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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 3
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0217

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Rundschau

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stitut Georges Perrot steht. Da in der Kom-
mission außerdem noch eine Reihe Kenner von
Indochina sich befinden und da der Vorsitz
wohl nur als eine Repräsentationspflicht aufzu-
fassen ist, wird man sagen können daß the
right man on the right place ist.
Den Beweis des gleichen wird hoffentlich der
bekannte Romanschriftsteller und Kunstkritiker
Gustave Geffroy erbringen, der zum Ersätze
des Herrn Guiffrey zum Direktor der Teppich-
manufaktur der Gobelins ernannt wurde. Seit
dem Abgänge des verdienten Chemikers Chev-
reul hat man behauptet, daß der technische
Betrieb der Gobelins nicht mehr ganz auf der
Höhe und ein wenig schläfrig sei. Wünschen wir,
daß Herr Geffroy, der gerade augenblicklich am
Odeon ein Stück mit größtem Erfolg heraus-
gebracht hat auf dem Gebiet der Teppich-
fabrikation die Fäden ebenso geschickt unter-
einander verknoten wird wie in seinem Stück
„l'apprentie".
Die verschiedenen Salons und Privatgesell-
schaften überschütten uns mit der Flut der
Ausstellungen, zu erwähnen lediglich eine Re-
trospektive Boudins in dem sonst tödlich lang-
weiligen Salon de l'Ecole Frangaise, eine Retro-
spektive Guys, im Cercle de la librairie, gute
Aquarelle in der von Gaston Latouche geleiteten
Societe de la peinture ä l'Eau, schöne deko-
rative panneaux von Manzana-Pissarro bei
Druet und entzückend intime Vuillards bei den
Bernheims. Die Societe Nationale bereitet in
diesem Jahre in dem Schlösschen Bagatelle eine
Ausstellung von Portraits markanter Persönlich-
keiten der zweiten Republik (1848—52) vor.
Rudolf Adelbert Meyer.
BELGIEN ===^=========
Nachdem an allen größeren Sammlungen der
Europäischen Hauptstädte Gallerievereine be-
stehen, die dann mit ihren Mitteln einspringen,
wenn der schwerfällige Mechanismus der staat-
lichen Organisationen nicht schnell genug bei
der Hand ist, so hat sich endlich auch in Brüssel
ein Verein der Museumsfreunde gebildet, an
deren Spitze der Minister Beernaert, der Vize-
präsident der Königlichen Museumskommission,
steht. — Die Sammlung der Stadt Brügge befand
sich bisher in einem ungünstig beleuchteten und
ziemlich feuchten Raume in der Katharinastraat,
der der dort aufbewahrten Meisterwerke nicht ge-
rade würdig war, wenn er nicht gar die Er-
haltung derselben gefährdete. Der Magistrat
von Brügge hat jetzt die erste Rate eines

Kredits bewilligt, um ein neues Museum zu er-
richten, daß durch Gartenanlagen dem Kom-
plexe der Vrouvenkerk, dem Gruuthuse und
dem Johannesspital angegliedert werden soll.
— Die Ausstellung der von Octave Maus ge-
leiteten Libre esthetique soll dieses Jahr be-
sonders umfangreich gestaltet werden, da die
Libre esthetique auf ihr fünfundzwanzigjähriges
Bestehen zurückblickt. Argus.
HOLLAND ..- .'=
Die Erhaltung, beziehungsweise der Abbruch
von zwei alten Amsterdamer Gebäuden gaben
im Februar Anlaß zu Erörterungen, ohne daß
man bis jetzt zu einem endgültigen Resultat
gelangt wäre. Das eine Mal handelte es sich
um die Instandsetzung des in der Jodenbreestraat
gelegenen Rembrandthauses, das die meisten
Besucher Amsterdams, die um Rembrandts willen
dorthin kamen, wenigstens von außen kennen.
Das Innere war völlig verwahrlost. Nichts ist
dort mehr erhalten, was an jene Zeit erinnern
könnte, da Rembrandt in diesen Räumen so
glückliche und auch so traurige Tage durchlebte.
Nun endlich soll das Rembrandthaus vor dem
gänzlichen Verfall bewahrt und in eine würdigere
Verfassung gebracht werden. Die ersten Schritte
dazu wurden bereits im Jahre 1906 getan, ge-
legentlich der großen Rembrandtfeier. Damals
wurde das Gebäude von der Stadt erworben
und die weitere Sorge für dasselbe einem eigens
zu diesem Zwecke gegründeten Verein „Rem-
brandthuis" anvertraut. Über das Wie der
Restaurierungsarbeiten, vor allem auch, wozu
die freiwerdenden inneren Räumlichkeiten be-
nutzt werden sollen, gingen die Ansichten aus-
einander. Der eine dachte an eine Wieder-
herstellung der alten Einrichtung, wie sie zu
Rembrandts Zeit war. Ein Plan, der — auch
bei der glücklichsten Phantasie — zu einem be-
friedigenden Resultat wohl schwerlich führen
kann. Andere schlugen vor, die einfach möb-
lierten Räume etwa als Sitzungslokale Vereinen
zur Pflege der Kunst zur Verfügung zu stellen.
— Wieder andere, darin eine Art Rembrandt-
archiv zu gründen, in dem alles gesammelt wer-
den soll, was auf dem Meister Bezug hat. So
ohne weiteres läßt sich keinem dieser Vor-
schläge zustimmen. Hier spielen Gefühl und
Takt dem großen Künstler gegenüber zu sehr
mit hinein. Denn es gilt eine Gedächtnis-
stätte zu schaffen in einem Gebäude, mit dem
so viel Rembrandt'sche Schicks als geschichte
verbunden ist. Im Augenblick sind über diese
 
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