Studien und Forschungen
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Bis auf dessen oberen nicht gerade glücklichen
Abschluß deckte sich dieses mit der Zeichnung
im allgemeinen Aufbau und selbst in einigen
charakteristischen Einzelheiten wie z. B. in den
schlanken flankierenden Säulchen mit den aus Kel-
chen wachsenden Schäften und den gebrochenen
Giebeln über den Seitenteilen, von denen zum
Hauptgiebel wahrscheinlich ebenfalls wie auf
der Zeichnung Delphine überleiteten. Zweifels-
ohne liegt zwischen der Zeichnung und dem
Ansbacher Altärchen eine unvergleichlich engere
Verwandtschaft vor als zwischen dem Altar
und der Hopferschen Radierung oder gar zwischen
der Zeichnung und dem Annaberger Altar des
Adolph Daucher, in welchem Haupt unverkenn-
bare Ähnlichkeit mit den beiden von ihm dem
Peter Flötner zugesdiriebenen Baseler Altar-
Entwürfen erblickt.
Habe ich einerseits die Radierung Hieronymus
Hopfers, welche Haupt mit dem Altar bei St.
Gumbert in Ansbach identifiziert, als Entwurf
oder Nachzeichnung desselben ablehnen müssen,
so bin ich andererseits auch in der Lage das
wirkliche Vorbild für das Blatt Hopfers nadi-
zuweisen. Es hat sich, wenn auch nicht in seinem
ganzen Umfang, so doch in seinem wichtigsten
Teil, der Mittelnische mit dem beinahe über-
lebensgroßen Christus als Salvator in der ehe-
maligen Taufkapelle zu St. Georg in Augsburg
erhalten (Abb. 6). Alle Zweifel über die Zu-
sammengehörigkeit von Radierung und der treff-
lich in Solnhofer Stein gearbeiteten Statue werden
zerstreut, wenn man die Haltung der Figur be-
trachtet und den wichtigsten Faltenmotiven z. B.
den über die linke Schulter gelegten Mantel,
oder dem die rechte Hülfte entblößenden Um-
schlag oder den am Boden aufstoßenden Par-
tien nachgeht. Auch das zarte Gesims der
Nische wie es das plastische Werk zeigt, ist in
dem graphischen Abbild noch deutlich erkennbar;
nur die nüchterne Muldenwölbung hat Hopfer
durch einen Muschelbogen ersetzt. Daß wir in
der Statue ein Werk des bischöflich eichstättischen
Hofbildhauers Loy Hering vor uns haben, spricht
aus jedem Meißelhieb, und man wird wohl auch
annehmen dürfen, daß die Seitenteile mit den
vier Büsten in Nischen an dem Altar wenn auch
nicht ganz in dieser Art, so doch ähnlich an-
gebracht waren.1) Ob der ganze Altaraufbau
von Hopfer festgehalten wurde, läßt sich nicht
beweisen. Manches spricht dafür. So lassen
sich gewisse Einzelheiten wie z. B. die Putten
auf den freistehenden Säulen durch verwandte
') Felix Mader, Loy Hering 1903, S.4, 43. Als Parallelen
für die Büsten im Altar können die Porträtreliefs Kaiser
Karls V. und Herzog Wilhelms IV. von Bayern — Mader
S. 90 und 91 — herangezogen werden.
Lösungen bei Loy Hering — Altar des Dom-
probstes Johannes von Wolfstein in Eichstätt
von 15191) und das ungefähr gleichzeitige Denk-
mal Bischof Konrads von Thüngen in Würz-
Abb. 6. Salvatorstatue in der St.
Georgskirche in Augsburg
bürg 2) — belegen. Die leichte zierliche Orna-
mentik der Bekrönung aber ist in Stein nicht
denkbar und auf Rechnung der spielenden Radier-
nadel Hopfers zu setzen.
Die beiden Putten, links und rechts der
9 Abb. bei Mader a. a. 0. S. 54.
2) Abb. bei Mader a. a. 0. S. 22.
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Bis auf dessen oberen nicht gerade glücklichen
Abschluß deckte sich dieses mit der Zeichnung
im allgemeinen Aufbau und selbst in einigen
charakteristischen Einzelheiten wie z. B. in den
schlanken flankierenden Säulchen mit den aus Kel-
chen wachsenden Schäften und den gebrochenen
Giebeln über den Seitenteilen, von denen zum
Hauptgiebel wahrscheinlich ebenfalls wie auf
der Zeichnung Delphine überleiteten. Zweifels-
ohne liegt zwischen der Zeichnung und dem
Ansbacher Altärchen eine unvergleichlich engere
Verwandtschaft vor als zwischen dem Altar
und der Hopferschen Radierung oder gar zwischen
der Zeichnung und dem Annaberger Altar des
Adolph Daucher, in welchem Haupt unverkenn-
bare Ähnlichkeit mit den beiden von ihm dem
Peter Flötner zugesdiriebenen Baseler Altar-
Entwürfen erblickt.
Habe ich einerseits die Radierung Hieronymus
Hopfers, welche Haupt mit dem Altar bei St.
Gumbert in Ansbach identifiziert, als Entwurf
oder Nachzeichnung desselben ablehnen müssen,
so bin ich andererseits auch in der Lage das
wirkliche Vorbild für das Blatt Hopfers nadi-
zuweisen. Es hat sich, wenn auch nicht in seinem
ganzen Umfang, so doch in seinem wichtigsten
Teil, der Mittelnische mit dem beinahe über-
lebensgroßen Christus als Salvator in der ehe-
maligen Taufkapelle zu St. Georg in Augsburg
erhalten (Abb. 6). Alle Zweifel über die Zu-
sammengehörigkeit von Radierung und der treff-
lich in Solnhofer Stein gearbeiteten Statue werden
zerstreut, wenn man die Haltung der Figur be-
trachtet und den wichtigsten Faltenmotiven z. B.
den über die linke Schulter gelegten Mantel,
oder dem die rechte Hülfte entblößenden Um-
schlag oder den am Boden aufstoßenden Par-
tien nachgeht. Auch das zarte Gesims der
Nische wie es das plastische Werk zeigt, ist in
dem graphischen Abbild noch deutlich erkennbar;
nur die nüchterne Muldenwölbung hat Hopfer
durch einen Muschelbogen ersetzt. Daß wir in
der Statue ein Werk des bischöflich eichstättischen
Hofbildhauers Loy Hering vor uns haben, spricht
aus jedem Meißelhieb, und man wird wohl auch
annehmen dürfen, daß die Seitenteile mit den
vier Büsten in Nischen an dem Altar wenn auch
nicht ganz in dieser Art, so doch ähnlich an-
gebracht waren.1) Ob der ganze Altaraufbau
von Hopfer festgehalten wurde, läßt sich nicht
beweisen. Manches spricht dafür. So lassen
sich gewisse Einzelheiten wie z. B. die Putten
auf den freistehenden Säulen durch verwandte
') Felix Mader, Loy Hering 1903, S.4, 43. Als Parallelen
für die Büsten im Altar können die Porträtreliefs Kaiser
Karls V. und Herzog Wilhelms IV. von Bayern — Mader
S. 90 und 91 — herangezogen werden.
Lösungen bei Loy Hering — Altar des Dom-
probstes Johannes von Wolfstein in Eichstätt
von 15191) und das ungefähr gleichzeitige Denk-
mal Bischof Konrads von Thüngen in Würz-
Abb. 6. Salvatorstatue in der St.
Georgskirche in Augsburg
bürg 2) — belegen. Die leichte zierliche Orna-
mentik der Bekrönung aber ist in Stein nicht
denkbar und auf Rechnung der spielenden Radier-
nadel Hopfers zu setzen.
Die beiden Putten, links und rechts der
9 Abb. bei Mader a. a. 0. S. 54.
2) Abb. bei Mader a. a. 0. S. 22.