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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 1/2
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Der Kunstsammler
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0142

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Monatshefte für Kunstwissenschaft


vaggio, Jan Steen, Teniers, Hans Bol u. a. ver-
zeichnet. Die Abteilung der Aquarelle und
Miniaturen mit Arbeiten von Doffinger, Eybl,
Füger, Führich, Ranftl usw. hat in der Haupt-
sadie ebenfalls österreidiisdien Charakter. Be-
sonderes Interesse beansprucht ferner die Ab-
teilung der Porträts. Als Piece de resistance
darunter das Porträt von Maria Anna Mo-
zart, Schwester des Komponisten, von der
Hand della Croces. Mozart selbst hat dieses
Bild wahrscheinlich in einem Briefe an seinen
Vater vom November 1780 erwähnt. Abgesehen
von dem rein historischen Interesse, das sich
einer solchen Arbeit von selbst zuwendet, ver-
dient dieses Bild (wir geben es als Probe in
einer stark verkleinerten Reproduktion wieder)
seiner hervorragenden künstlerischen Qualität
nach alles Lob. Auch einige Werke alter
Kunst aus der böhmischen Schule, ferner ein
dem Ambrosius Francken d. Ä. zugeschriebenes
Bildnis verdienen Erwähnung. Starken Zu-
spruch dürfte auch die Abteilung der französi-
schen und englischen Kupferstiche des 18. Jahr-
hunderts, darunter Arbeiten von Aubry und
Bartolozzi usw. finden, die heute sehr hoch im
Preise stehen. Den Beschluß der Versteigerung
macht eine Sammlung früher Lithographien von
Schwind, Kriehuber u. a., sowie eine Anzahl
historischer Blätter, Militaria, Viennensia usw.,
sowie ein Anhang „alte Meister", in dem wir
die Namen Rembrandt, Dürer, Schongauer u. a.
verzeichnet finden. Alles in allem eine reich-
haltige und qualitativ hochstehende Kollektion,

die auch außerhalb Österreichs die Liebhaber
und Sammler interessieren wird. -n.
PARIS =========^
Januar ist von jeher eine schlechte Zeit für
den Markt gewesen. Alle Welt ist mit gesell-
schaftlichen Verpflichtungen überhäuft und der
Monat, in dem die Bilanz des Jahres gezogen
wird, ist einer der ungünstigsten für den Kunst-
handel. In diesem Jahre ist die Geschäftsunlust
besonders groß, da die amerikanische Krise sich
überall fühlbar macht. So haben denn im ver-
flossenen Monat im Hotel Drouot kaum nennens-
werte Verkäufe stattgefunden. Während im
vorhergehenden Monate die Vente Robaut ein
Ereignis ersten Ranges gewesen war, bei dem
der Louvre seine Schätze um Corot's entzücken-
den Stadtturm von Douai bereicherte (46000 fs.)
so lassen sich aus dem Januar nur erwähnen:
Gemäldeverkäufe: moderne Bilder am 11. Ja-
nuar: Georges d'Espagnat fünf große Deko-
rationsmalereien 4150 fs. (Boussod & Valadon),
am 20. Januar: Boudin, Hafen von le Havre
(54:74) 2700 fs., am 24. Januar: Thaulow,
Dorfstraße (55 : 65) 1600 fs., am 30/31. Januar:
Salvator Rosa, Almosenverteilung im Kloster
(23:32) 1980fs. Rokkokodekorationen (14Stück)
5000 fs. Jacopo daPonte, Lautenspieler 650 fs.
(Dies Bild hatte auf der vente Sedelmeyer 1100 fs.
erzielt.) An andern Verkäufen wären zu er-
wähnen: Bücher: Sammlung des Grafen Leon
Werle. No. 78 Brillat Savarin, physiologie du
goüt mit Radierungen von Lalauze 2000 fs. (am
Tage der Vente gestohlen). No. 101 Comte de
Chevigne, contes Remois, ill. von Meissonnier
1015 fs. No. 140 eine Kollektion von 3433 graphi-
schen Werken Daumiers in 32 Bänden 2150 fs.
No. 156 Diderot. Jacques le fataliste mit
Aquarellen von Leloir 4210 fs. No. 159 Jerome
Doucet: la chanson des mois mit Aqu. von
Leloir 3870 fs. am 13/14. Januar; Salongarnitur
Louis XVI. Tapisserie Aubusson (1 Canape,
8 Fauteuils): 20 100 fs. Drei Wandteppiche
18. Jhrhdt. Nymphengruppen 62 000 fs. Andere
Tapisserien 17. u. 18. Jhrhdt.: je 3550, 4300,
5010 fs. Tapisserie d. Renaissance 10 250 fs., am
20. Januar: persische Fayencen, wobei eine Platte
aus dem 14. Jhrhdt. mit dem Basrelif einer
Moschee 960 fs. erzielte. — Herr Henri Baudonin
ist zum Nachfolger des bekannten, vor einigen
Monaten verstorbenen Kommissars Paul Che-
vallier ernannt worden. R. A. M.
 
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