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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 6
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Studien und Forschungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0545

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Studien und Forschungen

ZU GRÜNEWALDS TÄTIGKEIT IN
DER ASCHAFFENBURGER GEGEND
Von H. A. Schmid
Um mir die Priorität zu wahren, gebe ich
von zwei wichtigen Urkundenfunden Beridit,
die auf die frühere Tätigkeit Grünewalds in der
Aschaffenburger Gegend ein Licht werfen. Bei
meinem Aufenthalte in Würzburg im Sommer
1907 machte ich die Entdeckung, daß in dem
dortigen gut geordneten Kreisarchive, das ich
bereits vollständig auf Grünewald durchforscht
glaubte, noch zahlreiche Testamente Aschaffen-
burger Kanoniker liegen. Das eine Testament
war von Wichtigkeit, und ich gebe die wichtigen
Stellen nach den Abschriften, die Herr Reichs-
archivrat Göbl mir durch den dortigen Archiv-
funktionär H. Schöner zu besorgen die Güte
hatte, behalte mir aber vor, sie später im Zu-
sammenhang abzudrucken, soweit derselbe über-
haupt für einen späteren Forscher von Interesse
sein kann. Der Kanonikus Heinrich Reitzmann
in Aschaffenburg, derselbe, der auch als Stifter
HENRICHVS RETZMAN auf dem Aschaffen-
burger Rahmen erscheint, bestimmt in seinem
Testament von 1517:
Item lego XXV florenus ad faciendum pin-
gere festum Nivis per magistrum Matheum
pinctorem in tabulam jam confectam que locari
debet in nova capella dominorum Casparis et
Georgii Schantzen fratrum materialia, ut pote
colores, reperinutur in mensa serata in Aula...
Da die Forschungen von Heinz Braune in
München ergeben haben, daß das Freiburger
Bild aus Aschaffenburg stammt und meine Re-
konstruktion auch so schon beweist, daß es in
den Altar des Reitzmann gehört, so haben wir
hier zum ersten Male eine urkundlich beglaubigte
Arbeit des Meisters.
Grünewald hat aber auch einen Altar für
Uissigheim im Bezirk Tauberbischofsheim von
Reitzmann in Auftrag erhalten. In einem
früheren Testament von 1514 bestimmt derselbe:
lego ad fabricam ibidem in Uskem XXX flore-
nos, ut ibidem fiat nova tabula cum quatuor
ymaginibus in summo altare videlicet gloriosis-
sime marie virginis in medio, Sanctorum Vincen-
tii patroni in dextro, Hieronymi in sinistro et
sancti Georgii patroni in pede tabule equitando
et prout magistro Matheo in Selgenstadt op-
time constat, qui locum mepresente vidit usw.

Dieser Altar war schon in der ersten Hälfte des
XIX. Jahrhunderts durch einen anderen ersetzt.
Daß mit diesem Magister Matheus derselbe
gemeint ist wie im späteren Testament, ist kaum
zu bezweifeln, weil doch sonst wohl das zweite
durch irgend eine genauere Angabe von dem
früher beschäftigten Matheus unterschieden
worden wäre. Grünewald befand sich also
schon 1514 nicht mehr in Isenheim, sondern in
der Nähe von Aschaffenburg und erhielt von
dort Aufträge. Die beiden Urkunden ließen
darauf schließen, daß er Mathäus, nicht Matthias
hieß, während die eigene Unterschrift auf dem
Oxforder Blatt deutlich Mathis, nicht Mathes
heißt und also sehr für Matthias, den bisher an-
genommenen Vornamen spricht. Da selbst die
Legenden der beiden Apostel verwechselt werden,
und man in Süddeutschland die Träger beider
Vornamen nicht unterschied, sondern beide
Mathes nannte, so ist es nicht ausgeschlossen,
daß auch der Aschaffenburger Kanonikus sich
geirrt hat. Wir wissen also von Grünewald
genau nicht einmal den Vornamen.
Nach Angabe des besten Kenners in der
einschlägigen Frage, Prof. Edward Schröder in
Göttingen, ist in der Mainzer Diözese der Name
Matthias seit der zweiten Hälfte des XIV. Jahr-
hunderts besonders häufig gewesen, während
der Name Matthäus zum mindesten sehr selten
war. Allein mit Sicherheit ist ja auch die Her-
kunft des Künstlers aus der Aschaffenburger
Gegend bisher nicht festzustellen gewesen, und
auffallend ist dann immer noch, daß der Kano-
niker den ungewöhnlicheren Namen statt des
üblicheren wählte.

ZUR PLASTIK AUGSBURGS
Von Philipp Maria Halm
Hans Holbein der Ältere und Gregor Erhardt.
Curt Glaser publiziert in der soeben erschie-
nenen Monographie über Hans Holbein den
Älteren1) auf Tafel XLVIII eine Federzeichnung
(Abb. 1), welche sich in der öffentlichen Kunst-
sammlung zu Basel befindet und die er unter
Nr. 64 seines Verzeichnisses der Handzeich-
nungen dieses Meisters folgendermaßen be-
schreibt: „Madonna auf einem Throne, dem 7
9 Curt Glaser, Hans Holbein der Ältere. Leipzig 1908.
 
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