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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 5
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Schmid, Heinrich Alfred: Die Stuppacher Madonna des Matthias Grünewald
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0387

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□ Begründet als „Monatshefte der Kunstwissenschaftlichen Literatur" von Dr. Ernst Jaffe und Dr. Curt Sachs □

I. Jahrg. Heft 5 1908

Die Stuppacher Madonna des Matthias Grünewald
Von H. A. Schmid
Als die Notiz durch die Blätter ging, daß in Stuppach ein neues Gemälde von
Matthias Grünewald entdeckt worden sei, wurde zugleich mitgeteilt, daß ich die Autor-
schaft Grünewalds anerkenne und verraten, daß ich schon vor etwa zehn Jahren das
Gemälde aufgesucht hatte, damals aber ohne darin einen Grünewald zu entdecken.
Beide Angaben sind richtig. Idi habe das Bild zum ersten Mal im Sommer 1896
vor meiner Übersiedelung von Würzburg nach Berlin aufgesucht. Einer der Freunde
heimischer Geschichte und Kunst, die auch in Würzburg oft in uneigennützigster Weise
sich historischer Forschungen und Forscher anzunehmen pflegen, riet mir auch dieses
Bild auf Grünewald zu untersuchen, da es wegen seines einzigartigen Charakters ja
immerhin von dem Meister, der mich interessierte, sein könne. Den Namen des Herrn
habe ich leider vergessen, ob seine Vermutung sich auf eine Tradition stützte, kann
ich mit Bestimmtheit nicht mehr behaupten. Ich teilte Konrad Lange nur mit, daß
dies wahrscheinlich sei.
Das Gemälde befand sich damals sogar annähernd in demselben Zustande wie
heute. Nach meinen Aufzeichnungen aller Stellen die übermalt waren, hat Herr W.
Ettle aus Ellwangen sich bei seiner Restauration wirklich mit der Reinigung und der
Ausbesserung kleiner Stellen begnügt. Trüber ist das Bild allerdings gewesen, denn
ich erinnere mich, daß es mir schwer wurde, einige Partien zu erkennen und zu
erraten wie sich der Künstler die Abstufung des Raumes nach hinten gedacht hatte,
und erschwert wurde das Studium durch das Zwielicht einer mit modernen Glas-
gemälden verdunkelten Kirche. Allein die Verwandtschaft der Madonna mit der des
Isenheimer Altares und die Ähnlichkeit der Himmelsglorie mit den Glorien auf der
Darstellung der Madonna und dem Engelkonzert in Colmar, und der breite malerische
Stil im Faltenwurf sind mir schon damals aufgefallen. Das Werk hatte mich seit Jahren
bei meinen Grünewaldstudien beschäftigt. Als Beweis kann ich anführen, daß ich sofort
telegraphisch bei Lange anfragte, ob er Stuppach meine, als er mir mitteilte, daß er
einen Grünewald gefunden habe und ich aus dem Aufgabeort Creglingen schließen
 
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