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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0241

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240

IVI Problematisierungen

Personen).i°3 Neben generalisierenden Wendungen beschreiben die Chronis-
ten häufig genauer, dass die Aufständischen sowohl adlige Männer als auch
deren Frauen und Kinder ermordeten."" Dass diese Reihung keineswegs als
gleichrangig zu sehen ist, zeigt ein Zitat aus der C/iromtjMe des tjunfiT premiers
V%Zois:
„Sie stürzten sich auf die Adligen und brachten mehrere um. Und sie
taten noch schlimmere Dinge, wie irrsinnige, wahnsinnige Leute von
geringem Verstand, denn sie sie töteten auch mehrere adlige Frauen
und Kinder."305
Die explizite Hierarchisierung der Taten spiegelt die Vorstellung, dass
Frauen und Kinder besonders schutzbedürftig und schützenswert seien. Die
vielen Klagen über Vergehen gegen Frauen und Kinder in den zeitgenössi-
schen Chroniken und Traktaten deuten auf eine starke moralische Sensibilität
in diesem Bereich hm/°6 Diese ist auf zwei Ebenen zu fassen, wie ein Beispiel
der Cdron^MC dde de /een de Venehe deutlich macht:
„Sie wandten sich schändlichen und ruchlosen Taten zu, denn, wie
man sagt, unterwarfen sie adlige Frauen ihrer schändlichen Lust, sie
töteten kleine unschuldige Adlige [also Kinder, CM], plünderten und
bekleideten sich und ihre bäuerlichen Frauen neugierig [mit den
Kleidern der Ad tigert]/'""

i°3 PI, so Diox ul' oMi'sI rnt's romo& per sa grasoo, P mosc/Pos/Msf s; moMfopPios t?M0 foMfo ooMiniMMMMlIos
OMi'ssoMl &sfnPf goMP'Iz Pownios, saPifo PgP'so gpn'os, ol foMfos n'cPos goMS, per foMS pm/s. Froissart,
Chroniques (SHF), Bd. 5, S. 101 (1,413).
304 PI HfOlOMl MMO IrOS MMlIo Molo prlso (?M97 MO &M10MrOMl OM II OOMUOrSOrOMl MMl MüPIo, MO/g^O MO OM/HMZ,
MO WHMOt'rs, MidsoMS, tpT;7 M'anP'ssoMf ol iMHSSOMl. Chronique normande de Pierre Cochon, S. 100;
PI iMOt'OMl lOMS gOMP'L POMIMIOS Ol gOMP'Is /03M^S ^MO IL IrOMUOtOMl, Ol plMSOMrS OM/HMS iMOtOMl II.
Chronique des regnes, Bd. 1, S. 178, ähnlich ebd., S. 180f.
303 CoMrMroMl SMS HMX MoMos Pownios ol OM oodsIroMl pPisioMrs ol OMOoros/iroMl ;7z pis oowwo goMS Posuoz
oI/orooMOZ ol & poP'I OMsioMl. Car ^öwwos ol op/HMS MoMos MiisIroMl pPisioMrs H worl. Chronique des
quatre premiers Valois, S. 71. Ähnlich die Chronique dite de Jean de Venette, S. 176: PI, tpioP
iHWOMlHlM'pMS osl, dowtMHS ol P'Poros pgruos oorMW ^Mos iMfOMtoFaMl alrodlor worli &pHMl.
306 Normativ ist der besondere Schutz von Frauen und Kindern nur schwer fassbar: Zu seiner
Umsetzung in Gottesfrieden siehe Große, Friede, S. 109f.; Hoffmann, Gottesfriede, S. 96. Ver-
gewaltigung wurde 1357 unter die erwies PvomissiMrs aufgenommen: Ordonnances, Bd. 3,
S. 128f. (Karl, Dauphin, 1357); siehe dazu Gauvard, Grace especia), S. 211f. und 822-824. Nach
den Regeln der Kriegsführung standen vor allem unbewaffnete und arme Leute unter Schutz,
weniger explizit Frauen und Kinder: Bonet, Arbre, S. 141 (111,48) und 170f. (111,69-70); The Book
of Chivalry, S. 178; Laennec, Christine, Bd. 2, S. 222-232 (111,18-21), (Siehe auch Christine de
Pisan, Book of Fayttes, S. 224—233; Christine de Pisan, Book of deeds, S. 171-178); vgl. dazu
Mauntel, Victimes civil es. Auch in der höfischen Literatur nimmt das Einstehen für Frauen
und Kinder als ritterliche Tugend nur geringen Raum ein, siehe Blons-Pierre, Jeux, S. 40-50;
Clauss, Aujourd'huy, S. 82-85.
307 CoMUOrforMMf SO ad oporg UpM ol Mt/HMpH, (?MM, Ml /orP'P POMÜMHS MüPPoS SMHS fPI P'PPP'MO op-
prpMOpHMp parfMloS MOPPOS, Ml Pä'pMMS, IMMOOOMPPOS porMMOHMp PüMH roporlß rgpiopHMl, SO ipsos/ö?!?'-
MHS SIMS rMSIioHMHS oiMi'osiMS uosP'oMfos. Chronique dite de Jean de Venette, S. 176. Interessanter-
weise werden die Taten als Gerücht wiedergegeben. Der Autor zeichnet sich generell durch
 
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