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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 3
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Studien und Forschungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0206

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198

Monatshefte für Kunstwissenschaft

wie er sich in der diagonalen, in die Tiefe ge-
richteten Anordnung der linken Eckgruppe auf
den eben bezeichneten Reliefs ausspricht. Dabei
ist diese Gruppe im Aufbau wie in den Motiven
der einzelnen Figuren, namentlich des im Vorder-
gründe gelagerten und halb vom Rücken ge-
sehenen Mädchens von hohem Reiz. Zu dem,
was wir unter römischer Plastik verstehen, ge-
hören diese milesischen Reliefs ganz sicher
nicht, ihr besonderer Stil in seinem Zusammen-
hänge mit den magnetischen Skulpturen weist
auf eine festgewurzelte, lang dauernde lokale
Tradition, in deren Wirkung wir einen flüchtigen
Blick erhalten. Es ist griechische, kleinasiatisch-
hellenistische Plastik aus der Zeit, da die römi-
schen Cäsaren das Szepter der Weltherrschaft
hielten, aber keine „römische Reichskunst", son-
dern von der am Tiber betriebenen im Kern
des Wesens verschieden.
P. Herrmann.
GOTLAND : .. =
Die Kunstgeschichte Gotlands im 13. und
14. Jahrhdt. behandelte Dr. Roosvaal in einem
Vortrag am 10. Januar in der Kunstgeschicht-

lichen Gesellschaft zu Berlin. Aus der ersten
Periode, die R. von 1050—1150 ansetzte, ist von
den holzgebauten Kirchen nichts erhalten; da-
gegen eine Anzahl Taufsteine in Sandstein, mit
wirkungsvollen bewegten Reliefs. In der zwei-
ten Periode (1150 — 1250) wurden steinerne
Kirchen gebaut, doch sind auch von ihnen nur
Einzelheiten der Außendekoration erhalten, ein-
gemauert in spätere Bauten. Diese, wie einige
Gemälde vom Ende des 12. Jahrhunderts in
Gade, zeigen russisch- byzantinischen Einfluß.
Einwirkung von Deutschland (Westfalen) her
weisen die Bauten der dritten Periode auf
(1250—1300). Die Bautätigkeit steigt, auch wird
viel nach Norddeutschland exportiert, namentlich
Tauf- und Grabsteine. Die vierte Periode
(1300—1400) kennzeichnet die Herrschaft der
Gotik in den Einzelformen; die Hauptformen
bleiben die alten einheimischen. Exportiert
werden hauptsächlich gravierte Grabplatten und
Figuren-Kapitelle. Ende des 14. Jahrhunderts
endet die reiche Kunstblüte Gotlands durch den
Sieg der deutschen Hanse. — Dr. Schmitz er-
gänzte den Vortrag von R. durch Erläuterungen
über die Beziehungen zwischen Westfalen und
Gotland im 12. und 13. Jahrhundert. S.
 
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