Posse. Die Neuerwerbungen des Kaiser Friedrich-Museums zu Berlin 159
Abb. 4. JAN FYT: Stilleben
gegen ein helles Gelb gestellt ist. Selten sieht man auch von dem Meister selbst ein
Werk von solch kühlem farbigem Reiz.
Das letzte unter den Gemälden der Kannschen Erwerbung bietet noch eine Nuß
für Kunsthistoriker: das Brustbild eines jüngeren Mannes, flachshaarig, mit blauen,
etwas verschleierten Augen, die im Verein mit dem herben gekniffenen Mund ein
melancholisches Temperament vermuten lassen (Abb. 5). Dem Physiognomiker möchten
der verbitterte Ausdruck, die Falten um den Mund und ein verächtlicher, abweisender
Zug um die Lippen wohl noch mehr verraten. Daß es das Bildnis eines Deutschen
ist, lassen Typus und Tracht nicht bezweifeln.
Auch seinen Urheber hat man bisher unter den „Tedeschi" gesucht, da schon
die Verwandtschaft mit bekannten deutschen Bildnissen aus der Zeit um 1500 (z. B.
Dürers Bildnis des Hans Tücher in Weimar) und die Darstellung einer Alpenlandschaft
mit einer Stadt (Trient?) im Fensterausschnitt darauf hinzudeuten schienen. Trotzdem
Anordnung und Haltung (z. B. der vorn auf der Brüstung aufliegenden Hand), so
viele für die venetianische Porträtkunst zu Beginn des 16. Jahrhunderts charakteristische
Züge aufweisen, spricht doch noch manches dafür, den Autor unter den Malern
Abb. 4. JAN FYT: Stilleben
gegen ein helles Gelb gestellt ist. Selten sieht man auch von dem Meister selbst ein
Werk von solch kühlem farbigem Reiz.
Das letzte unter den Gemälden der Kannschen Erwerbung bietet noch eine Nuß
für Kunsthistoriker: das Brustbild eines jüngeren Mannes, flachshaarig, mit blauen,
etwas verschleierten Augen, die im Verein mit dem herben gekniffenen Mund ein
melancholisches Temperament vermuten lassen (Abb. 5). Dem Physiognomiker möchten
der verbitterte Ausdruck, die Falten um den Mund und ein verächtlicher, abweisender
Zug um die Lippen wohl noch mehr verraten. Daß es das Bildnis eines Deutschen
ist, lassen Typus und Tracht nicht bezweifeln.
Auch seinen Urheber hat man bisher unter den „Tedeschi" gesucht, da schon
die Verwandtschaft mit bekannten deutschen Bildnissen aus der Zeit um 1500 (z. B.
Dürers Bildnis des Hans Tücher in Weimar) und die Darstellung einer Alpenlandschaft
mit einer Stadt (Trient?) im Fensterausschnitt darauf hinzudeuten schienen. Trotzdem
Anordnung und Haltung (z. B. der vorn auf der Brüstung aufliegenden Hand), so
viele für die venetianische Porträtkunst zu Beginn des 16. Jahrhunderts charakteristische
Züge aufweisen, spricht doch noch manches dafür, den Autor unter den Malern