Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

DOI issue:
Heft 1/2
DOI article:
[Werbung]
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0155

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Monatshefte für Kunstwissenschaft.

147

> O

Verlag von Klinkhardt & Biermann, Leipzig

Vor kurzem erschien als 2. Band der „Bücher der Kunst"

Rosalba Carriera
Die Meisterin der Pastellmalerei

o

Studien und Bilder aus der Kunst und Kulturgeschichte
des 18. Jahrhunderts
von
Emilie von Hoerschelmann

o

Preis geh. M. 6.50 — geb. M. 8.—

O

r^s ist eine längst vergessene Welt, die in dem Werke vor unseren Augen ersteht. L. Brosch
+schildert sie in einem Feuilleton der „ Wiener Abendpost" mit folgenden Worten: „Leichte
kapriziöse Stuckdekorationen, die Freskos einrahmen, voll Duft, Eleganz mit in leichter
Atmosphäre verschwimmendem Hintergründe und matten, rosigen Wolken, auf denen Amoretten
schweben; heitere, sentimentale Szenen aus dem Schäferleben, zarte, schmachtende Blumen-
gruppen oder romantisch erträumte, wie hingehauchte Veduten — in einem solchen Milieu
lebte und herrschte die Patrizierin im vergnügten Venedig des 18. Jahrhunderts. Noch
kommt hinzu zerbrechliches Porzellan, Nippsachen jeder Art, Fächer, hinter denen ein
Lächeln oder Gähnen unterdrückt wurde, die unentbehrliche Schnupftabaksdose, weiche,
mit heller Seide überzogene Möbel, kostbare Spiegel, Kronleuchter aus Murano, von denen
Hunderte Kerzen strahlten. Es war das Zeitalter der weißen Perücken, knisternden Seiden-
schleppen, der tändelnden sentimentalen Grazie, wo man unbekümmert in Saus und Braus
ziemlich frivol dahinlebte. Längst hatten die Nobili aufgehört, berechnende Kaufleute,
kühne Segler, ernste Staatsmänner zu sein. Zügellos wurde der von den Ahnen mühselig
gehäufte Reichtum vergeudet. Immer herrschte Karneval, toller Liebestaumel, den längst
vergessene Dichter in schalen Madrigalen besangen. Es erklangen auch sentimentale
Menuetts von Cimarosa oder Porpora; Goldoni schrieb seine Lustspiele, welche die Sitten
jener Zeiten nachsichtig geißelten. Die bildende Kunst suchte sich diesem Milieu anzu-
passen. Der Tausendkünstler Tiepolo malte; Guardi, kapriziös, gefällig, immer in guter
Laune; Longhi schilderte das Leben in Palästen und Straßen und wurde der treueste Chronist
der damaligen Dogenstadt; und Rosalba Carriera verewigte in ihren weichen Pastell-
porträts die blaßgeschminkte, parfümierte Patrizierin in hellseidenen Kleidern in graziöser,
schmachtender Haltung. — In Emilie v. Hoerschelmann hat eben diese vielgefeierte venezianische
Malerin eine Biographin gefunden, die mit Liebe, Fleiß und Kennerschaft dem Leben der
Meisterin nachgegangen ist. Nicht so bald war eine Feder berufener, eine Frauenseele zu
schildern. Die Verfasserin hat in ihrem neuen Buche ein abschließendes Werk geschaffen."
Wiener Abendpost vom 30. Januar 1908.
 
Annotationen