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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 1/2
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Der Kunstsammler
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0135

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Der Kunstsammler

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KAENDLER: Apostelstatue aus Porzellan, Höhe 96 cm
Leipzig, Städt. Kunstgewerbe-Museum □

die Meißner Manufaktur zu mannigfachen de-
korativen Arbeiten heranzuziehen. Besondere
Ansprüche an die junge Manufaktur stellte die
Dekoration einer Hauskapelle, in der die Kanzel,
die Orgelpfeifen, der Altar aus weißem Porzellan
mit Gold ausgestattet werden sollten.1) Außer-
dem sollten in dieser Kapelle die beinahe lebens-
großen porzellanenen Statuen der zwölf Apostel
auf hohen Sockeln zur Aufstellung kommen.
Von den Modelleuren der Fabrik kam für
dieses schwierige Unternehmen nur Johann
Joachim Kaendler in Betracht, der im Sommer

9 Jean Louis Sponsel, Kabinettstücke der Meißner
Porzellan-Manufaktur von Johann Joachim Kaendler.
Leipzig 1900, S. 25 ff. und passim.

1731 angestellt wurde. Er scheint sich gleich
an die fast lebensgroßen Apostelfiguren ge-
macht zu haben, denn in einem Verzeichnis der
plastischen Arbeiten vom 13. Dezember 1731
(Sponsel, S. 52, 53) werden aufgeführt ein in
Ton modellierter 3% Ellen hoher Apostel Pau-
lus und ein in Porzellan gebrannter Apostel
Petrus, der infolge des Brandes auf 2^ Ellen
geschwunden war. Von dem letzteren Petrus
waren drei Exemplare gebrannt worden. Kaend-
ler erwähnt diesen Petrus „mit den beiden
Schlüsseln und auf romanische Art gekleidet"
am 22. Juni 1731 (Sponsel, S. 72), als er zu-
sammenstellte, was er bisher, d. h. bis zu seiner
definitiven Anstellung in der Meißner Manu-
faktur angefertigt hatte. Diese Petrusfigur, die
 
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