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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 1/2
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Studien und Forschungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0064

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Studien und Forschungen


KANN EIN HOLZSCHNITT HANS den
BALDUNGS ZUR TEILWEISEN an

Nadirichten über die Dauer der eigent-
lichen Arbeit Grünewalds sollte jeder An-
halt ausgenützt werden, denn für die Ent-
wicklungsgeschichte der oberrheinisdien
Malerei scheint mir in dem zweiten Jahr-
zehnt des XVI. Jahrhunderts jedes Jahr
von Wert und vor allem darf die Frage
interessieren, in welchem Jahr können die
am Oberrhein tätigen Maler zum ersten-
mal vor einem hier vollendeten Bild Grüne-
walds gestanden haben. Ich glaube da-
für spätestens den Beginn des Jahres 1511
in Vorschlag bringen zu können.
Bei Hans Otmar in Augsburg kam
1510 die erste Ausgabe des Buches Granat-
apfel „meerers tails gepredigt durch den
hochgeleerten doctor Johanem Gayler von
Kaysersperg" mit sechs Illustrationen her-
aus, deren vier das Monogramm H. B.
tragen und als Werke Hans Burgkmairs
gelten. Diese Illustrationen sind für die
zweite Ausgabe desselben Buches, die
Johann Knoblauch in Straßburg auf Frei-
tag, nach Gregorij 1511 erscheinen ließ,
alle von Hans Baldung mit recht genauer
Anlehnung umgezeichnet worden, man
kann ruhig sagen kopiert worden, mit
Ausnahme des fünften Holzschnittes, der
die sieben Hauptsünden unter der Gestalt
von sieben Tierungeheuern zeigt., Bei
diesem Holzschnitt ist Baldung vollständig
abgewichen, seine Komposition und die
Einzelausmalung der Tiere sind der Augs-
burger Ausgabe gegenüber ganz neu, nur
bei der Bildung eines weniger auffallen-
Tieres ist er abhängig geblieben. Diese
sich auffallende Abweichung wird aber

DATIERUNG VON GRÜNEWADS
ISENHEIMER ALTAR DIENEN? □
Da auf den Grünewaldsdien Tafeln des
Isenheimer Altares kein anderes Wappen an-
gebracht ist als das des 1516 gestorbenen Prä-
zeptors Guido Guersi, so nimmt man an, daß
das Altarwerk vor 1516 entstanden sein muß
und die auf dem Salbgefäß der Kreuzigung er-
sichtliche Jahreszahl 1515 gilt als Vollendungs-
termin des Werkes., Bei dem Mangel an

9 Vergl. H. A. Schmid, Mathias Grünewald, im Fest-
buch zur Eröffnung des Historischen Museums, Basel 1894.

-) Der Gregorientag ist nach H. Grotefend (Zeitrechnung
des deutschen Mittelalters, 1891. I. Bd., S. 79.) der
12. März.
3) Ausführliche Bibliographie der Schriften Geilers von
Kaysersberg bei L. Dacheux in: Die ältesten Schriften
Geilers, 1882, Freiburg i. B. — Das Buch Granatapfel,
Augsburg 1510 = Dacheux Nr. 44. — Das Buch Granat-
apfel, Straßburg 1511 = Dacheux Nr. 45. — Muther, Die
Büdierillustration der Gotik und Renaissance, beschreibt
als Nr. 1394 eine illustrierte Ausgabe des Granatapfels
bei Grüninger 1510. Diese Angabe hat er, ohne ein Ex-
emplar zu nennen, aus Weigels Kunstkataloge (Nr. 13361)
— Ludwig Friedrich Vierling, Straßburg 1786, in seinen
scriptis Germanicis Geileri kennt keine Grüninger-Aus-
gabe von 1510, P. Kristeller in seiner Straßburger Bücher-
llustration Nr. 129 hat diese Ausgabe nie gesehen, der
sorgfältige Geiler Bibliograph Dacheux sagt Seite LIV.,
 
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