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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 3
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Posse, Hans: Die Neuerwerbungen des Kaiser Friedrich-Museums zu Berlin: Gemälde aus der Sammlung Rudolf Kann
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0163

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Heft 3

I. Jahrg.

1908

Die Neuerwerbungen des Kaiser Friedrich-Museums
zu Berlin
Gemälde aus der Sammlung RUDOLF KANN
Von Hans Posse
Vor wenigen Wochen ist in dem den Neuerwerbungen vorbehaltenen Kabinette
des Kaiser Friedrich-Museums eine kleine gewählte Sammlung von Gemälden zur Aus-
stellung gelangt. Sie stammen aus dem Nachlasse des verstorbenen Rudolf Kann,
dessen Galerie einst zu den berühmtesten Privatsammlungen von Paris gehörte, und
die im letzten Sommer für 20 Millionen an die Londoner Kunsthandlung Duveen Bros,
verkauft worden ist. Das Gefühl des Bedauerns, daß auch diese an erstklassigen
Gemälden kostbare europäische Sammlung zerstreut wurde und den. heute üblichen
Weg so vieler Kunstwerke, nach Amerika, gehen soll, wird wenigstens zum Teil
gelindert, wenn man die für Deutschland geretteten Kunstwerke beisammen sieht.
Zwar fällt wohl die Frage: warum so viele kleine Bilder anstatt weniger aber
bedeutenderer Stücke, an denen die Galerie Kann doch reich war? Der Generaldirektor
der Kgl. Museen Wilh. Bode hat sich in seinem amtlichen Berichte darüber ausgesprochen:
wie für die hervorragendsten Gemälde von vornherein ganz exzentrische Summen
gefordert und bezahlt worden sind, die aufzubringen hier unmöglich gewesen wäre,
und wie auch die Erwerbung der kleineren Bilder, wenigstens zu einem Teile, nur
einer Mode und Eigentümlichkeit der großen amerikanischen Sammler zu verdanken
ist, die kleine Bilder, Darstellungen ausgesprochen religiösen Inhalts oder namenlose
Werke nicht zu schätzen vermag.
Die neue Erwerbung ist trotzdem die wichtigste der letzten Zeit, vor allem
durch sorgsame Auswahl nach den Bedürfnissen und Mängeln der Berliner Sammlung.
Wer allerdings importante Erwerbungen nach dem Quadratmeter bemißt, wer große
Mittelstücke verlangt, wird kaum auf seine Rechnung kommen. Denn das Gros
dieser jetzt ausgestellten Vereinigung von acht Bildern und einer Holzskulptur sind
Werke der holländischen Kleinmalerei des 17. Jahrhunderts, Bilder von fast mono-
chromer, feiner Tonwirkung, ohne blendende Farbeneffekte, die das Auge zum Ver-
weilen auffordern, auch kaum interessant durch die Fülle packenden Inhaltes, sondern
 
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