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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 1/2
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Der Kunstsammler
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0139

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Der Kunstsammlef

131

Katalog mehrere Bücher anführt (Nr. 1849—62),
darunter eine Ausgabe von Gafurius Pratica
musica (Nr. 1854) mit einer prächtigen blattgroßen
Holzschnittabbildung (S. 499). Die beiden vene-
zianischen Verleger Gabriele Giolito de Ferrari
(Nr. 1711—15) und Francesco Marcolini (Nr;
1749—55a), illustrierten teilweise selbst die
bei ihnen verlegten Bücher. Von letzterem
enthält eine Ausgabe von Aretins, Sette salmi
(Nr. 1750), ein sehr interessantes Holzschnitt-
porträt von Aretin nach Tizian, das für die
Geschichte des berühmten Chigi-Porträts Are-
tins, das kürzlich nach Amerika verkauft
wurde, von größerer Bedeutung ist. Der Spät-
zeit des 16. Jahrhunderts gehören die beiden
Salviati (Nr. 1822 und 1752—53) an, ferner An-
tonio Tempesta (Nr. 1837—39), Girolamo Porro
(Nr. 1803—06), Giovanni Battista Franco (Nr.
1696—99) und Domenico Zenoi (Nr. 1872—73).
Audi deutsche Künstler wurden oft zur
Illustrierung italienischer Bücher zugezogen. Das
zeigt ein in Venedig 1516 erschienenes Brevier
(Nr. 1635), dessen Titel-Holzschnitt offenbar von
dem Augsburger Leonhard Beck gefertigt ist.
Die berühmten Kostümbilder zu Veccellio's
Habiti antichi et moderni (Nr. 1724—26) zeichnete
der Nürnberger Christoph Krieger, der sich in
Venedig Christoforo Guerra genannt hat. Einen
besonders interessanten Holzschnitt bilden wir
ab. Er gehört einer in Siena um 1560 gedruckten
Representatione di Santa-Cecilia (Nr. 1815) an,
ist jedoch augenscheinlich von einem Holzstock
abgedruckt, der bedeutend älter ist, ja der zu
den ältesten Produkten italienischer Holzschneide-
kunst gehören dürfte, die sich erhalten haben.
Die sehr lebendige Darstellung des Kindermordes,
scheint von der Kunst des Squarcione beein-
flußt zu sein.
Von niederländischen Drucken erwähnen
wir die kunsthistorisch sehr interessante Be-
schreibung der Niederlande von Lod. Guicciar-
dini (Nr. 1888), deren Kupferstichtafeln von
Crispin van den Broeck gestochen sind. Für
den berühmten Antwerpener Verleger Christoph
Plantin arbeiteten zahlreiche Künstler, unter
denen Peter van Borcht (Nr. 1885—87),' Jean
Croissant (Nr. 1894—95), Joseph Gietleughen
(Nr. 1901 — 02), Assuerus van Londerseel
(Nr. 1920—20 a), Anton Silvius (Nr. 1930—33)
und Hieronymus Wierx (Nr. 1885) zu erwähnen
sind. Außerdem sind Werke des Goldschmiedes
Jean Collaert (Nr. 1891—93), des Architekten
Jacob Floris (Nr. 1896) und der Äsopus des in
Brügge lebenden Marcus Gheeraerts (Nr. 1899)
zu erwähnen. Die hell-dunkeln Holzschnitte
(Nr. 1903—04) von Hubert Goltz und zahl-
reiche Kupferstiche von Lucas van Leyden

(Nr. 1907—19) sind ebenfalls in dem Kataloge
angeführt.b
Den Beschluß machen einige spanische
Bücher, unter denen besonders die sehr seltenen
Americana von Lopez de Gomara (Nr.' 1948),
Oviedo Y Valdes (Nr. 1952—53), Francisco de
Xerez (Nr. 1955) hervorzuheben sind.
Dann folgen noch umfangreiche Künstler-
register, Druckortverzeichnis und ein alphabe-
tisches Register. Ferner liegen dem Kataloge
ein Gesamttitel für alle 3 Teile, ein Literatur-
verzeichnis und ein Sachregister bei. Letzteres
ist ein Beweis, wie verschiedenartig der Inhalt
der in dem Kataloge verzeichneten Werke ist.
Da finden sich Bücher über Astrologie, Chi-
romantie, Jagd, Kochbücher, Kräuterbücher, Musik,
Mystik, Mnemotechnik, Reitkunst, Wappen, Em-
blemenbücher u. v. a. An Reichhaltigkeit des
Inhaltes und Sorgfalt der Ausarbeitung dürfte
wohl das besprochene die meisten in den
letzten Jahren erschienenen Bücherverzeichnisse
übertreffen. *

MARC ROSENBERG ÜBER GOBELINS
Bei der Eröffnung der Gobelin-Ausstellung
in Karlsruhe vom 28. Mai 1907 hielt Rosenberg
einen bemerkenswerten Vortrag über Gobelins:
Die frühesten Wirkarbeiten in Gobelintechnik
sind in koptischen Gräbern gefunden; nach einer
langen Zeit, im 12. Jahrhundert, folgt der Halber-
städter Teppich; eine regelmäßige Entwicklung
setzt erst im 15. Jahrhundert ein: burgundisch-
niederländische Kunst; dann Raffaels Teppiche
(„Arrazzi"); einen dritten Höhepunkt bedeutet
die Pariser Manufaktur Ludwigs XIV. Hieran
schloß sich eine Einführung in die Technik der
Gobelinwirkerei. Gut und anregend geschrieben,
kann der Aufsatz vortrefflich als Einführung in
die Kenntnis der Gobelins dienen. S.
DER KUNSTMARKT
Der deutsche Kunstmarkt hat in den ver-
gangenen Wochen nur wenige Ereignisse ge-
sehen, die für den Sammler von stärkerem
Interesse wären. Der Januar ist eine tote Zeit
für den Kunsthandel, der alle seine Kräfte auf
die großen Schlager in den Frühjahrsmonaten
konzentriert, an denen es auch heuer nicht
fehlen soll. Bei Ketter & Reiner in Berlin
kam am 21. und 22. Januar die Galerie Fritz
Gerstel unter den Hammer, die an die 200 Bil-
der älterer und neuerer Meister in sich vereinigte,
nur wenig darunter, was die Durchschnitts-
 
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