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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0334

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41 Formen obrigkeitlicher Gewalt

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Henker lebten gefährlich: Schon Capeluches Vorgänger, Geoffroy, starb in
den Augen vieler Chronisten 1411 symbolhaft einen schlechten Tod'. Der
Krieg zwischen Armagnacs und Bourguignons hatte kurz zuvor begonnen
und Johann Ohnefurcht wollte an einigen gefangenen Adligen ein Exempel
statuieren. Unter ihnen war Mansart du Bois, ein pikardischer Ritter und Va-
sall Burgunds, der sich jedoch gegen seinen Herrn gewandt hattet Folgt man
den historiographischen Berichten, muss Mansart bei seiner Hinrichtung we-
gen seines würdigen Verhaltens großen Eindruck gemacht haben. Dass der
Henker wenige Tage nach der Hinrichtung starb, berichten die Chronisten als
,wundersam': Der Bourgeois beschreibt, wie der Richtblock nach dem Ent-
haupten gewackelt habe, ja fast umgefallen sei, weil Mansart so mächtige
Schultern gehabt haben soll. Der Henker sei darüber dermaßen erschrocken
gewesen, dass er wenige Tage später starbA Auch Jean Juvenal berichtet, dass
dem Henker nach eigener Aussage noch niemals eine Enthauptung so zuwi-
der gewesen sei, wie die MansartsA Sein schneller Tod ist damit ein Symbol,
das die Hinrichtung im moralischen Sinn ,ungerecht' erscheinen lässt. Die
stilisierte Darstellung der Hinrichtung wird zum moralischen Fingerzeig, die
Gewalt dabei moralisch aufgeladen. Der Herzog, so die Quintessenz, hätte
seinem Gefolgsmann verzeihen sollen, statt ihn hinrichten zu lassen.
Während der Henker Geoffroy 1411 angeblich aus Entsetzen über sein ei-
genes Werk starb, soll der Körper des Henkers Raoulet 1358 viel direkter der
Beweis einer ungerechten Hinrichtung geworden sein. Während des Pariser
Aufstands von 1358 ließ Etienne Marcel im Mai zwei Bedienstete des Dau-
phins, Jehan Perret und Henry Metret, hinrichten, weil sie gegen den Willen
der Pariser dem Dauphin heimlich haben helfen wollen. Die Hinrichtung
verlief jedoch nicht nach Plan. Der Autor der C/m/HdjMd dos rognos schrieb, er
habe selbst gesehen, wie Raoulet einen (epileptischen) Anfall bekam, bevor er
den ersten Verurteilten enthaupten konnte. Er sei gefallen und „von grausa-
men Leid gequält" worden, habe sogar Schaum vor dem Mund gehabt. Dies,
so habe die Menge geraunt, sei ein Zeichen Gottes dem es missfalle, dass
man die beiden ohne Grund töten wolle^ (siehe Abb. 7, S. 439). Insbesondere

% Schnerb, Armagnacs, S. 155; Oschema, Freundschaft, S. 293, Fußnote 1153; Journal d un Bour-
geois, S. 45, Fußnote 75.
97 Pe^uef euf fa fefe eoupee cs Pfades & Paris, cf & fa A^ee de ses epmAs, depuis euf fa feie eoupee,
Foufa fe frauedef si^rrf tpha peM huf ne PaFaffif, douf fe Fourreau euf feffeA^/^MP car d eu moM-
nh faufof apres sä* Jours, ef efaif Momme wahre Ge^roi/. Apres/ul Fourref Caped^cde, soM uafef. Jour-
nal d un Bourgeois, S. 45 (§26). Knapper Monstrelet, Chronique, Bd. 2, S. 210 224; Memoires de
Pierre de Fenin, S. 23.
98 QMand d /uf en edemise, d fa rompif deuauf, ef du/-mesme fa reMuersoif, poMr Jäire pfus Feau eof a
A^pper. Apres ^u'd euf /es i/eux Fandez, fe FoMrreaM du/ pria ^u'd fui/ pardoMMasf sa wort. Pe^uef ie/d
de FoM eceur ef fe priasf ^u'd fe Faisasf. PoisoM de peupfe i/ auoif, ^ui ^uasi fous pforoieuf a edaudes
/armes. Pf aeeompfif fe FourreaM ee ^ui du/ auoif esfe eommaude fe^uef disoif ^ue OMe^ues d M'auoif Ah
edose si euuis ef mafgre du/, ef esfoif fres despfaisauf d'auoir osfe fa uie a MM si FoM ef uaidauf edeuad'er.
Or adufuf uue edose tphoM feuoif meruedfeMse. C'esf ^M'au dedaus de duief/ours fedh Fourreau mouruf,
ef t/uafre de eeux tpu/urcMf a fe firer ef gedeMMe. Juvenal des Ursins, Histoire, S. 474.
99 Pf je tpu ceci eseris ui ^ue, (?uaMf fe Fourref, appeffe fors Paoufef, uouff eouper fa fesfe au premier
maisfre, e'esf assauoir au dh Perref, ff edai/ ef A' fourmeMfe d'uue eruefe passiou, fauf ^u'd reudi/ es-
 
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