Rundschau
85
f) kunstwissenschaftliche Fortbildungskurse
für Oberlehrer und Oberlehrerinnen ein-
gerichtet werden,
g) auch bei allen Fortbildungseinrichtungen
auf die Förderung kunstwissenschaftlichen
Verständnisses durch geeignete Kurse be-
sonderer Wert gelegt und
h) durch kunstwissenschaftliche Vorträge und
Demonstrationen verschiedenster Art auf
immer weitere Kreise des Volkes ein-
gewirkt wird.
Das Bedürfnis einer alle kunsthistorischen
Bestrebungen in Deutschland und Österreich
zusammenfassenden Zentrale ist offensichtlidi;
die Beschränkung auf deutsche Kunst eine
große Tat, deren Notwendigkeit in der von der
Wissenschaft so stark vernachlässigten Bedeutung
unserer einheimischen Kunst liegt; und das
Mittel, eine Sammelstelle für deutsche Kunst-
forschung in einer privaten Gesellschaft zu
schaffen, der beste, weil ein selbständiger Weg.
Die Nation selber, nicht der vielgeplagte Staat,
soll die Sache ihrer Kunst in die Hand nehmen!
Es ist zuversichtlich zu hoffen, daß dem Aufrufe,
an dessen Spitze Bode, Friedr. Schmidt und
Althoff stehen, die nachdrücklidiste Tat folge.
KLEINE NACHRICHTEN
Augsburg. Das sog. Badezimmer im Fuggerhaus
ist neu hergeriditet und dient nun zur Aufbewahrung der
bedeutenden Fuggerschen Kunstsammlung, die der Öffent-
lichkeit übergeben wird.
Berlin. G. Mackowski hat 7 Reliefs von Gottfried
Schadow wiedergefunden die Gräfin Lindenau hatte sie
zur Erinnerung an ein früh verstorbenes. Söhnchen von
dem Künstler in Gipsstuck modellieren lassen.
Darmstadt. Die stattliche Sammlung Handzeichnungen
und Skizzen von Böcklin im Besitze des Freih. Ehe-
paares v. Heyl ist von diesem dem Hessischen Landes-
museum als Geschenk überwiesen worden. Die 75 Blätter
reichen von der Schweizer Jugendzeit Böcklins bis in die
80er Jahre.
Dresden. Die Gemäldegalerie hat ihr erstes Bild
von Rayski, dem durch die Jahrhundertausstellung 1906
bekannt gewordenen Autodidakten, erworben; es stellt
die Schwester des Künstlers Pompilia dar.
Düsseldorf. Josef Olbrich ist gelegentlich der Aus-
führung seines Warenhauses von Darmstadt hierher über-
gesiedelt. Eine Ausstellung seines bisherigen Werkes
ist gegenwärtig in drei Sälen des Kunstgewerbemuseums
zu sehen.
Hamburg. Es besteht noch die Gefahr, daß die
bekannte Galerie Weber — deren Katalog von Woermann
stammt — von der Witwe des Besitzers an ein Händler-
konsortium verkauft wird. Hoffentlich finden sich aber
Mittel, die Sammlung für Hamburg zu erhalten und mit
ihren alten Meistern den Bestand der Kunsthalle aufs
günstigste zu ergänzen.
Frankfurt a. M, Die Errichtung eines Städtischen
Museums neben und in Zusammenhang mit dem Städel-
schen Institut ist im Prinzip beschlossene Sache. Die
Mittel der reichen Pfungstschen Stiftung waren für eine
moderne Galerie allerdings schon einige Zeit flüssig und
auch die gemeinsame Leitung beider Sammlungen bei
getrennten Administrationen war mit der Berufung
Swarzenskis vor zwei Jahren schon entschieden. Was
aber jetzt, nach Überwindung mannigfacher Schwierigkeiten,
als gesichert angesehen werden darf, und zwar sowohl
von selten der städ ischen Behörden als der Städelschen
Verwaltung, ist die räumliche Verbindung der beiden
Museen (auf dem Gartengrundstück an der Dürerstraße)
und die Durchführung von Swarzenskis Programm. Dieses
behält für das Städelsdie Institut prinzipiell die alte
Malerei vor; das Städtische Museum aber soll nicht nur
die im Plane Pfungsts liegende Moderne Galerie,
sondern auch eine Sammlung rein Frankfurter Kunst
und eine Skulpturensammlung enthalten. Es besteht
begründete Hoffnung, daß die reiche Stadt die zu diesen
großartigen Plänen notwendigen Gelder bewilligt, und
somit Frankfurt mit einem Schlage den bedeutendsten
neueren Museumsstadten, wie Hamburg, an die Seite ge-
rückt wird.
Dem Städelschen Museum ist das angebliche
Bildnis des Kaisers Matthias Corvinus von Rubens aus
der Slg. Rud. Kann als Geschenk überwiesen worden,
eines von Rubens besten und besterhaltenen Gemälden.
Köln. Rasch hintereinander sind beide Museen ihrer
Leiter beraubt worden, und die Verlegenheit der Stadt,
diese Stellen würdig wieder zu besetzen, ist eine doppelte,
da beide Sammlungen recht eigentlich Schöpfungen ihrer
hervorragenden Direktoren zu nennen sind. Der im vorigen
Herbst verstorbene Aldenhoven hat aus einer Raritäten-
kammer das stolze Wallraf-Richartz-Museum gemacht,
und das Kunstgewerbemuseum verdankt seine heutige
Gestalt und Organisation durchaus Otto von Falke.
Dieser, der seine Assistentenjahre bei Lessing in Berlin
zubrachte, übernahm 1895 das Kölner Museum, das am
1. Mai 1903 in den jetzigen Neubau übersiedelte. In dem
neuen Museum wurde das System des mittleren quadra-
tischen Lichthofes mit Rücksicht auf die Sonderaussteilungen
des modernen Kunstgewerbes beibetialten. Die Samm-
lung selbst ist nach dem Prinzip historischer Stilentwick-
lung aufgestellt; bei ihrem Ausbau stand das rheinische
Kunstgewerbe durchaus im Vord rgrunde: rheinische Möbel
vom i4. bis 18. Jahrhundert, rheinische Glasmalerei und
Keramik. So hat v. Falke dem Museum einen aus-
gesprochen rheinischen Charakter verliehen.
Lugano. An der Kathedrale S. Laurenzo und an
S. Maria degii Angeli (in der Luinis Passionsfresko ist)
finden große Restaurationsarbeiten statt.
München. Die Sammlung Arndt, die ein unbekannter
Mäcen auf Veranlassung Furtwänglers angekauft und dem
bayrischen Staate geschenkt hat, ist provisorisch im assy-
rischen Saale der Glyptothek geordnet aufgestellt worden.
Die Sammlung umfaßt hauptsächlich Werke griechischer
und auch italienischer Kleinkunst, Terrakotten, Vasen,
Bronzen, Goldschmuck und Glasfragmente. So ist sie
eine sehr wertvolle Bereicherung des Antiquariums,
deren beträchtliche Lücken auf diese Weise ausgefüllt
werden.
Florenz. Die Besorgnis um das Schicksal des Pal.
Strozzi—der bekanntlich möglicherweise einem Ausländer
zufällt — ist noch keiner Entscheidung gewichen. Falls
der Staat ihn übernehmen sollte, weiß man nicht recht,
was mit seinen großen Räumlichkeiten anzufangen; zu
einem Museo civico, das noch der würdigste Inhalt sein
würde, fehlt es an Material, und die großen Kosten
machen hinter jedes derartige Projekt von vornherein ein
Fragezeichen. — Dagegen soll das Kloster Sant' Apollonia
(mit Castagnos Abendmahlfresko) vom Militärfiskus
erworben und zu einer modernen Galerie verwendet
worden.
Paris. Die Verwaltung der National - Bibliothek be-
reitet für Mai 1908 eine große Ausstellung von Zeichnungen
und Radierungen Rembrandts aus öffentlichem und
privatem Besitze vor.
Speyer. Das historische Museum der Pfalz soll hier
nach Plänen Gabr. v. Seidls erstehen; und zwar gänzlich
in den Formen der späteren deutschen Renaissance , teil-
weise in direkter Nachahmung von Teilen des Heidel-
berger Schlosses. Es fragt sich, ob diese Art der forma-
len Lösung von Museumsfragen heute noch angebracht ist.
Straßburg. Die Wiederherstellung des Bischöflichen
Palais soll, unter der Leitung des Dombaumeisters Knauth
85
f) kunstwissenschaftliche Fortbildungskurse
für Oberlehrer und Oberlehrerinnen ein-
gerichtet werden,
g) auch bei allen Fortbildungseinrichtungen
auf die Förderung kunstwissenschaftlichen
Verständnisses durch geeignete Kurse be-
sonderer Wert gelegt und
h) durch kunstwissenschaftliche Vorträge und
Demonstrationen verschiedenster Art auf
immer weitere Kreise des Volkes ein-
gewirkt wird.
Das Bedürfnis einer alle kunsthistorischen
Bestrebungen in Deutschland und Österreich
zusammenfassenden Zentrale ist offensichtlidi;
die Beschränkung auf deutsche Kunst eine
große Tat, deren Notwendigkeit in der von der
Wissenschaft so stark vernachlässigten Bedeutung
unserer einheimischen Kunst liegt; und das
Mittel, eine Sammelstelle für deutsche Kunst-
forschung in einer privaten Gesellschaft zu
schaffen, der beste, weil ein selbständiger Weg.
Die Nation selber, nicht der vielgeplagte Staat,
soll die Sache ihrer Kunst in die Hand nehmen!
Es ist zuversichtlich zu hoffen, daß dem Aufrufe,
an dessen Spitze Bode, Friedr. Schmidt und
Althoff stehen, die nachdrücklidiste Tat folge.
KLEINE NACHRICHTEN
Augsburg. Das sog. Badezimmer im Fuggerhaus
ist neu hergeriditet und dient nun zur Aufbewahrung der
bedeutenden Fuggerschen Kunstsammlung, die der Öffent-
lichkeit übergeben wird.
Berlin. G. Mackowski hat 7 Reliefs von Gottfried
Schadow wiedergefunden die Gräfin Lindenau hatte sie
zur Erinnerung an ein früh verstorbenes. Söhnchen von
dem Künstler in Gipsstuck modellieren lassen.
Darmstadt. Die stattliche Sammlung Handzeichnungen
und Skizzen von Böcklin im Besitze des Freih. Ehe-
paares v. Heyl ist von diesem dem Hessischen Landes-
museum als Geschenk überwiesen worden. Die 75 Blätter
reichen von der Schweizer Jugendzeit Böcklins bis in die
80er Jahre.
Dresden. Die Gemäldegalerie hat ihr erstes Bild
von Rayski, dem durch die Jahrhundertausstellung 1906
bekannt gewordenen Autodidakten, erworben; es stellt
die Schwester des Künstlers Pompilia dar.
Düsseldorf. Josef Olbrich ist gelegentlich der Aus-
führung seines Warenhauses von Darmstadt hierher über-
gesiedelt. Eine Ausstellung seines bisherigen Werkes
ist gegenwärtig in drei Sälen des Kunstgewerbemuseums
zu sehen.
Hamburg. Es besteht noch die Gefahr, daß die
bekannte Galerie Weber — deren Katalog von Woermann
stammt — von der Witwe des Besitzers an ein Händler-
konsortium verkauft wird. Hoffentlich finden sich aber
Mittel, die Sammlung für Hamburg zu erhalten und mit
ihren alten Meistern den Bestand der Kunsthalle aufs
günstigste zu ergänzen.
Frankfurt a. M, Die Errichtung eines Städtischen
Museums neben und in Zusammenhang mit dem Städel-
schen Institut ist im Prinzip beschlossene Sache. Die
Mittel der reichen Pfungstschen Stiftung waren für eine
moderne Galerie allerdings schon einige Zeit flüssig und
auch die gemeinsame Leitung beider Sammlungen bei
getrennten Administrationen war mit der Berufung
Swarzenskis vor zwei Jahren schon entschieden. Was
aber jetzt, nach Überwindung mannigfacher Schwierigkeiten,
als gesichert angesehen werden darf, und zwar sowohl
von selten der städ ischen Behörden als der Städelschen
Verwaltung, ist die räumliche Verbindung der beiden
Museen (auf dem Gartengrundstück an der Dürerstraße)
und die Durchführung von Swarzenskis Programm. Dieses
behält für das Städelsdie Institut prinzipiell die alte
Malerei vor; das Städtische Museum aber soll nicht nur
die im Plane Pfungsts liegende Moderne Galerie,
sondern auch eine Sammlung rein Frankfurter Kunst
und eine Skulpturensammlung enthalten. Es besteht
begründete Hoffnung, daß die reiche Stadt die zu diesen
großartigen Plänen notwendigen Gelder bewilligt, und
somit Frankfurt mit einem Schlage den bedeutendsten
neueren Museumsstadten, wie Hamburg, an die Seite ge-
rückt wird.
Dem Städelschen Museum ist das angebliche
Bildnis des Kaisers Matthias Corvinus von Rubens aus
der Slg. Rud. Kann als Geschenk überwiesen worden,
eines von Rubens besten und besterhaltenen Gemälden.
Köln. Rasch hintereinander sind beide Museen ihrer
Leiter beraubt worden, und die Verlegenheit der Stadt,
diese Stellen würdig wieder zu besetzen, ist eine doppelte,
da beide Sammlungen recht eigentlich Schöpfungen ihrer
hervorragenden Direktoren zu nennen sind. Der im vorigen
Herbst verstorbene Aldenhoven hat aus einer Raritäten-
kammer das stolze Wallraf-Richartz-Museum gemacht,
und das Kunstgewerbemuseum verdankt seine heutige
Gestalt und Organisation durchaus Otto von Falke.
Dieser, der seine Assistentenjahre bei Lessing in Berlin
zubrachte, übernahm 1895 das Kölner Museum, das am
1. Mai 1903 in den jetzigen Neubau übersiedelte. In dem
neuen Museum wurde das System des mittleren quadra-
tischen Lichthofes mit Rücksicht auf die Sonderaussteilungen
des modernen Kunstgewerbes beibetialten. Die Samm-
lung selbst ist nach dem Prinzip historischer Stilentwick-
lung aufgestellt; bei ihrem Ausbau stand das rheinische
Kunstgewerbe durchaus im Vord rgrunde: rheinische Möbel
vom i4. bis 18. Jahrhundert, rheinische Glasmalerei und
Keramik. So hat v. Falke dem Museum einen aus-
gesprochen rheinischen Charakter verliehen.
Lugano. An der Kathedrale S. Laurenzo und an
S. Maria degii Angeli (in der Luinis Passionsfresko ist)
finden große Restaurationsarbeiten statt.
München. Die Sammlung Arndt, die ein unbekannter
Mäcen auf Veranlassung Furtwänglers angekauft und dem
bayrischen Staate geschenkt hat, ist provisorisch im assy-
rischen Saale der Glyptothek geordnet aufgestellt worden.
Die Sammlung umfaßt hauptsächlich Werke griechischer
und auch italienischer Kleinkunst, Terrakotten, Vasen,
Bronzen, Goldschmuck und Glasfragmente. So ist sie
eine sehr wertvolle Bereicherung des Antiquariums,
deren beträchtliche Lücken auf diese Weise ausgefüllt
werden.
Florenz. Die Besorgnis um das Schicksal des Pal.
Strozzi—der bekanntlich möglicherweise einem Ausländer
zufällt — ist noch keiner Entscheidung gewichen. Falls
der Staat ihn übernehmen sollte, weiß man nicht recht,
was mit seinen großen Räumlichkeiten anzufangen; zu
einem Museo civico, das noch der würdigste Inhalt sein
würde, fehlt es an Material, und die großen Kosten
machen hinter jedes derartige Projekt von vornherein ein
Fragezeichen. — Dagegen soll das Kloster Sant' Apollonia
(mit Castagnos Abendmahlfresko) vom Militärfiskus
erworben und zu einer modernen Galerie verwendet
worden.
Paris. Die Verwaltung der National - Bibliothek be-
reitet für Mai 1908 eine große Ausstellung von Zeichnungen
und Radierungen Rembrandts aus öffentlichem und
privatem Besitze vor.
Speyer. Das historische Museum der Pfalz soll hier
nach Plänen Gabr. v. Seidls erstehen; und zwar gänzlich
in den Formen der späteren deutschen Renaissance , teil-
weise in direkter Nachahmung von Teilen des Heidel-
berger Schlosses. Es fragt sich, ob diese Art der forma-
len Lösung von Museumsfragen heute noch angebracht ist.
Straßburg. Die Wiederherstellung des Bischöflichen
Palais soll, unter der Leitung des Dombaumeisters Knauth