fand der Bretonische Erbfolgekrieg mit dem Schlachten-
tod Karls von Blois seine Entscheidung.
Die gMenr coMuerfe galt in Abgrenzung zum öffentlichen Krieg' insofern
als ,Privatkrieg', als sie zwischen Rittern geführt wurde und daher in ihren
Auswirkungen beschränkt sein sollte: Es war erlaubt, den Gegner zu verlet-
zen oder zu töten, man durfte ihn jedoch nicht durch Plünderungen oder
Brandstiftung an Gütern oder Personen schädigend Im lateinischen ent-
spricht dies dem MJnm parücMldTT, das Johannes von Legnano als Krieg mit
dem Ziel der Selbstverteidigung definierte.^ Dieses Rechtskonzept fand in
Quellen jedoch eher diffusen Widerhall: Die OtronitjMe dife de /een de Veneüe
verknüpfte &ed% yarhAdana grundsätzlich mit einer geographischen Be-
schränkung von Kämpfen,53 Monstrelet verstand unter der gMerre parhcMÜere
das adlige Recht auf Fehdeö diese wiederum wurde in den königlichen Or-
donnanzen schlicht gMerre beziehungsweise ynerre genannte

toire, S. 555; Chastellain, Oeuvres, Bd. 1, S. 234. Vgl. dazu Ambühl, Prisoners, bes. S. 19-51;
Keen, Laws, S. 104.
48 Ne nniz n'estoit pris a raen^on ne a merci, rar entre i/anx ii i'auoient ensi HM watin ordnonne, ponr ie
grant nowFre & penpie dont ii estoient en/oMrwe tpu /es sieuoit. Froissart, Chroniques (liv. I & II),
S. 581 (1,281). Siehe auch Froissart, Chroniques (SHF), Bd. 7, S. 75 (1,597).
49 Zur Schlacht von Auray siehe den reich illustrierten Band von Moal, Auray.
80 Ba/^ occis CM Fon eonuenant ii dis wessires CFaries & Blois, ie uiaire SMS ses ennewis, d nns siens/iiz
Fastars ^ni s 'appeiioit wessires JeFans & Blois, d pinsienr anitre eFeuaiier d esenier de Bretagne. Bt me
sawFie ^ne ii auoit ensi este ordene et poMrparie en i'ost des Bngies, HM watin, ^ne, se on uenoit HM des-
SMS de in Fataiiie et ^ne messires Cdaries de Biois/nst tronues en ie piaee, on ne ie deuoit prendre a nniie
ran^on, wes oedre. Bt ensi, en eas sawFiaFie, ii Bran^ois et ii Breton auoient ordonne de wonsignenr Je-
Fan de Mont/ort, ear en ee jonr ii uoioient auoir /in de gnerre. Froissart, Chroniques (SHF), Bd. 6,
S. 168 (1,539).
84 Siehe z. B. Philippe de Beaumanoir, Coutumes, Bd. 1, S. 504f. (§996). Vgl. Howard, War, S. 6;
Keen, Laws, S. 104.
84 Giovanni da Legnano, Tractatus de Bello, S. 130 (Kap. 77-78). Siehe auch Chronique du Reli-
gieux, Bd. 3, S. 104.
83 Chronique dite de Jean de Venette, S. 86,128,138, 284.
84 Monstrelet, Chronique, Bd. 2, S. 285.
85 Ordonnances, Bd. 2, S. 61-63 (Philipp VI., 1331), 395 (Johann II., 1350), 511f. (Johann II., 1352),
531 (Johann II., 1353); Bd. 3, S. 525f. (Johann II., 1361) und 646f. (Johann II., 1363); Bd. 5, S. 42
(Karl V., 1367); Bd. 10, S. 138 (Karl VI., 1413).
 
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