494 Monatshefte für Kunstwissenschaft
geplant, die der Bedeutung des Münchener
Marktes entsprechen wird. Die Auswahl der
auszustellenden Objekte unterlag einer aus
Kunsthistorikern und Kunstsammlern zusammen-
gesetzten Jury, das äußere Arrangement liegt
in den bewährten Händen von Professor Benno
Becker. Von hervorragenden Firmen sind ver-
treten: Hofantiquar Böhler mit Gobelins, Öl-
gemälden, deutschen Holzplastiken usf.; W.
Böhler mit einzelnen erlesenen gotischen Fi-
guren; A. S. Drey mit guten Bronzen aus dem
14. und 15. Jahrhundert, Silber und Majoliken;
Hofantiquar Kommerzienrat Steinharter mit
kunstgewerblichen Gegenständen, namentlich
wertvollem Silbergerät und Elfenbein; J. Drey
ebenfalls mit schönem Silbergerät, Plastiken,
Fayencen und Webereien; H. Helbing mit Ob-
jekten aus allen Gebieten des Kunsthandels;
Lämmle mit besonders interessanten Klein-
plastiken der gotischen Epoche und Kleinodien;
L. Stern mit einer Reihe von Holzskulpturen,
Bronzen usw.; ebenso H. Einstein und
Weißenbeck. Natürlich wird auch die Welt-
firma von Bernheimer mit ausgezeichneten
Gobelins, Möbeln und italienischen Plastiken
trefflich vertreten sein. Die Münzhandlungen
von Dr. Hirsch und Merzbacher repräsen-
tieren das Gebiet des antiken Numismatik und
der Renaissancemedaille. Auch die Buchanti-
quariate von Halle, L.Rosenthal, J. Rosen-
thal, Emil Hirsch und Heß werden zahlreiche
kostbare Handsdiriften und Einbände auf die
Ausstellung bringen, die für den Kunstgelehrten
und den Kunstsammler hochinteressant zu wer-
den verspricht, da sie den wertvollsten Besitz
des gesamten Münchener Kunsthandels an einer
Stelle vereinigt. Die Herausgabe eines wissen-
sdiaftlidien Kataloges ist ebenfalls beschlossen,
mit dessen Abfassung die Kunsthistoriker Dr.
Bassermann-Jordan, Dr. G. Habich und
Dr. Leidinger betraut wurden.
Über die bemerkenswerten Versteigerungen
im April wurde bereits im letzten Heft ausführ-
lich berichtet. Nach den Osterferien fand bei
Helbing am 7. Mai eine kleine Auktion von
Bildern statt, unter welchen die alte Münchener
Schule vorherrschte (Anton Seitz, Schleich sen.,'
Morgenstern, Voltz, Willroider, Zimmermann).
Darunter auch zwei Werke von Füger
(Morgen und Dido am Scheiterhaufen), Haber-
mann, und drei prächtige Landschaften von
Stäbli.
Im Laufe des Mai finden bei Helbing zwei
große Versteigerungen statt. Am 19. Mai wird
die Sammlung des Professors Julius Naue,
am 26. Mai die Sammlung Leinhaas ver-
steigert, über welche der Besitzer in der Zeit-
schrift für christliche Kunst berichtet hat. Wäh-
rend die erstere Auktion die Archäologen und
Prähistoriker nach München ziehen wird, fordert
die letztere die Freunde und Sammler der
mittelalterlichen deutschen Kunst, vornehmlich
der Holzplastik, für sich auf.
Professor Dr. Julius Naue war eine bei
Künstlern und Gelehrten wohlbekannte Persön-
lichkeit und als Schüler und Freund Schwinds,
als Besitzer einer umfangreichenSchwind-Samm-
lung, als unermüdlicher Forscher auf dem Ge-
biete der Vorgeschichte Bayerns und rüstiger
Mitarbeiter an der Errichtung des Bayerischen
Prähistorischen Museums geschätzt. Die Samm-
lung zeigt ihn als Freund auch des klassi-
schen Altertums und als Forscher der Vorge-
schichte der Länder des Mittelmeerbeckens.
Naue, der mit Schliemann innig befreundet war,
hat auch auf diesem Gebiete in einer ganz be-
stimmten Richtung gesammelt: der Typologie
namentlich der Gefäße war seine Aufmerksam-
keit gewidmet: von dem protoägyptischen Ge-
fäßen, (3. Jahrtausend v. Chr.) bis zu denen der
hellenistischen Zeit hat die Sammlung eine statt-
liche Reihe merkwürdiger Stücke aufzuweisen.
Neben den Gefäßen sind die figürlichen Ter-
rakotten zu erwähnen. Den Höhepunkt des
Ganzen bezeichnen indessen einige hervorragend
schöne Marmorarbeiten von einer gemein-
samen Fundstätte in Karlen stammend. Reich
ist die Sammlung in kleinen Objekten z. B. ein
bei Kerak (dem alten Kirmoal) in Palästina ge-
fundener Terrakottalöwe, ein Kuriosum durch
seine Bilinguität (er enthält eine Keilschrift neben
einer punischen), dann vor allem der Goldschmuck
der Mykenaezeit: eine Goldmaske, die als vierte
zu den von Schliemann gefundenen hinzutritt;
ein Goldblech mit der Darstellung dreier Krieger
und eine kleine goldene Brillenspirale. Typo-
logisch interessant ist ferner die Abteilung der
Bronzearbeiten. —u—
PARIS ^ '=
Der Monat April war in seiner ersten Hälfte
recht belebt. Es fand zunächst am 6. April eine
wichtige Versteigerung von alten Möbeln und
Tapisserien statt, bei der hohe Preise erzielt
wurden, besonders unter den Tapisserien gingen
Stücke mit 35000, 33500 und 46000 fs. weg. Die
Sammlung Perier brachte am 7. April als piece
de resistance einen Diaz (Nymphen) für den der
hohe Preis von 13000 fs. erzielt wurde; ein
Corot und mehrere Harpignies machten große
Preise. Eine größere Anzahl von Tierbronzen
geplant, die der Bedeutung des Münchener
Marktes entsprechen wird. Die Auswahl der
auszustellenden Objekte unterlag einer aus
Kunsthistorikern und Kunstsammlern zusammen-
gesetzten Jury, das äußere Arrangement liegt
in den bewährten Händen von Professor Benno
Becker. Von hervorragenden Firmen sind ver-
treten: Hofantiquar Böhler mit Gobelins, Öl-
gemälden, deutschen Holzplastiken usf.; W.
Böhler mit einzelnen erlesenen gotischen Fi-
guren; A. S. Drey mit guten Bronzen aus dem
14. und 15. Jahrhundert, Silber und Majoliken;
Hofantiquar Kommerzienrat Steinharter mit
kunstgewerblichen Gegenständen, namentlich
wertvollem Silbergerät und Elfenbein; J. Drey
ebenfalls mit schönem Silbergerät, Plastiken,
Fayencen und Webereien; H. Helbing mit Ob-
jekten aus allen Gebieten des Kunsthandels;
Lämmle mit besonders interessanten Klein-
plastiken der gotischen Epoche und Kleinodien;
L. Stern mit einer Reihe von Holzskulpturen,
Bronzen usw.; ebenso H. Einstein und
Weißenbeck. Natürlich wird auch die Welt-
firma von Bernheimer mit ausgezeichneten
Gobelins, Möbeln und italienischen Plastiken
trefflich vertreten sein. Die Münzhandlungen
von Dr. Hirsch und Merzbacher repräsen-
tieren das Gebiet des antiken Numismatik und
der Renaissancemedaille. Auch die Buchanti-
quariate von Halle, L.Rosenthal, J. Rosen-
thal, Emil Hirsch und Heß werden zahlreiche
kostbare Handsdiriften und Einbände auf die
Ausstellung bringen, die für den Kunstgelehrten
und den Kunstsammler hochinteressant zu wer-
den verspricht, da sie den wertvollsten Besitz
des gesamten Münchener Kunsthandels an einer
Stelle vereinigt. Die Herausgabe eines wissen-
sdiaftlidien Kataloges ist ebenfalls beschlossen,
mit dessen Abfassung die Kunsthistoriker Dr.
Bassermann-Jordan, Dr. G. Habich und
Dr. Leidinger betraut wurden.
Über die bemerkenswerten Versteigerungen
im April wurde bereits im letzten Heft ausführ-
lich berichtet. Nach den Osterferien fand bei
Helbing am 7. Mai eine kleine Auktion von
Bildern statt, unter welchen die alte Münchener
Schule vorherrschte (Anton Seitz, Schleich sen.,'
Morgenstern, Voltz, Willroider, Zimmermann).
Darunter auch zwei Werke von Füger
(Morgen und Dido am Scheiterhaufen), Haber-
mann, und drei prächtige Landschaften von
Stäbli.
Im Laufe des Mai finden bei Helbing zwei
große Versteigerungen statt. Am 19. Mai wird
die Sammlung des Professors Julius Naue,
am 26. Mai die Sammlung Leinhaas ver-
steigert, über welche der Besitzer in der Zeit-
schrift für christliche Kunst berichtet hat. Wäh-
rend die erstere Auktion die Archäologen und
Prähistoriker nach München ziehen wird, fordert
die letztere die Freunde und Sammler der
mittelalterlichen deutschen Kunst, vornehmlich
der Holzplastik, für sich auf.
Professor Dr. Julius Naue war eine bei
Künstlern und Gelehrten wohlbekannte Persön-
lichkeit und als Schüler und Freund Schwinds,
als Besitzer einer umfangreichenSchwind-Samm-
lung, als unermüdlicher Forscher auf dem Ge-
biete der Vorgeschichte Bayerns und rüstiger
Mitarbeiter an der Errichtung des Bayerischen
Prähistorischen Museums geschätzt. Die Samm-
lung zeigt ihn als Freund auch des klassi-
schen Altertums und als Forscher der Vorge-
schichte der Länder des Mittelmeerbeckens.
Naue, der mit Schliemann innig befreundet war,
hat auch auf diesem Gebiete in einer ganz be-
stimmten Richtung gesammelt: der Typologie
namentlich der Gefäße war seine Aufmerksam-
keit gewidmet: von dem protoägyptischen Ge-
fäßen, (3. Jahrtausend v. Chr.) bis zu denen der
hellenistischen Zeit hat die Sammlung eine statt-
liche Reihe merkwürdiger Stücke aufzuweisen.
Neben den Gefäßen sind die figürlichen Ter-
rakotten zu erwähnen. Den Höhepunkt des
Ganzen bezeichnen indessen einige hervorragend
schöne Marmorarbeiten von einer gemein-
samen Fundstätte in Karlen stammend. Reich
ist die Sammlung in kleinen Objekten z. B. ein
bei Kerak (dem alten Kirmoal) in Palästina ge-
fundener Terrakottalöwe, ein Kuriosum durch
seine Bilinguität (er enthält eine Keilschrift neben
einer punischen), dann vor allem der Goldschmuck
der Mykenaezeit: eine Goldmaske, die als vierte
zu den von Schliemann gefundenen hinzutritt;
ein Goldblech mit der Darstellung dreier Krieger
und eine kleine goldene Brillenspirale. Typo-
logisch interessant ist ferner die Abteilung der
Bronzearbeiten. —u—
PARIS ^ '=
Der Monat April war in seiner ersten Hälfte
recht belebt. Es fand zunächst am 6. April eine
wichtige Versteigerung von alten Möbeln und
Tapisserien statt, bei der hohe Preise erzielt
wurden, besonders unter den Tapisserien gingen
Stücke mit 35000, 33500 und 46000 fs. weg. Die
Sammlung Perier brachte am 7. April als piece
de resistance einen Diaz (Nymphen) für den der
hohe Preis von 13000 fs. erzielt wurde; ein
Corot und mehrere Harpignies machten große
Preise. Eine größere Anzahl von Tierbronzen