Stiassny. Die Donaumalerei im sechzehnten Jahrhundert
423
Abb. 2. WOLF HUBER: Bildnis des Münzmeisters
Anton Hundertpfundt □
□ Dublin, Nationalgalerie von Irland
Huber war der Hofmaler des Kirchenfürsten, und seine letzte datierte Arbeit, ein weib-
licher Rötelkopf von 1544 in der Albertina, geht gut zusammen mit einigen Frauen-
köpfen in der Gruppe links vorne auf der Allegorie. Da man Grund hat, anzunehmen,
daß Huber dieses Jahr nicht lange überlebt hat, fällt die Herstellung der Wiener Tafel
allem Anscheine nach in die Zeit von 1542—1544. Die Randfigur des beleibten bart-
losen Mannes zur Linken — er trägt den langen, seitlich geschlitzten Mantel des
Pharisäers auf dem Ecce homo der Kupferstichpassion Dürers (B. 10) — ist möglicher-
weise ein Selbstpor-
trät des gealterten
Meisters, dessen Au-
torschaft an dem
Bilde nunmehr mit
urkundlicher Sicher-
heit feststeht.
Wie Voss die
künstlerischen Kraft-
äußerungen über-
schätzt, die in den
Wiener Gemälden
vorliegen, so ver-
kennt er den Rang
und die Bedeutung
zweier 1906 auf der
Londoner Ausstel-
lung altdeutscher
Kunst aufgetauchter
Porträts Hubers, die
er nur in einer Fuß-
note streift. (Die
Originale in der Du-
bliner Galerie und
bei Sir Ch. Robinson
in London). Ohne das
Monogramm WH,
das die Bildnisse
neben der Jahreszahl
1526 tragen, wäre
man kaum auf Huber
verfallen, so groß
ist die Überraschung,
die sie bieten. Der
Wirklichkeit gegen-
übergestellt, vergißt
der Maler eben Phan-
tastik und Konven-
tion und bringt uns
diesen in Landshut
und München nach-
weisbaren Münz-
meister Hundert-
pfundt (Abb. 2) mit
seiner Ehefrau in der
ganzen Gediegenheit
ihrer Existenz so
leibhaftig nahe, daß
man an die besten
oberdeutschen Por-
trätschöpfungen, zu-
mal der jüngeren
Dürerschule (Penz)
erinnert wird. Auch
an den Wiener Tafeln ist mancherlei Nürnbergisches beobachtet worden und in seinen
Zeichnungen und Holzschnitten macht Huber wiederholt Anleihen beim Dürerwerke.
Vielleicht, daß Hans Dürer, dessen Sachen sich dem Geschmacke der Donauschule öfters
merkwürdig nähern, eines der Bindeglieder gewesen ist. Voss läßt es aber bei der
hergebrachten Annahme eines Schulverhältnisses Hubers zu Altdorfer bewenden, ohne
selbst dieses bestimmter zu formulieren. Und erst in einem Anhänge kommt er auf
die wichtigste Nachricht aus Hubers Leben zu sprechen, die zugleich die Eigenheit
seiner Kunst in helleres Licht setzt.
Aus Pruggers „Beschreibung der Stadt Veldkirch" (1685, 3. Aufl. 1891) und
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Abb. 2. WOLF HUBER: Bildnis des Münzmeisters
Anton Hundertpfundt □
□ Dublin, Nationalgalerie von Irland
Huber war der Hofmaler des Kirchenfürsten, und seine letzte datierte Arbeit, ein weib-
licher Rötelkopf von 1544 in der Albertina, geht gut zusammen mit einigen Frauen-
köpfen in der Gruppe links vorne auf der Allegorie. Da man Grund hat, anzunehmen,
daß Huber dieses Jahr nicht lange überlebt hat, fällt die Herstellung der Wiener Tafel
allem Anscheine nach in die Zeit von 1542—1544. Die Randfigur des beleibten bart-
losen Mannes zur Linken — er trägt den langen, seitlich geschlitzten Mantel des
Pharisäers auf dem Ecce homo der Kupferstichpassion Dürers (B. 10) — ist möglicher-
weise ein Selbstpor-
trät des gealterten
Meisters, dessen Au-
torschaft an dem
Bilde nunmehr mit
urkundlicher Sicher-
heit feststeht.
Wie Voss die
künstlerischen Kraft-
äußerungen über-
schätzt, die in den
Wiener Gemälden
vorliegen, so ver-
kennt er den Rang
und die Bedeutung
zweier 1906 auf der
Londoner Ausstel-
lung altdeutscher
Kunst aufgetauchter
Porträts Hubers, die
er nur in einer Fuß-
note streift. (Die
Originale in der Du-
bliner Galerie und
bei Sir Ch. Robinson
in London). Ohne das
Monogramm WH,
das die Bildnisse
neben der Jahreszahl
1526 tragen, wäre
man kaum auf Huber
verfallen, so groß
ist die Überraschung,
die sie bieten. Der
Wirklichkeit gegen-
übergestellt, vergißt
der Maler eben Phan-
tastik und Konven-
tion und bringt uns
diesen in Landshut
und München nach-
weisbaren Münz-
meister Hundert-
pfundt (Abb. 2) mit
seiner Ehefrau in der
ganzen Gediegenheit
ihrer Existenz so
leibhaftig nahe, daß
man an die besten
oberdeutschen Por-
trätschöpfungen, zu-
mal der jüngeren
Dürerschule (Penz)
erinnert wird. Auch
an den Wiener Tafeln ist mancherlei Nürnbergisches beobachtet worden und in seinen
Zeichnungen und Holzschnitten macht Huber wiederholt Anleihen beim Dürerwerke.
Vielleicht, daß Hans Dürer, dessen Sachen sich dem Geschmacke der Donauschule öfters
merkwürdig nähern, eines der Bindeglieder gewesen ist. Voss läßt es aber bei der
hergebrachten Annahme eines Schulverhältnisses Hubers zu Altdorfer bewenden, ohne
selbst dieses bestimmter zu formulieren. Und erst in einem Anhänge kommt er auf
die wichtigste Nachricht aus Hubers Leben zu sprechen, die zugleich die Eigenheit
seiner Kunst in helleres Licht setzt.
Aus Pruggers „Beschreibung der Stadt Veldkirch" (1685, 3. Aufl. 1891) und