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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 5
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Studien und Forschungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0455

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Studien und Forschungen

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gehen lohnt nach dem Gesagten nicht der An-
strengung, um so weniger, da sich St. selbst nie-
mals die Mühe gemacht hat, seinen abweidien-
den Standpunkt wissenschaftlich zu begründen.
Mag er, solange es ihm gefällt, in Aufsätzen
und Inseraten gegen mich zu Felde ziehen, mag
er sich, wie bei Meister Pfenning, auch bei
Huber allmählich in den Glauben hineinreden,
der Urheber der entscheidenden Attributionen
von St. Florian und Wien zu sein (den Anfang hat
er mit der abstrusen Selbstporträthypothese ge-
macht) — ich stelle demgegenüber zusammen-
fassend fest:
1. daß die Zuweisung der Wiener und St.
Florianer Bilder an Huber von mir zuerst aus-
gesprochen und wissensdiaftlidi begründet
worden ist,
2. daß St.s Ausführungen über W. Huber
außer einer Wappenidentifizierung, die indessen
nicht Neues lehrte, keinerlei selbständige Resul-
tate gebracht haben,
3. daß St. über den Donaustil und seine
Quellen mangelhaft unterrichtet ist,
4. daß er mithin als Rezensent nicht die er-
forderliche Kompetenz und
5. nicht die noch weniger zu entbehrende
ruhige Objektivität besitzt.
NOCHMALS DIE IMPERATOREN-
BILDER DER MÜNCHNER RESIDENZ.
Speziell in der Münchner Lokalpresse hat in
den letzten Wochen der Kampf um die Autor-
schaft Tizians an den Imperatorenbildern der
Residenz besonders heftig getobt. U. a. hat sich
auch Wilhelm Bode in einer freundlichst an
unsere Münchner Redaktion gesandten Zuschrift
nach Besichtigung der Gemälde geäußert. Er
schreibt:
„Die Gemälde in der Münchner Residenz sind
Kopien nach Tizians Imperatorenbildern

von verschiedener Qualität und zum Teil stark
übermalt. Die Serie gehört vielleicht noch dem
16.Jahrhundert an, und es ist möglich, daß Schüler
Tizians daran beteiligt sind. Bei dem Zustand
der Bilder ist jedoch auch eine spätere Entstehung
nicht ganz auszuschließen. Erst die gründliche
Restaurierung kann in diese Frage Licht bringen.
Ich bemerke noch, daß ich von den nach Angabe
des Besitzers auch aus der Sammlung König
Karls I.stammenden Gemälden bei Lord Brownlow,
welche die Imperatoren gleichfalls in überlebens-
großen Kniestücken zeigen, fünf im Stadthause
des Besitzers (Carlton House Terrace) gesehen
habe, leider ebenso hoch und ungünstig aufge-
hängt wie die Bilder der Münchner Residenz".
Geheimrat Dr.Bode hat sich demnach mit den
Ausführungen Dr. G. Habichs an dieser Stelle
fast übereinstimmend ausgesprochen.
Auf diese Notiz Geheimrat Bodes hin, die von
unserer Münchner Redaktion an die „Münchner
Neuesten Nachrichten" gegeben und dort erstmals
gedruckt wurde, fühlte sich Herr Wielandt zu einer
Entgegnung veranlaßt, die vor allem betonte, daß
„hervorragende Münchner Künstler" die Bilder für
Originale Tizians erklärten. Die Namen dieser
„hervorragenden" Künstler waren nicht genannt.
Die „M. N. N." erließen hierauf eine Rundfrage
über die Imperatorenbilder an eine Reihe von
Münchner Künstlern, Kunsthistorikern und Histo-
rikern. Unter den Antwortenden befinden sich
F. v. Kaulbach, Stuck, Prof. Voll, Prof. Weese-
Bern,Prof. Holmberg,Dr. Gronau, fernerDr.Habich
und Dr. Buchheit, von denen der letztere an dieser
Stelle noch zu Worte kommen wird. Dr. Traut-
mann spricht sich insbesondere dahin aus, daß
Herr Wielandt den urkundlichen Beweis
nicht erbracht habe. Im übrigen ergab dieRund-
frage das so gut wie einstimmige Resultat, wo-
nach die Tizianbilder der Residenz in
München Kopien von verschiedener Qua-
lität, wahrscheinlich auch aus verschiedener Zeit
sind. Damit ist die Wielandtsdie Hypothese nicht
nur von den Fachgenossen, sondern auch von der
Seite, auf die Herr Wielandt das Hauptgewicht
legt, endgiltig abgelehnt. B.
 
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