Weese. Burgunder Kirchen
183
PARAY-LE-MONIAL: Chor
aufgeschlossenen Raumbildern stand den tiefsinnigsten Baugedanken der älteren Mönclis-
kunst feindlich gegenüber, was wir heute oft vergessen. Doch sollten die modernen
Kirchenbaumeister den allein seligmachenden Glauben an die Gotik abschwören und
einmal in Burgund Kirchenfeierlichkeit und Andachtsversenkung an originalen Werken
der älteren Kunst auf sich wirken lassen. Ich glaube, daß wir dem Kunstwillen dieser
älteren Zeit näher stehen, als der klipp und klar, logisch und mathematisch und immer
unzweifelhaft und notwendig arbeitenden Gotik der zünftigen Dombauhütten. Damals
war die Kunst schon ein Wissen geworden. Im XII. Jahrhundert aber und der ersten
Hälfte des XIII. Jahrhunderts hat sie noch die köstliche Ursprünglichkeit der Ahnung.
Der klassische Bau dieser Schule aber ist Autun, wenngleich es keine Kloster-
kirche ist. In mehr als einem Sinne ein klassischer Bau. Er ist das besterhaltene
Werk, auch das reifste und klarste. Aber er ist auch der antiken klassischen
Kunst durch geheime Verbindungen näher, als die anderen Mönchskirchen derselben
Schule. Eine Anzahl klassisch-antiker Formelemente, wie kannelierte Pilaster, schön
gezeichnete Akanthuskapitelle, feinstilisierte Rundbogenarkaden machen zuerst auf die
hohe Ahnenreihe dieser Formen aufmerksam. Aber stärker wirken andere Elemente,
die mehr dem Raumgefühl entspringen. Der schwere Ernst des dunkelgehaltenen
Mittelschiffes ist nicht rein asketisdi-christlich, da über allem eine imperiale Grandiosität
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PARAY-LE-MONIAL: Chor
aufgeschlossenen Raumbildern stand den tiefsinnigsten Baugedanken der älteren Mönclis-
kunst feindlich gegenüber, was wir heute oft vergessen. Doch sollten die modernen
Kirchenbaumeister den allein seligmachenden Glauben an die Gotik abschwören und
einmal in Burgund Kirchenfeierlichkeit und Andachtsversenkung an originalen Werken
der älteren Kunst auf sich wirken lassen. Ich glaube, daß wir dem Kunstwillen dieser
älteren Zeit näher stehen, als der klipp und klar, logisch und mathematisch und immer
unzweifelhaft und notwendig arbeitenden Gotik der zünftigen Dombauhütten. Damals
war die Kunst schon ein Wissen geworden. Im XII. Jahrhundert aber und der ersten
Hälfte des XIII. Jahrhunderts hat sie noch die köstliche Ursprünglichkeit der Ahnung.
Der klassische Bau dieser Schule aber ist Autun, wenngleich es keine Kloster-
kirche ist. In mehr als einem Sinne ein klassischer Bau. Er ist das besterhaltene
Werk, auch das reifste und klarste. Aber er ist auch der antiken klassischen
Kunst durch geheime Verbindungen näher, als die anderen Mönchskirchen derselben
Schule. Eine Anzahl klassisch-antiker Formelemente, wie kannelierte Pilaster, schön
gezeichnete Akanthuskapitelle, feinstilisierte Rundbogenarkaden machen zuerst auf die
hohe Ahnenreihe dieser Formen aufmerksam. Aber stärker wirken andere Elemente,
die mehr dem Raumgefühl entspringen. Der schwere Ernst des dunkelgehaltenen
Mittelschiffes ist nicht rein asketisdi-christlich, da über allem eine imperiale Grandiosität