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Monatshefte für Kunstwissenschaft
Neapel, S. Pietro Martire. Vom Grabmal der Gaeta
□ von Peter Martin von Mailand □
der Frühauflebung hinzustellen. Er starb
im Anfang des Jahres 1473.
So verhältnismäßig gut wir nun aber
auch mit Daten über das Leben und die
zahlreichen Werke, die Peter Martin von
Mailand in Neapel für den König wie auch
für Private schuf, unterrichtet sind, so schwer
ist es doch seinen Stil festzustellen. Denn
von allem, was er ausführte, ist nachweis-
lich nur mehr eine Anzahl von Schau-
münzen und ein minderwertiges marmornes
Flachbild vorhanden, das zwei ineinander
verbissene Hunde darstellt und sich in
Bar-le-Duc befindet.
Die Wichtigkeit seinen Stil zu bestimmen,
ist aber schon deshalb besonders groß,
weil damit die Scheidung der Künstler-
hände, die den großen Triumphzug an der
Vorderseite [des Neapler Bogens ausführten,
bedeutend gefördert werden würde.
Die bisherige Untersuchung hat ergeben,
daß aller Wahrscheinlichkeit nach der obere
und innere Teil des Triumphbogens von
Peter Martin erbaut, und daß insbesondere
das Figurenwerk, dessen Mittelpunkt der
König Ferdinand bildete und das seinen
Krönungszug dargestellt haben dürfte, von
diesem Meister angefertigt wurde.1)
Bei der gleichen Untersuchung hat sich
nun ebenfalls herausgestellt, daß eine große
Übereinstimmung zwischen diesem Teile
des bildlichen Schmuckes mit einem Stücke
des großen Triumphzuges besteht, nämlich
mit der vorderen Seite des linken Flügels,
und zwar mit dem Teile, der in meinem
Buche über Franz Laurana mit den Ziffern II,
III, IV, IVa und 3, 4 bezeichnet ist. Frei-
lich glaubte ich in dem genannten Werke
nicht auf einen und denselben Meister
König Renats von Anjou Schaumünzen nach der
von Pisanello gesetzten Mode anfertigen. Zum
letzten Mal wird unser Peter Martin dort
gegen Ende 1463 erwähnt, wo er von König
Renat ein Festgewand zum Geschenke erhielt.
Am 18. Mai 1465 wird er bereits wieder in den
Neapler Rechnungsbüchern des Nachfolgers Alfons,
Ferdinands I., mit einer Abschlagszahlung auf sein
Gehalt angeführt. Von wann an dies datiert,
ist nicht festzustellen, da leider die Redinungs-
büdier des Hofes von 1460—64 verloren ge-
gangen sind. Von nun ab blieb er in Neapel
und stieg zum Ritter und Oberbaumeister des
Königs auf, der die noch nicht fertigen Teile
des Triumphbogens vollendete, um sich dann in
der selbstgeschaffenen Grabschrift als den Er-
bauer dieses größten dekorativen Kunstwerkes
schließen zu dürfen, weil die Bildung der stern-
losen, mandelförmigen Augen, das naturalistische
Aderwerk der Handrücken und anderes mehr dem
zu widersprechen schienen oder doch in eine
spätere Zeit wiesen. Ich bin heute der An-
schauung, daß in der Tat die erwähnten Ge-
stalten des linken Flügels und diejenigen des
Krönungszuges Ferdinands aus einer einzigen
Werkstatt stammen, und zwar kann dies
den Umständen nach keine andere sein als
die unseres Peter Martin von Mailand. Denn
einerseits sind die Unterschiede der stilistischen
Behandlung im allgemeinen sehr gering, ander-
seits erklären sie sich leicht aus der Überlegung,
daß ein ganzes Jahrzehnt zwischen der An-
fertigung des Triumphes und der des Krönungs-
9 Rolfs, Franz Laurana. Berlin 1907. S. 158 ff. an.
Monatshefte für Kunstwissenschaft
Neapel, S. Pietro Martire. Vom Grabmal der Gaeta
□ von Peter Martin von Mailand □
der Frühauflebung hinzustellen. Er starb
im Anfang des Jahres 1473.
So verhältnismäßig gut wir nun aber
auch mit Daten über das Leben und die
zahlreichen Werke, die Peter Martin von
Mailand in Neapel für den König wie auch
für Private schuf, unterrichtet sind, so schwer
ist es doch seinen Stil festzustellen. Denn
von allem, was er ausführte, ist nachweis-
lich nur mehr eine Anzahl von Schau-
münzen und ein minderwertiges marmornes
Flachbild vorhanden, das zwei ineinander
verbissene Hunde darstellt und sich in
Bar-le-Duc befindet.
Die Wichtigkeit seinen Stil zu bestimmen,
ist aber schon deshalb besonders groß,
weil damit die Scheidung der Künstler-
hände, die den großen Triumphzug an der
Vorderseite [des Neapler Bogens ausführten,
bedeutend gefördert werden würde.
Die bisherige Untersuchung hat ergeben,
daß aller Wahrscheinlichkeit nach der obere
und innere Teil des Triumphbogens von
Peter Martin erbaut, und daß insbesondere
das Figurenwerk, dessen Mittelpunkt der
König Ferdinand bildete und das seinen
Krönungszug dargestellt haben dürfte, von
diesem Meister angefertigt wurde.1)
Bei der gleichen Untersuchung hat sich
nun ebenfalls herausgestellt, daß eine große
Übereinstimmung zwischen diesem Teile
des bildlichen Schmuckes mit einem Stücke
des großen Triumphzuges besteht, nämlich
mit der vorderen Seite des linken Flügels,
und zwar mit dem Teile, der in meinem
Buche über Franz Laurana mit den Ziffern II,
III, IV, IVa und 3, 4 bezeichnet ist. Frei-
lich glaubte ich in dem genannten Werke
nicht auf einen und denselben Meister
König Renats von Anjou Schaumünzen nach der
von Pisanello gesetzten Mode anfertigen. Zum
letzten Mal wird unser Peter Martin dort
gegen Ende 1463 erwähnt, wo er von König
Renat ein Festgewand zum Geschenke erhielt.
Am 18. Mai 1465 wird er bereits wieder in den
Neapler Rechnungsbüchern des Nachfolgers Alfons,
Ferdinands I., mit einer Abschlagszahlung auf sein
Gehalt angeführt. Von wann an dies datiert,
ist nicht festzustellen, da leider die Redinungs-
büdier des Hofes von 1460—64 verloren ge-
gangen sind. Von nun ab blieb er in Neapel
und stieg zum Ritter und Oberbaumeister des
Königs auf, der die noch nicht fertigen Teile
des Triumphbogens vollendete, um sich dann in
der selbstgeschaffenen Grabschrift als den Er-
bauer dieses größten dekorativen Kunstwerkes
schließen zu dürfen, weil die Bildung der stern-
losen, mandelförmigen Augen, das naturalistische
Aderwerk der Handrücken und anderes mehr dem
zu widersprechen schienen oder doch in eine
spätere Zeit wiesen. Ich bin heute der An-
schauung, daß in der Tat die erwähnten Ge-
stalten des linken Flügels und diejenigen des
Krönungszuges Ferdinands aus einer einzigen
Werkstatt stammen, und zwar kann dies
den Umständen nach keine andere sein als
die unseres Peter Martin von Mailand. Denn
einerseits sind die Unterschiede der stilistischen
Behandlung im allgemeinen sehr gering, ander-
seits erklären sie sich leicht aus der Überlegung,
daß ein ganzes Jahrzehnt zwischen der An-
fertigung des Triumphes und der des Krönungs-
9 Rolfs, Franz Laurana. Berlin 1907. S. 158 ff. an.